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Die EU, die Lüge und Weihbischof Williamson

 Von Karl Richter

Der Widerspruch wird lauter

Das Straßburger Europaparlament legte der Öffentlichkeit dieser Tage ein bemerkenswertes Dokument vor, den sogenannten „Grundrechtebericht“ der EU („Bericht zur Lage der Grundrechte in der Europäischen Union 2004 – 2008“). Er wurde mit 401 Ja- gegen immerhin 220 Nein-Stimmen und 67 Enthaltungen vom EU-Parlament angenommen und gilt damit als offizielle Verlautbarung der Union. Der Bericht ist insofern bemerkenswert, als er in insgesamt 176 Punkten auf die vermeintliche Verletzung von „Grundrechten“ durch europäische Behörden, Politiker und Einzelpersonen abstellt und ein Abstellen der vorgeblichen „Diskriminierung“ anmahnt. So wird beispielsweise unter Ziffer 158 von Medien und Behörden gefordert, daß ein Arbeitsbegriff wie „illegale Einwanderer“ künftig tunlichst durch Worthülsen wie „nicht gemeldeter Arbeitnehmer/Einwanderer“ oder „Person ohne gültige Aufenthaltspapiere“ zu ersetzen sei.

Mit sprachkosmetischen Retuschen gibt sich das Europaparlament in seinem Bericht freilich nicht zufrieden. So hält die knappe Zweidrittelmehrheit an EU-Parlamentariern, die den Bericht abgesegnet hat, offenbar jedweden Schutz Europas vor unkontrollierter Zuwanderung grundsätzlich für tadelnswert und „grundrechts“-feindlich. Zu den von etlichen Mitgliedsländern der EU ergriffenen – und in den meisten Fällen ohnehin nur halbherzig umgesetzten – Maßnahmen gegen illegale Zuwanderung heißt es pauschal:

Sogwirkung auf Zuwanderer

„Anstatt ihre Anstrengungen auf die Prävention von illegaler Einwanderung zu konzentrieren und dabei ein ständig wachsendes Arsenal an Kontrollmaßnahmen an den Grenzen einzusetzen“, sollten Kommission und Mitgliedsstaaten vielmehr eine wirksame und langfristige Politik der legalen Einwanderung in die Wege leiten und Immigranten künftig den „tatsächlichen Zugang“ zum Territorium der EU sowie zu einem Verfahren mit „flexibleren und koordinierten Regeln“ für Asylsuchende gewährleisten.
Nebenbei bemerkt: daran arbeitet die EU ohnehin mit Hochdruck, und der moralisch hochgestimmten Ermahnung durch die Straßburger Parlamentarier hätte es nicht bedurft. Man muß sich nur die periodischen „Legalisierungs“-Aktionen der spanischen und französischen Regierung in Erinnerung rufen, die für Illegale ja geradezu Einladungsscharakter besitzen. Auf das gleiche läuft es hinaus, wenn die EU, wie vor wenigen Wochen geschehen, mit schwarzafrikanischen Ländern förmliche Abkommen schließt, um dort gezielt Arbeitskräfte anzuwerben und fallweise sogar Außenstellen europäischer Arbeitsagenturen eröffnet: die Sogwirkung auf ungezählte Einheimische, die ohnehin auf gepackten Koffern sitzen, weil ihnen ihr Heimatland weder Arbeit noch Zukunftsperspektiven bietet, ist kaum zu überschätzen. Den Rest besorgt eine Institution namens „Frontex“. Offiziell handelt es sich dabei um die europäische „Grenzschutzagentur“. Faktisch freilich betreibt „Frontex“ am Schutz der europäischen Außengrenzen, namentlich im Mittelmeer, handfeste Sabotage – mal fehlt es an Schiffen und Hubschraubern, mal ist „Frontex“ mit dem Massenansturm schlichtweg überfordert und stellt die Arbeit tage- oder wochenlang ganz ein. Der „tatsächliche“ und ungehinderte Zugang nach Europa, den der „Grundrechtebericht“ für Zuwanderungswillige aus aller Welt fordert, ist hier längst Realität.

