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Wir Burschenschafter und die Opfer des Nationalsozialismus

Von Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker

„Die widerliche Zusatzzeile beim Spottlied ,Die alten Germanen‘ ist unverzeihlich. Auch dann, wenn man festhält, daß bei vielen Linken eine vergleichbare Geisteshaltung herrscht. Wer Bombentote verhöhnt (,Bomber Harris do it again!‘), auf Facebook mit Grinse-Smiley bekanntgibt, Filme zu lieben ,wo Deutsche sterben‘ (wie dies eine Linken-Politikerin getan hat), oder gar zu Mord und Schlimmerem aufruft (,Eat the rich!‘), treibt in gleicher Weise Spott mit dem Tod Unschuldiger und offenbart die gleiche menschenverachtende Mentalität. Nun werden manche hüben und drüben einwenden, daß das alles doch gar nicht so gemeint war, daß nur ,Protest‘ geäußert werden sollte gegen irgendeine Art von Geschichtspolitik oder was auch immer. Dennoch: Wer den Tod von unschuldigen Menschen verspottet, disqualifiziert sich selbst. Derartige Äußerungen sind unentschuldbar.

Noch schlimmer ist nur, wenn Journalisten, die besonnen Handlungen und deren Motive bewerten müßten, das eine zum Thema machen und gleichzeitig über das andere mit einem Schulterzucken hinweggehen.

Im März 2013 habe ich in meinem ,Neue-Ordnung‘-Leitartikel unter dem Titel ,Anne Frank und der Mangel an Empathie‘ die Frage gestellt, weshalb viele im weitesten Sinne ,Rechte‘ so wenig Mitgefühl zu empfinden scheinen, sobald von Opfern des NS die Rede ist. Mit einem nationalen Weltbild schien mir das einfach nicht vereinbar: ,Wenn man sich mit seinem Volk, seiner Kultur und Geschichte identifiziert und einen dessen große Leistungen mit Stolz erfüllen, dann gehören die dunklen Seiten dieser Geschichte ebenso dazu und können nicht abgeschieden werden. Dann muß mich mit Scham erfüllen, wenn im Namen des deutschen Volkes Verbrechen begangen wurden, dann müssen diese meine Seele in gleicher Weise rühren, wie es die schönen, großen und positiven Dinge tun‘, schrieb ich damals.

Die Ursache für diesen Mangel an Empathie ist die ,Politik der Schuld‘, von der Prof. Paul Gottfried gesprochen hat, die manche Opfergruppen instrumentalisiert, um bestimmte politische Ziele zu erreichen, und aus demselben Grund andere Opfergruppen dem Vergessen anheimgibt. Dieses Messen mit zweierlei Maß führt bei vielen zu einer Art von Trotzhaltung. Das mag bis zu einem gewissen Grad verständlich sein, akzeptabel ist es dennoch nicht. Die zynische Doppelmoral der ,Politik der Schuld‘ und ihre fatalen Auswirkungen können wir nur durchbrechen, ,wenn wir den Opfern deutscher Verbrechen […] den Respekt und die Empathie, das Mitgefühl nicht verweigern – und zwar nicht nur aus politischer Klugheit, sondern auch aus einem ehrlichen, zu Ende gedachten nationalen Weltbild heraus.‘

Geschadet hat die furchtbare Zeile daher vor allem den Burschenschaften. Wer glaubt mir jetzt noch, daß ich diese Strophe bis dato noch nie gehört habe, daß zumindest in meinem Bund, der Germania Salzburg, auch ähnliches nie gesungen wurde und ich auch bei den zahlreichen Burschenschaften, bei denen ich schon zu Gast war, niemals so etwas gesehen habe. ,Klar, daß ihr das leugnet‘, werden meine linken Bekannten sagen, ,bis man euch erwischt.‘ Deshalb müssen wir uns selbst bewußt werden und nach außen hin deutlich machen, was nationales Denken wirklich bedeutet. Siehe oben.

H.?C. Strache hat beim Akademikerball in Wien beachtenswert deutlich Antisemitismus und Rassismus verurteilt. Sarkastisch lächelnd haben mich meine linken Bekannten gefragt, wie viele Burschenschafter denn bei dieser Rede den Saal verlassen hätten: Kein einziger natürlich, soweit ich gesehen habe. Im Gegenteil, die Rede wurde lautstark akklamiert.“

Diesen Text habe ich Anfang Februar auf Facebook veröffentlicht und dafür gerade von Burschenschaftern viel Zuspruch erfahren. Nicht nur Strache selbst, auch verschiedene FP-Nationalratsabgeordnete und Burschenschafter haben meine Stellungnahme unterstützt. Aber mich haben auch zwei kritische Kommentare von Couleurstudenten erreicht. „Wozu immer wieder das Selbstverständliche sagen?“ lautete die eine Frage. Ganz einfach: Weil das Selbstverständliche offenbar noch nicht von allen verstanden wurde. Und zwar nicht nur von jenen, die uns bewußt und willentlich immer mißverstehen werden, sondern auch von vielen prinzipiell Gutwilligen. Die katholische Kirche, so hat mir richtigerweise ein Burschenschafter gesagt, tut seit Jahrtausenden nichts anderes: Sie predigt jeden Sonntag eigentlich das Gleiche. Offenbar ist das nötig, damit die Menschen es verstehen.

„Überlassen wir den Linken doch die Vergangenheit und widmen wir uns der Zukunft“, so lautete der andere Einwand. Das ist natürlich prinzipiell richtig, es gibt kaum vergangenheitsbezogenere Menschen als die ewiggestrigen Linken, die stets wie gebannt auf die NS-Zeit starren und alle Probleme unserer Zeit nur aus dieser Perspektive verstehen wollen. Und dennoch: Nationales Denken bedeutet eben, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen engen Zusammenhang zu stellen. Wir kommen also um eine klare Positionierung in dieser Frage nicht herum.

Andreas Mölzer hat in einem klugen Leitartikel in seiner „Zur Zeit“ diesbezüglich geschrieben: „Daß die Freiheitliche Partei im parlamentarischen Bereich […] alles tut, um die historischen Vereinigungen des nationalfreiheitlichen Lagers zu schützen und zu unterstützen, sollte allen bewußt sein. Möglich ist das aber nur dort, wo diese Vereinigungen […] sich auf dem Boden […] des Rechtsstaats bewegen, anderenfalls ist sie nicht nur taktisch dazu genötigt, sich zu distanzieren, sondern auch moralisch dazu verpflichtet. […] genau aus diesem Grunde ist Hygiene im eigenen Haus notwendig, ist eine kritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte vonnöten, ist Selbstreinigung und Selbstkritik angesagt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

 
Neue Ordnung, ARES Verlag, A-8010 Graz, EMail: neue-ordnung@ares-verlag.com