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Wir Enkel Abrahams

Von Stephan Baier

Nächtlicher Aufstieg am Berg Sinai, wo einst Mose von Gott die Gesetzestafeln erhielt – und sie dann zornig zerschmetterte, als er das Volk um das goldene Kalb tanzen sah. Vor mir redet eine emanzipierte deutsche Frau auf einen jugendlichen Ägypter ein: Es sei ganz schrecklich für sie, ansehen zu müssen, wie sich die arabischen Frauen verhüllen. Der Schleier sei eine unerträgliche Diskriminierung der Frau. Eine Schande für dieses hochkultivierte Land! – Der Ägypter zögert eine Weile: Ja, wahrscheinlich fühlen sich manche muslimische Frauen tatsächlich unwohl, antwortet er schließlich. Aber es sei nun einmal Gottes Wille, daß die Frau ihren Körper bis auf das Gesicht und die Hände ganz verhüllt. Also müsse sich die Frau entscheiden: Wenn sie den Willen Gottes tut, wird sie von ihm dafür belohnt; tut sie ihn trotz der Mahnungen ihrer Familie nicht, wird sie von Gott dafür bestraft. – Wortlose Fassungslosigkeit bei der Deutschen. Nicht die Frage ob der Schleier nun Gottes Wille ist oder nicht, sondern die schlichte Tatsache, daß ein junger Muslim überhaupt behauptet, man kenne ja den Willen Gottes, hat ihr die Sprache verschlagen.

Christen machen zunehmend dieselbe Erfahrung: Wo immer die Kirche sich sozial und humanitär engagiert, wo sie zu Frieden und Gerechtigkeit mahnt, ist sie durchaus gern gelitten und wird gelobt. Eine Welle des Hasses und der Verständnislosigkeit schlägt ihr im aufgeklärten Westen dann entgegen, wenn sie unter Berufung auf die Offenbarung, also auf Gottes Wille und Weisung, sagt, was geboten und verboten ist. Die jüngst publizierte Note der vatikanischen Glaubenskongregation über die rechtliche Stellung der homosexuellen Partnerschaften inspirierte einen österreichischen Karikaturisten, einen Kardinal Ratzinger zu zeichnen, dem der Ayatollah Khomeini etwas ins Ohr flüstert. – Katholisch-muslimische Allianzen? Ja, tatsächlich gab es diese, etwa bei der lange zurückliegenden Debatte um einen Gottesbezug in der Charta der Vereinten Nationen, oder später bei der UN-Weltbevölkerungskonferenz in Kairo, als nur die Vertreter des Heiligen Stuhls und muslimischer Staaten die Abtreibung als Strategie der Bevölkerungsplanung ablehnten. – Für den westlichen Heiden der beste Beweis einer „fundamentalistischen“ Gefahr.Wenn in arabischen Ländern heute – dank Massentourismus und Satellitenfernsehen – die Werte und die Unwerte der westlichen Zivilisation bestaunt werden können, dann führt dies bei Muslimen nicht nur zu Be- oder Verwunderung, sondern auch zu Verachtung und Abscheu. Staunend begaffen deutsche, russische, englische Touristinnen in Sharm el Seikh oder Hurghada, wie verschleierte Araberinnen im Hotelpool plantschen. Nicht minder befremdet sehen Ägypter und Palästinenser ebendort, wie sich fastnackte Europäerinnen am Strand räkeln oder unter die Prankenhände des Masseurs begeben. Für einen gläubigen Muslim dürfte es unmöglich sein, das von unaufhörlichem Ehebruch, ständig wechselnden Partnerschaften, sexueller Freizügigkeit und Auflösung der Familie geprägte Bild des Westens – wie es ihm via Fernsehen präsentiert wird – für erstrebenswert oder moralisch überlegen zu halten. Geht es gläubigen Katholiken nicht ähnlich?

