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Geschützter Islam, verächtliches Christentum?

Von A. L.

Die Aussagen der Grazer FPÖ-Politikerin Susanne Winter über den Islam sind mit Recht verurteilt worden. Auch wenn es manch Fragwürdiges an der Person des Religionsgründers gibt, eignet sich das Thema kaum für den Wahlkampf. Unzulässig ist es auch, sein Verhalten mit den Moralvorstellungen unserer Zeit und unseres Kulturkreises zu messen. Noch schlimmer war freilich eine andere Aussage von Frau Winter, die nicht dieses Maß an Publizität erreichte, nämlich der Vorschlag, im Grazer Stadtpark Schafe weiden zu lassen, an denen sich Moslems sodomitisch vergehen könnten. Dadurch würden österreichische Frauen vor der Vergewaltigung bewahrt werden. Mit Vorbedacht Menschen einer bestimmten Religionszugehörigkeit zu beleidigen, um daraus politisches Kapital zu schlagen, muß sicher als inakzeptabel bezeichnet werden. Und erfreulicherweise ist das Kalkül von Frau Winter auch nicht aufgegangen: Denn während die FPÖ in den Bezirken mit hohem Ausländeranteil aufgrund der dortigen Probleme verständlicherweise trotzdem Zuwächse einfahren konnte, verlor sie in anderen Grazer Wahlbezirken sogar Stimmen – und das, obwohl schon das letzte Wahlergebnis einen historischen Tiefpunkt markiert hatte. Insgesamt fiel dadurch der Zuwachs der FPÖ weit geringer aus als erwartet.
Linke Doppelzüngigkeit
Die Aufregung der meisten österreichischen Medien und Politiker über die Aussagen Winters entsprangen jedoch einer durchaus verlogenen Moral. Denn schon seit langem kann in diesem Land Religion ungestraft verächtlich gemacht werden. Allerdings nur eine Religion, nämlich das Christentum. Edwin Baumgartner listet in seiner stets lesenswerten Kolumne „Theaterdonner“ in der „Wiener Zeitung“ vom 19. Jänner 2008 einige Beispiele auf:
„So gab es einen Hermann Nitsch, der Tierkadaver kreuzigte und bei dessen Orgien-Mysterientheater das einzige Mysterium darin besteht, weshalb man diese Blut-und-Boden-Besäufnisse und Schlachtfeste noch für Kunst hält.
So gab es einen Gerhard Haderer, der in einem intelligenzgebremsten Comic Jesus Christus als Scharlatan und Kiffer verleumdete.
So gab es einen Otto Mühl, dessen beschränkte Malkunst immerhin dazu ausreichte, auf einem seiner Bilder Papst Johannes Paul II. kopulierend mit Mutter Theresa darzustellen.
In diesen und noch etlichen anderen Fällen blieb der Aufschrei auf einige allzu wenige Katholiken beschränkt. Ihnen wurde dann seitens pseudo-fortschrittlicher Medien ausgerichtet, sie mögen doch bitte nicht so intolerant und überempfindlich reagieren.
Aber damals waren es ja nur die Christen.
Und heute sind es die Moslems. Und auf einmal haben wir landesweiten Katzenjammer.“
„Religiöse Überzeugungen sollten“, so Baumgartner, „ganz allgemein verstärkt unter Schutz gestellt werden, und zwar auch dann, wenn die Angreifer das Christentum im Visier haben und sich hinter der Freiheit der Kunst verstecken.“

 
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