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Von der „Neuen Ordnung“ zum „Abendland“

Von Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker

Vor mehr als 20 Jahren, im Dezember 1999, haben wir die Zeitschrift „Neue Ordnung“ von Ernst Graf Strachwitz und Franz Frank übernommen. Seit den 1950er Jahren existierte diese Zeitschrift, der es um eine Überwindung des Konfliktes zwischen der nationalen und der katholisch-konservativen Rechten in Österreich ging. Ernst Graf Strachwitz, der Jugendfunktionär der „Vaterländischen Front“ des „Austrofaschismus“ gewesen und im Zweiten Weltkrieg mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet worden war, hatte sie gemeinsam mit dem katholischen Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Herrschaft Franz Frank ins Leben gerufen. Strachwitz war in den 1950er Jahren als Abgeordneter der ÖVP in den österreichischen Nationalrat gewählt worden, hatte aber bald seine Partei verlassen und war wilder Abgeordneter geworden. Sein Ziel war, die Gegensätze der nichtsozialistischen Rechten in Österreich zu überwinden.

Ernst Strachwitz hat als Grazer meine Mutter schon in der Tanzschule kennengelernt, später war mein Vater in Wien einer seiner Mitarbeiter in der „Jungen Front“. Mit meinen Eltern hat ihn eine lebenslange Freundschaft verbunden, seine Besuche im Elternhaus haben mich schon als Kind tief beeindruckt. Daher empfand ich es stets als Ehre, nach seinem Ableben die Zeitschrift „Neue Ordnung“ von seinem Freund und Partner Franz Frank übertragen zu bekommen und zuerst im Leopold Stocker Verlag und ab 2005 im neugegründeten Ares Verlag weiterführen zu können. Sein lebenslanges Bestreben war, eine „neue Ordnung“ herbeizuführen, die die katholische wie die nationale Rechte in Österreich vereinen konnte.

Die soziale Frage hat dabei eine wesentliche Rolle gespielt. Während die ersten Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem steigenden Wohlstand geführt haben, von dem auch die ärmeren Bevölkerungsschichten in entscheidender Weise profitieren konnten, war dies in den letzten Jahren nicht mehr der Fall. Seit mehr als 20 Jahren hat sich die Kaufkraft der Einkommen der weniger verdienenden Österreicher nicht mehr verbessert, im Gegenteil. Der herrschende Liberalkapitalismus hat zwar zu einem weiteren Ansteigen des Wohlstands der einkommensstarken Schichten Österreichs geführt, doch die ärmeren Bevölkerungsschichten immer weiter zurückgelassen. Daher habe ich in der „Neuen Ordnung“ auch kapitalismuskritischen Stimmen viel Platz eingeräumt, aus der Erkenntnis, daß die weniger verdienenden Österreicherinnen und Österreicher immer mehr unter die Räder des herrschenden wirtschaftlichen Systems kamen. Die soziale Frage hat sich seither immer mehr zugespitzt, und der Artikel „Die Rechte kann nur erfolgreich sein, wenn sie die soziale Frage in den Mittelpunkt stellt“ thematisiert in dieser Ausgabe der „Neuen Ordnung“ nur einmal mehr die grundsätzliche Kapitalismuskritik, die in dieser Zeitschrift immer wieder formuliert worden ist.

Unter diesem Gesichtspunkt ist der Name „Neue Ordnung“ nach wie vor aktuell. Dennoch habe ich mich entschlossen, die Zeitschrift umzubenennen. Warum?

Zunehmend wird unter dem Begriff „Neue Ordnung“ eine globalistische Überwindung der überlieferten Ordnungssysteme Europas verstanden, wie sie etwa George Soros und seinen bezahlten Trabanten vorschwebt. „Neue Ordnung“ bedeutet für diese Kräfte die Zerstörung der europäischen Nationalstaaten und der sie tragenden Werte. Ihre „Neue Ordnung“ soll auf Prinzipien wie Gendermainstreaming, „Antidiskriminierung“, „Antirassismus“ und wie die Schlagworte noch heißen ruhen. Und auch die Neokonservativen um George Bush jr. haben immer wieder von einer „Neuen Ordnung“ gesprochen. Jede Nähe zu diesen Bestrebungen will unsere Zeitschrift tunlichst vermeiden.