Die Renaissance des Islam macht dem Westen Angst

Das seit Jahrzehnten wieder wachsende muslimische Selbstbewußtsein, die religiöse oder mancherorts auch nur politische Renaissance des Islam machen dem Westen Angst. Sie beweisen nämlich, daß Globalisierung nicht gleichbedeutend ist mit Verwestlichung oder Amerikanisierung. Mehr noch: Sie zeigen, daß der Siegeszug der Aufklärung und des Säkularismus den islamischen Raum nicht erfaßt hat. Voll Bewunderung wird die Technik des Westens übernommen, aber nicht sein Familien-, Gesellschafts- und Weltbild.
Kritisieren Christen, daß es im Islam – theoretisch und oft auch praktisch – keine Unterscheidung von Religion und Politik gibt, so irritiert den westlich-säkularisierten Menschen, daß der Islam sich von seinem Selbstverständnis her nicht in den Raum rein privater Frömmigkeit zurückziehen kann. Daß dies auch dem Christentum nicht wesenseigen ist, weil auch Christi Jünger die Gesellschaft zu formen und zu bekehren haben, merkt man erst, wenn der Papst wieder einmal zu Fragen der Euthanasie, der Abtreibung, des Klonens von Menschen oder der Rechte der Familien deutliche Worte spricht.
Gläubige Christen trennt von gläubigen Muslimen unüberbrückbar die Sicht Jesu Christi, der im Koran zwar als großer und einzigartiger Prophet verehrt wird, aber eben doch nur als Mensch, nicht als „wahrer Gott und wahrer Mensch“, wie es im christlichen Credo heißt. Doch trennt den gläubigen Christen von seinem heidnischen Nachbarn, Arbeitskollegen oder Chef nicht noch mehr? Das Zweite Vatikanische Konzil scheint davon ausgegangen zu sein, als es zunächst die Juden und dann die Muslime in eine größere Nähe zum Gottesvolk rückte als jene, „die ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind“.
Das Konzil deutet auch an, worin es die Nähe zwischen Christen und Muslimen sieht: „Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird.“ (Dogmatische Konstitution „Lumen Gentium“ Nr. 16). Auch wenn die Formulierung „nobiscum Deum adorant unicum“ wohl nicht bedeuten soll, daß die Konzilsväter an ein gemeisames Gebet von Christen und Muslimen gedacht haben, bleibt doch unbestreitbar, daß den Muslimen hier eine wahre – wenn auch aus christlicher Sicht eine defizitäre – Gotteserkenntnis und Gottesverehrung zuerkannt wird.
Nicht minder deutlich in der Konzilserklärung „Nostra aetate“ (Nr. 3): „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft.“ Tatsächlich trennt das, was das Konzil anerkennend über den Glauben der Muslime sagt, den gläubigen Christen heute von weiten Teilen seiner eigenen westlichen Gesellschaft: Nicht nur die Debatten um den Gottes-Bezug in der Europäischen Verfassung oder die religiöse Eidesformel, sondern mehr noch die Kontroversen um alle gesellschaftspolitischen Themen, die die Menschenwürde berühren, zeigen uns, daß der Glaube an „den alleinigen Gott, den in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat“ reichlich dünn geworden ist.

