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Brno entschuldigt sich bei Brünnern

Am 31. Mai 1945 wurden die 30.000 in der Stadt verbliebenen Brünner Deutschen, vornehmlich Frauen, Kinder und alte Menschen, binnen zwei Stunden aus ihren Häusern gejagt und aus der Stadt getrieben. Nur fünfzehn Kilogramm Gepäck pro Person waren erlaubt. Auf dem fünfundfünfzig Kilometer langen Weg zur österreichischen Grenze sterben Tausende, Bundespräsident Karl Renner (der selbst Deutsch-Böhme war) läßt die Hungernden tagelang nicht einreisen. Auch nach der Öffnung der Grenze geht das Sterben weiter, über tausend Opfer des Todesmarsches wurden in Österreich bestattet. Die Gesamtzahl der Toten liegt bei rund 5.200.

Am 20. Mai 2015 beschloss der Stadtrat von Brno, sich in einer Resolution für den Todesmarsch zu entschuldigen. Vierunddreißig der fünfundfünfzig Stadträte unterstützten die Erklärung, die Sozialdemokraten enthielten sich, die Kommunisten stimmten dagegen. Oberbürgermeister Petr Vokřál lud sogar den Obmann der sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich zum gemeinsamen Gedenken nach Brünn ein.

Insgesamt wurden nach Kriegsende fast drei Millionen Sudetendeutsche vertrieben, nach Angaben des deutschen Statistischen Bundesamtes kamen dabei 273.000 Menschen ums Leben.

 
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