Kriminalisierung Andersdenkender

Die faktische Aushebelung auch nur rudimentärster Abschottungsversuche gegen den Rest der Welt ist den Autoren des Berichts nicht genug. Flankiert wird sie durch den Krieg der Worte und Begriffe – denn nichts anderes als Desinformation und Diffamierung ist es, nach bester kommunistischer Tradition, wenn der Andersdenkende mit Mitteln der Propaganda gleichzeitig stigmatisiert, moralisch verächtlich gemacht und seine Positionen als verwerflich gebrandmarkt werden. Die neuen Tugendwächter haben es längst auf eine griffige Formel gebracht: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ Mit dieser jakobinischen Volte nehmen „antifaschistische“ Revolutionswächter allerdings nur vorweg, was der EU-Moloch ohnehin klammheimlich betreibt – die Kriminalisierung Andersdenkender und vorzugsweise bekennender Inländerfreunde. Folgt man dem „Grundrechtebericht“, so macht sich künftig verdächtig, wer die Massenzuwanderung nach Europa ablehnt und den Segnungen der „multikulturellen Gesellschaft“ kritisch gegenübersteht. Hier werden die Konturen eines totalitären EU-Gesinnungsstrafrechts sichtbar, das sich wie eine 1:1-Kopie der Orwellschen „Gedankenverbrechen“ ausnimmt. Nur handelt es sich leider nicht um Science-Fiction, sondern um die nackte Realität im Europa des 21. Jahrhunderts.

Eine Verirrung namens  „Gender Mainstreaming“

Entlarvender noch ist die schleichende Aufrichtung eines europaweiten Gesinnungsstaates auf einem anderen Feld, wo es schon jetzt um handfeste Gehirnwäsche geht. Die Rede ist von einem Irrsinn namens „Gender Mainstreaming“. Noch immer kann der Großteil der europäischen „Normal“bürger mit der modischen Begriffshülse wenig anfangen. Aber jeder ist davon betroffen, wird mit „Gender“-Maßnahmen im Berufsleben, in der Verwaltung, an Schulen und Kindergärten konfrontiert – und das, ohne daß das Thema bei Wahlen jemals zur Diskussion gestanden wäre. Inzwischen gibt es bundes- und europaweit Dutzende von Lehrstühlen und Forschungsinstituten, Kaderschmieden des künftigen „Gender“-Kommissariats, die sich über mangelnde finanzielle Ausstattung mit staatlichen Mitteln nicht beschweren müssen – ganz anders etwa als bodenständige Trachten- und Heimatvereine oder Lebensschutzorganisationen mit katholischem Hintergrund.
Was noch immer die wenigsten wissen: „Gender Mainstreaming“ ist seit einigen Jahren offizielle Vorgabe der Politik, die quer durch alle Ministerien und bis hinunter auf Gemeinde-, Verwaltungs- und Betriebsebene umzusetzen ist. Letztlich geht es dabei nicht, was bis vor wenigen Jahren immer noch vorgeschobene Behauptung war, um mehr Gleichberechtigung von Mann und Frau, sondern um die faktische Gleichmachung von Mann und Frau in allen Lebensbereichen, natürlich auf Kosten des Mannes.
Da werden allen Ernstes auf Verkehrszeichen Männer durch schaufelnde Frauen ersetzt, im Rahmen bundesweiter „girl’s days“ werden Mädchen krampfhaft Männerberufe schmackhaft gemacht, während männliche Heranwachsende ebenso krampfhaft für traditionelle Frauenberufe wie Kindergärtnerin oder Heilpädagogin geworben werden. Fruchtet das nichts, wird wahlweise das „Coming out“ als praktizierender Schwuler gefördert – mittlerweile auch an bayerischen Schulen durch landesweite Schülerwettbewerbe und Projektstunden.
Bei alledem ist das volkspädagogische (Um-)Erziehungsziel mit Händen zu greifen. Der US-Politikwissenschaftler Paul Edward Gottfried warnte schon vor einigen Jahren vor dem Umsichgreifen des „therapeutischen Staates“, der auf tausend subtilen Kanälen und mit einem wahren Füllhorn an öffentlichen Fördermöglichkeiten „korrektes“ Verhalten fördere und unerwünschte Meinungen zielstrebig ins gesellschaftliche Abseits manövriere. Am Beispiel der „Gender“-Gehirnwäsche läßt sich das gut dokumentieren. Ohne es zu wissen, sind die Bevölkerungen der EU-Länder zum Versuchsobjekt eines gigantischen sozialtherapeutischen Experiments gemacht worden, an dessen Ende der gesichts-, geschlechts- und identitätslose Einheitsmensch stehen soll.
Die Journalistin Bettina Röhl warnt völlig zu Recht: „Wer zu Ende denkt, was das Frauenministerium gendernd und quasi unter Ausschluß der Öffentlichkeit bereits in die Tat umsetzt, muß feststellen, daß schon jetzt ein erheblicher Wertunterschied zwischen Jungen und Mädchen gemacht wird. Nur schwach kann GM [Gender Mainstreaming] verbergen, daß hier eine Art pseudowissenschaftlicher ‚Rassismus‘ und letztlich auch Sexismus zwischen den Geschlechtern initiiert wird, an dessen Ende eine männerlose Welt stehen könnte.“