Daher der neue Name „Abendland“

„Abendland“ steht für den Bezug auf das, „was immer war und ewig gilt“: auf die ethnische, religiöse und kulturelle Tradition Europas und seiner Völker. Unsere Zeitschrift hat sich auch in den letzten Jahrzehnten in zahlreichen Artikeln immer wieder den historischen und geistigen Wurzeln unseres Seins gewidmet – nicht nur jenen Österreichs oder der deutschen Nation, sondern denen ganz Europas. Und genau dies soll der neue Name ausdrücken: Es geht uns um Europa, um unseren Kontinent, um die Völker und die geistige Kultur dieses Erdteils. Diese wollen wir bewahren in einer Zeit, in der sie vielfältig angegriffen werden: nicht nur durch eine gesteuerte kulturferne Massenzuwanderung, auch durch Entwicklungen, die von der EU und anderen Institutionen den europäischen Völkern durch Propaganda und staatlichen Zwang oktroyiert werden. Wir stehen für das Abendland und seine Bewahrung. Wir wollen die historischen, religiösen und kulturellen Wurzeln aufzeigen, auf denen Europa und seine Völker ruhen, wir wollen uns dafür einsetzen, daß Europa europäisch, Deutschland deutsch, Österreich österreichisch – daß das Abendland abendländisch bleibt. Immer wieder haben wir daher in den letzten Jahren nicht nur heimische und nationale Themen behandelt, sondern auch die Kultur Rußlands, Frankreichs oder Albaniens: Wir haben Europa in seiner Vielfalt zum Thema gemacht. Dies vor allem soll der neue Name zum Ausdruck bringen. Dabei werden wir weiterhin Artikel bringen, die sich mit der richtigen, „neuen“ wirtschaftlichen Ordnung dieses Kontinents und einer neuen politischen Ordnung im Dienste der Völker Europas befassen.

Mehr als 20 Jahre ist die „Neue Ordnung“ nun im Ares Verlag bzw. Leopold Stocker Verlag erschienen. Die Umbenennung nehmen wir zum Anlaß, in etwas gekürzter Form nochmals die Nachrufe auf Ernst Graf Strachwitz und Franz Frank abzudrucken, die in den beiden ersten in unserem Hause erschienenen Ausgaben der „Neuen Ordnung“ veröffentlicht wurden.

Darüber hinaus waren für die Entwicklung der „Neuen Ordnung“ in den letzten beiden Jahrzehnten zwei Publizisten von großer Bedeutung: Ab 2005 schrieb Hans-Dietrich Sander bis zu seinem Tod im Jänner 2017 in jeder Ausgabe eine zweiseitige Kolumne. Seine eigene Zeitschrift „Staatsbriefe“ hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits seit längerem eingestellt, dennoch sind viele ihrer Bezieher diesem scharfen Analytiker und kritischen Denker treugeblieben und zu Abonnenten der „Neuen Ordnung“ geworden. 2010 hat dann Martin Auer seine philosophisch-traditionalistische Zeitschrift „Abendland“ eingestellt und mehrere Jahre lang Artikel über die geistigen Wurzeln des Abendlandes für die „Neue Ordnung“ verfaßt. Etliche der ehemaligen „Abendland“-Abonnenten sind ihm zur „Neuen Ordnung“ gefolgt. Und auch in dieser Nummer freuen wir uns, einen weiteren Artikel aus seiner Feder abdrucken zu können!

Letztlich mußte schon im letzten Herbst die österreichische politisch-analytische Quartalsschrift „Frank&Frei“ ihr Erscheinen einstellen. Ihr Herausgeber Werner Reichel schreibt seither jedoch ebenso wie einige ihrer Stammautoren für die „Neue Ordnung“: Sie finden diese Artikel unter dem Kolumnentitel „Frank & Frei“ nun schon zum zweiten Mal in unserem Heft, und wir freuen uns über die inhaltliche und argumentative Bereicherung seitens der neugewonnenen Autoren von „Frank&Frei“. Alle Leser, die die „Neue Ordnung“ anstelle des eingestellten Magazins „Frank&Frei“ nun weiter beziehen, begrüßen wir herzlich!

Es ist also schon eine jahrzehntelange Tradition, auf die die „Neue Ordnung“ blicken kann. Wenn sie nun ab dieser Nummer „Abendland“ heißt, ist damit in keiner Weise eine inhaltliche Änderung beabsichtigt, dafür stehe ich als Herausgeber dieser Zeitschrift mit meinem Wort!

 
Neue Ordnung, ARES Verlag, A-8010 Graz, EMail: neue-ordnung@ares-verlag.com