Der Papst respektiert den authentischen Islam

Es ließ erstaunlich wenig aufhorchen, als Papst Johannes Paul II. im Jahr 2001 gerade in dem Moment, als der Westen zum großen Krieg gegen die islamischen Fundamentalisten trommelte, in Kasachstan seinen „Respekt vor dem authentischen Islam“ bekundete. Während US-Präsident George Bush II. in jener Fernsehansprache, mit der er den Krieg gegen Afghanistan ankündigte, den Segen Gottes auf Amerika herabflehte, mahnte der Papst zu Frieden und Dialog. Wenn Johannes Paul II. in einer wohlüberlegten Formulierung den Respekt vor dem „authentischen Islam“, also nicht etwa vor einem fiktiven verwestlichten oder säkularisierten Islam, bekundet, dann verwirrt dies vor allem auch Katholiken. Jene nämlich, die im Islam etwas Schlimmeres als eine Häresie sehen: eine Form des Un- oder Aberglaubens, die sich praktisch in der Geschichte stets gegen die christliche Zivilisation gewandt habe und angeblich auch heute das Abendland (durch Immigration und Kinderfreudigkeit) bedrohe.
Das jüngste Konzil und der gegenwärtige Papst widersprechen also klar bestimmten Behauptungen, die in christlichen Kreisen häufig anzutreffen sind: Die Muslime würden einen anderen Gott, einen Wider-Gott oder gar den Satan anbeten, wenn sie „Allah“ anrufen. (Nur nebenbei sei bemerkt, daß die Katholiken auf Malta Gott in ihrer Muttersprache ebenfalls „Allah“ nennen. Maltekisch ist die einzige semitische Sprache, die mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird.) Die zitierten Konzilspassagen sind nicht einfach ein Ausdruck der Toleranz, sondern anerkennen ausdrücklich das muslimische Gottesbild als eine wahre, jedoch zugleich defizitäre Vorstellung vom wahren Gott.
Noch viel mehr läßt sich aus christlicher Sicht zweifellos von der jüdischen Religion sagen: Das Christentum anerkennt die Gottesoffenbarung des Alten Bundes – nicht aber jene des Koran – als eine wahre Offenbarung, die jedoch erst durch die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus ihren Höhepunkt, Abschluß und letzten Sinn findet. Aus christlicher Sicht sagt der Islam Wahres über den Schöpfer-Gott aus, bleibt jedoch weit hinter der Wahrheitsfülle des Christentums zurück, weil er die wahre Gottheit Jesu Christi leugnet und das trinitarische Wesen des einen Gottes verkennt. Für Muslime ist die Vorstellung vom dreifaltigen Gott ein Rückfall in die Vielgötterei. Zugleich ist unbestreitbar, daß Christen und Juden im Koran vieles finden, das ihren religiösen Auffassungen direkt und fundamental widerspricht.
Wie aber kann der Islam überhaupt Wahres über den transzendenten Gott aussagen, wenn er sich der Fülle der Christus-Offenbarung – also der höchsten und unüberbietbaren Selbstmitteilung des dreifaltigen Gottes an die Menschen – verschließt? Theologisch gibt es dafür zwei Gründe: Einerseits, daß Mohammed zumindest in Fragmenten das Alte und das Neue Testament kannte und vieles davon anerkannte, übernahm und in den Islam integrierte. Dies betrifft nicht nur das Selbstverständnis der Muslime als geistiger Kinder Abrahams (was mindestens ebenso Juden und Christen von sich behaupten dürfen), sondern auch das Bekenntnis zu Jesus als Prophet Gottes und zur Verehrung Marias als einer auserwählten Jungfrau. Von seiner Entstehungs- und Wirkungsgeschichte her kann man den Islam als jüdisch-christliche Häresie betrachten, was jeden gläubigen Muslim maßlos provozieren müßte.
Theologisch gibt es aber noch einen zweiten Grund, weshalb die Gottesvorstellung des gläubigen Muslim aus katholischer Sicht als wahr und defizitär zugleich betrachtet werden kann. Es gibt nämlich außer der übernatürlichen Gotteserkenntnis (aufgrund der göttlichen Offenbarung) auch eine natürliche Gotteserkenntnis (aufgrund der von Gott dem Menschen verliehenen Vernunft). Das Erste Vatikanische Konzil dogmatisierte, daß „Gott, aller Dinge Ursprung und Ziel, mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Sicherheit erkannt werden kann“ („Eadem sancta mater Ecclesia tenet et docet, Deum, rerum omnium principium et finem, naturali humanae rationis lumine e rebus creatis certo cognosci posse“).