Wiedergeburt der Sowjetunion?

Festzuhalten bleibt: Die leitenden Ideen der EU am Beginn des 21. Jahrhunderts standen nie – oder immer nur punktuell – zur Diskussion. Zu keiner Zeit waren sie Gegenstand einer eingehenden Information der Öffentlichkeit, und zu keiner Zeit standen sie zur Wahl. Scheibchenweise, tröpfchenweise und immer unter Ausschluß des Souveräns wurden sie klammheimlich in die alltägliche Praxis eingespeist, durch Richtlinien und EU-Verordnungen befestigt, in nationales Recht umgesetzt, frei nach dem unvergessenen Rezept, das der langjährige luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker einmal unvorsichtigerweise preisgab:
„Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“ (Quelle: Der Spiegel, 52/1999, S. 136).
So funktionierte es anfangs bei Richtlinien über den Krümmungsgrad von Bananen, aber nicht weniger bei der Einführung der Kunstwährung Euro und der Zementierung der Verträge von Maastricht, Amsterdam und Lissabon. Das Ergebnis ist, daß die EU heute ein menschen- und bürgerfernes Monstrum ist, dessen wahres Gesicht der europäische Souverän längst nicht mehr kennt und das es auf seine Bevormundung, Überwachung und Gleichschaltung abgesehen hat. Wer in der Brüsseler Union die Wiederauferstehung der untergegangenen Sowjetunion sieht, mit ihren Kommissaren, Planungsgremien, Apparatschiks – und demnächst ihren Schauprozessen und GULags? –, liegt nicht verkehrt.
Tatsache ist, daß die Triebkräfte der EU allesamt auf Schwächung und Aushöhlung der natürlichen Schutz- und Überlebensmechanismen der europäischen Menschheit ausgehen. Eine aktive Anti-„Rassismus“-Politik macht aggressiv Front gegen jedwede Artikulation der natürlichen Lebensinteressen Einheimischer, während Zuwanderer nicht nur geschützt, sondern gezielt gefördert und privilegiert werden: bei der Vergabe von Sozialwohnungen ebenso wie durch kostenlose medizinische Versorgung, kostenlose Hilfestellung bei Behörden und Asylverfahren, kostenlose Stellung von Dolmetschern bei Gericht. Einheimische können von alledem nur träumen. Sie werden von „ihren“ Politikern systematisch gegenüber Fremden benachteiligt.
Gleichzeitig wird das biologische und erst recht das ethische Fundament der europäischen Gesellschaften systematisch unterminiert: durch fortschreitende Zerstörung der traditionellen Familie und schrittweise Erschleichung der Verfügungsgewalt über die weniger werdenden Kinder der Einheimischen. Parallel dazu werden Kinderlosigkeit, Homosexualität, bindungs- und verantwortungslose Selbstverwirklichung propagiert – und wiederum: Minderheiten auf Kosten der Normalbevölkerung nach Kräften gefördert. Wie liest sich das im „Grundrechtebericht“:
„Diskriminierende Bemerkungen in bezug auf Homosexuelle, die religiöse Würdenträger sowie Persönlichkeiten des sozialen Lebens und Politiker äußern, schüren Haß und Gewalt. Daher fordert das EP [Europäische Parlament; d. Red.] die jeweils verantwortlichen Gremien auf, diese Äußerungen zu verurteilen, und unterstützt zugleich voll und ganz die französische Initiative zur weltweiten Entkriminalisierung der Homosexualität.“

Umwertung aller Werte

Klare Worte, unverhohlene Ankündigungen – der europäische Souverän wird sich später nicht darauf hinausreden können, er habe nicht gewußt, was ihm Brüssel untergejubelt hat. Abstoßend ist denn auch weniger die erklärte Zielrichtung der europäischen Politik, aus der die EU ja kein Hehl macht, als vielmehr ihre grenzenlose Verlogenheit – die Umfälschung der Begriffe, Worte und Werte zwecks leichterer Verdaulichkeit. Denn: was als „Toleranz“ daherkommt, ist in Wahrheit Diskriminierung und Benachteiligung des „Normalen“, Lebenstüchtigen, Gesunden. Was als „Entkriminalisierung“ angepriesen wird, gilt nur für Minderheiten und Absonderlichkeiten, während „normales“, überlebenstüchtiges Verhalten unmerklich immer mehr in Verruf gebracht wird – als Vorstufe späterer Kriminalisierung. Und umgekehrt wird als „Aufruf zum Haß“, als „Diskriminierung“ geahndet, was zur selbstverständlichen Überlebens-Mitgift jedes unverbogenen Gemeinwesens gehört: daß es ein Übermaß an Fremdem (und Fremden) zurückweist, weil nebst Gewässern auch alle anderen Biotope des Lebendigen verunreinigt werden können.
Drücken wir es anders aus: In Gestalt des offiziellen Europa hat die institutionalisierte Lüge von unserem Kontinent Besitz ergriffen. Sie entwertet und schleift alles, was Europa jemals groß und einzigartig gemacht hat, durch seine Pervertierung ins Gegenteil, frei nach Orwell: „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke.“ Die EU muß weg, wenn wir überleben wollen.
Jüngst erhob sich Widerspruch, und wenn nicht alles täuscht, wird die inthronisierte Widerwelt von Brüssel schwer daran zu kauen haben. Denn es ist ein Unterschied, ob sich vorgeblich „konservative“ Parteiapparatschiks, die es in Wahrheit nicht sind und selbst den landläufigen Politikerdreck am Stecken haben, in gehirnfernen Talkrunden artikulieren – oder eine moralische Instanz. Eine echte, nicht angemaßte wie all die Friedmanns, Knoblochs und Jens’.
Dieser Tage also sorgt der katholische britische Weihbischof Richard Williamson für Aufsehen. Vorderhand weil er in einem bereits im November 2008 in Niederbayern gegebenen, aber erst jetzt im schwedischen Fernsehen ausgestrahlten Interview Gaskammern und „Holocaust“ leugnete; die Regensburger Staatsanwaltschaft apportierte brav und strengte gegen den Würdenträger umgehend ein Ermittlungsverfahren wegen „Volksverhetzung“ an. Als eine der ersten meldete sich auch die Bundeskanzlerin zu Wort, Tochter aus evangelischer Pastorenfamilie und gewesene FDJ-Aktivistin, und mahnte, etwas ungebührlich und auf Druck der üblichen Kreise, bei Papst Benedikt XVI. eine „Klarstellung“ an. Dieser hatte den Traditionalisten Williamson nach 20 Jahren der Exkommunikation erst kürzlich wieder in den Schoß der katholischen Kirche aufgenommen, pikanterweise am 50. Jahrestag des sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzils.