Behauptet wird hier nicht mehr und nicht weniger, als daß der Mensch zu einer natürlichen Gotteserkenntnis in der Lage ist. Er kann (!) von Gott Wahres erkennen und aussagen, selbst wenn er von der übernatürlichen Gottesoffenbarung nichts weiß. Der Grund dafür ist, daß sowohl die menschliche Vernunft als auch die geschaffene Weltwirklichkeit ihren Ursprung in der Schöpfung durch Gott haben. Weil aber das Geschaffene immer auch Ausdruck des Schöpfers ist, muß es etwas Korrespondierendes zwischen der von Gott geschaffenen menschlichen Vernunft und den von Gott geschaffenen Dingen geben. (Wobei zu ergänzen ist, daß die menschliche Vernunft durch die Erbsünde in ihrer Erkenntniskraft getrübt ist.)
Sicher aber kann man sagen, daß ein Mensch dann etwas Wahres (wenn auch Unvollständiges) sagt, wenn er Gott als den Einzigen, den Allmächtigen, den Allbarmherzigen, den Gerechten, den Ewigen, den Schöpfer alles Seienden, das Ziel unseres irdischen Strebens bekennt. Dies tut der Islam. Insofern der Muslim Gott also in diesem Glauben anruft, hat er aus christlicher Sicht eine wahre Gotteserkenntnis formuliert, ja sogar eine wahrere und vollständigere als etwa der Buddhist oder der moderne Esoteriker, der Gott als etwas Nicht-Personales, Abstraktes, Natur- oder Energiehaftes betrachtet.
Nur auf dieser Grundlage konnte Papst Johannes Paul II. bei einer aufsehenerregenden Rede in Casablanca am 20. August 1985 der marokkanischen Jugend die Gemeinsamkeiten von Christen und Muslimen erläutern: „Abraham ist für uns ein gemeinsames Vorbild des Glaubens an Gott, der Unterwerfung unter seinen Willen und des Vertrauens auf seine Güte. Wir glauben an denselben Gott, den einzigen, den lebendigen, den Gott, der die Welten schafft und seine Geschöpfe zur Vollendung führt.“
Vor der muslimischen Jugend im Sportstadion von Casablanca sprach der Papst ein Bekenntnis, das jeder gläubige Christ, aber wohl weitgehend auch jeder gläubige Jude oder Muslim unterschreiben könnte: „Zunächst rufe ich den Höchsten, den allmächtigen Gott an, der unser Schöpfer ist. Er ist der Ursprung allen Lebens und die Quelle alles Guten, alles Schönen, alles Heiligen. Er trennte das Licht von der Finsternis. Er ließ das ganze Universum nach einer wunderbaren Ordnung entstehen. … Sein heiliges Gesetz lenkt unser Leben. Das Licht Gottes zeigt uns unsere Bestimmung und erleuchtet unser Gewissen.“
Der Papst sprach über die Verantwortung vor Gott, über die Notwendigkeit des Dialogs zwischen Christen und Muslimen und verwendete für das Gemeinsame zwischen ihm und seinen andersgläubigen Zuhörern gerne die Worte „uns“ und „wir“: „Der Dialog zwischen Christen und Muslimen ist heute nötiger denn je. Er ergibt sich aus unserer Treue zu Gott und setzt voraus, daß wir Gott durch den Glauben zu erkennen wissen und ihn in Wort und Tat in einer immer mehr säkularisierten und oft sogar atheistischen Welt bezeugen.“
An dieser Stelle ließe sich nun ausführlich über die Unterschiede zwischen christlicher und muslimischer Vorstellung schreiben: Die Differenzen im Gottesbild, im Verständnis des Menschen, der Gesellschaft und der Welt sind unübersehbar. Auch ist – für jeden gläubigen Christen – unbestreitbar, daß „wir Christen das bessere Maß der Humanität haben“, wie Bischof Kurt Krenn einmal formulierte: Wenn es Christus selbst ist, der – wie das jüngste Konzil formulierte – dem Menschen den Menschen kund tut, dann kann es gar nicht anders sein. Vieles ließe sich sagen über die theologischen, geschichtlichen, psychologischen, philosophischen Gegensätze, über gesellschaftliche und politische Herausforderungen. Wenn an dieser Stelle dennoch eine Konzentration auf das Gemeinsame im Gottesbild versucht wurde, dann deshalb, weil das Gottesgeheimnis – wie Johannes Paul II. vor der islamischen Jugend Marokkos betonte – „die höchste Wirklichkeit, von der der Sinn abhängt, den der Mensch seinem Leben gibt“ ist.