Die Wahrheitsfrage

Die Angelegenheit offenbart Frontlinien, die außerordentlich interessante Entwicklungen erwarten läßt. Denn um die Gaskammern-Leugnung, derer sich der Kirchenmann strafbar gemacht hat, mag es der bundesdeutschen Gesinnungsjustiz gehen; Bischof Williamson dagegen geht es um etwas viel Grundsätzlicheres, und man wundert sich eigentlich nur, daß der Widerspruch von christlicher Seite nicht viel früher kam. In seinem Regensburger Interview eröffnete er, mit gesetzten, wohlüberlegten Worten und ruhiger Güte in der Stimme, den Frontalangriff gegen die Lüge. Die Lüge, die sich wie Mehltau über unser gesamtes öffentliches Leben gelegt hat, in den Medien, in der Politik, im Verhältnis der Menschen zu ihrer Identität und ihrer Vergangenheit – „vor allem in Deutschland“. Die halboffzielle Holocaust-Ersatzreligion, die das Christentum europaweit klammheimlich abzulösen im Begriff steht, ist Williamson dabei nur Nebenanliegen.
Wichtiger ist ihm anderes, und es rührt ans Mark des westlich-liberalen Weltentwurfes: die Wahrheit. Der Atheismus und Materialismus unserer täglichen Lebenswelt. Die Widerwelt der Medien und ihrer Verlautbarungen – „das sind keine Nachrichten. Das ist Propaganda“, sagt Williamson. Und, mit Blick auf das Versagen der kirchlichen Institutionen: „Wir sind schuld, daß die Welt heute dort ist, wo sie ist, weil die Kirche sich der modernen Welt angepaßt hat. Wir müssen zurückfinden zu Jesus Christus.“ Für die Ohren zeitgeistschnittiger Würdenträger wie den Regensburger Bischof Müller, der Williamson in seiner Diözese prompt Hausverbot erteilte, und den Münchner Erzbischof Marx ist das starker Tobak; letzterer hatte vorauseilend kotaut, Holocaustleugner „sollte man hart bekämpfen“.
Es ist vermutlich kein Zufall, sondern Ausdruck subtiler kirchlicher Symbolpolitik, daß Papst Benedikt die Exkommunikation Williamsons und dreier weiterer traditionalistischer Geistlicher ausgerechnet am 50. Jahrestag des umstrittenen Zweiten Vaticanums aufhob, an dem sich Katholiken bis heute reiben; dieses hatte eine Reihe „demokratischer“ Gepflogenheiten in der kirchlichen Pastoralpraxis salonfähig gemacht, wie etwa die Laienkommunion und die Hinwendung des Priesters zum Kirchenvolk während der Wandlung.
Steht mithin zu hoffen, daß die einzige verbliebene moralische Instanz, die katholische Kirche, endlich Position bezieht? Und warum nicht längst und unüberhörbar? Immerhin, in zentralen Dingen wie der Wahrheitsfrage und der Massenabtreibung Ungeborener stehen der „Holocaustleugner“ Williamson und Papst Benedikt XVI. auf gleichem Boden, was anders auch nicht denkbar wäre. Letzterer setzte sich 1998, noch als Kurienkardinal, in einem Aufsatz unter der Überschrift „Freiheit und Wahrheit“ ebenfalls erfreulich bildkräftig mit dem modernen „Freiheits“-Dogma auseinander (auf dessen fragwürdigem Fundament auch die EU gründet):
„Das implizite Ziel aller modernen Freiheitsbewegungen ist es, endlich wie Gott zu sein, von nichts und niemand abhängig, durch keine fremde Freiheit beschränkt.  (...) Ganz frei sein, ohne die Konkurrenz anderer Freiheit (...) – dahinter steht nicht ein Gottes-, sondern ein Götzenbild. Der Urirrtum solch radikalisierten Freiheitswillens liegt in der Idee einer Göttlichkeit, die rein egoistisch konzipiert ist. Der so gedachte Gott ist nicht ein Gott, sondern ein Götze, ja, das Bild dessen, was die christliche Überlieferung den Teufel – den Gegengott – nennen würde (...). Die jakobinische Variante der Befreiungsidee (nennen wir den neuzeitlichen Radikalismus einmal so) ist Rebellion gegen das Menschsein selbst, Rebellion gegen die Wahrheit, und darum führt sie den Menschen – wie Sartre scharfsinnig gesehen hat – in eine Existenz des Selbstwiderspruchs, die wir Hölle nennen.“ (J. Kardinal Ratzinger, Freiheit und Wahrheit, in: O. Scrinzi/J. Schwab, Hrsg., 1848. Erbe und Auftrag, Graz 1998, S. 93).
Der Widerspruch gegen eine menschen- und lebensfeindliche, im letzten zutiefst antichristliche Weltordnung wird lauter. Es wurde höchste Zeit. Die Fronten klären sich, in zwölfter Stunde. Lappalien wie die „Volksverhetzungs“-Klage eines bundesdeutschen Staatsanwalts und das säuerliche Moralgeraunze der Frau Merkel sind da nebensächlich.

 
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