Gottesglaube provoziert die säkulare Gesellschaft

Der durchschnittliche westliche Heide hat nichts gegen religiöse Freiheit oder religiösen Pluralismus, solange jeder seine diffuse Suche nach „etwas“ Höherem – je abstrakter desto lieber – mit ausreichender Toleranz verbindet. Doch völlig fremd ist ihm der Anspruch, daß Gott selbst sich dem Menschen zeigt und machtvoll in die Geschichte eingreift. Genau dieser Offenbarungsglaube aber verbindet die Enkel Abrahams: die geistlichen Söhne des Mohammed, die Jünger Christi, die Erben des Mose.
Abraham liegt den drei monotheistischen Religionen zeitlich und dogmatisch voraus, doch können sich Juden, Christen und Muslime – wenn auch in unterschiedlicher Weise – auf seine monotheistische Revolution berufen. Im Gegensatz zur Religiosität seiner Umwelt verehrte Abraham keinen Götzen, keine lokale oder rein familiengebundene Gottheit. Gott, der ihn aus seiner Heimat Ur (im heutigen Süd-Irak, etwas nördlich von Basra gelegen) herausruft, macht ihm eine universale Zusage: „Durch Dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.“
Das Zweite Vatikanum hat die Berufung der Muslime auf Abraham treffend analysiert. Viele Jahrhunderte zuvor hatte Mohammed im Koran die Berufung der Juden und der Christen auf Abraham akzeptiert, um sich aber selbst vorzudrängen: „Ihr Schriftbesitzer streitet doch nicht über Abraham; wurden ja die Thora und das Evangelium erst nach seiner Zeit offenbart. … Abraham war weder Jude noch Christ, und er war fromm und reinen Glaubens, ein Hanif, kein Götzendiener. Die ihm folgen, stehen Abraham am nächsten: der Prophet und die Muslime.“ (3. Sure). Die „Schriftbesitzer“, also Juden und Christen, unterscheidet der Koran von den „Ungläubigen“, die sich nicht auf Abraham, Mose, Jesus und die anderen Propheten berufen können. Mehrfach preist der Koran den „rechtgläubigen Abraham, der kein Götzendiener war“.
In der 2. Sure (Nr. 259) des Koran heißt es: „Hast du nicht von jenem vernommen, der mit Abraham über den Herrn stritt, ihm sei die Herrschaft verliehen? Abraham sagte: ,Mein Herr ist es, der lebendig macht und tötet!‘ Jener aber antwortete: ,Auch ich mache lebendig und töte!‘ Abraham erwiderte: ,Sieh, Gott bringt die Sonne vom Osten her, bringe du sie doch einmal von Westen.‘ Das verwirrte den Ungläubigen.“ – Und so ist es bis heute: Der Gottesglaube der Juden, der Christen und der Muslime verwirrt die Ungläubigen bis heute. Bei allem, was sie trennt und einander fremd macht, bei allem auch, was unüberwindbar zwischen ihnen steht, verbindet sie doch der unbedingte, gehorsame Antwort fordernde Gottesglaube des Abraham: das Wissen um den einen, allmächtigen Gott, der sich dem Menschen offenbart und auch fordernd seinen Willen kundtut. Darin besteht für aufgeklärte Ungläubige und moderne Götzendiener auch heute die größte Provokation.

 
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