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Was ist deutsch?

Deutsch sein heißt Christ sein!

Mit ihrer Ausgabe vom 3. Juni 2016 gab die „Junge Freiheit“ (Berlin) den Startschuß zu einer Serie, welche die Frage „Was ist heute deutsch?“ beantworten soll. Den ersten Artikel1 steuerte ihr Haushistoriker Karlheinz Weißmann bei, der mit der Bemerkung begann, „Bratwurst ist deutsch, Döner nicht“. Im ernsteren Teil des Beitrags kamen dann ein paar Eigenschaften zur Sprache, die er den Deutschen mit Recht zuschrieb: Tugenden wie Sparsamkeit, Ordnungssinn, Pünktlichkeit, die Neigung der großen deutschen Denker zum System wie überhaupt die Tendenz zur Tiefe und zum Grundsätzlichen. Verständnis fand sich bei Weißmann für die Pegida-Bewegung, welche sich „gegen die Auflösung und Auslöschung alldessen, was deutsch, europäisch und christlich ist“ und auch gegen jene Elite wendet, „welche im Namen von Modernität, Sachzwang und Globalisierung“ das Eigene zu verschleudern bereit ist. Sein Plädoyer für den „Selbstbehauptungswillen“ des deutschen Volkes angesichts der drohenden Auslöschung einer durch Masseneinwanderung von Kulturfremden verursachten „Ethnomorphose“ sollte jedenfalls nicht ungehört verhallen.

Von Univ.-Doz. Dr. Friedrich Romig

 

Eine weiter ausgreifende Behandlung des Themas „Was ist deutsch?“ wird die in Gegenwart und Vergangenheit gerade für uns Deutsche alles überwölbende „Judenfrage“ nicht ausklammern dürfen. Und das nicht, weil sie Hitler auf die Spitze getrieben und sie durch seine „Bewegung“, den Nationalsozialismus, zu einem einzigartigen Menschheitsverbrechen geführt hat, sondern weil dem Genozid an den Juden die weitgehende Auslöschung alles dessen, „was deutsch ist“, folgte. 

Es ist diese Folge, welche uns heute vor die Aufgabe stellt, die Restbestände des „Eigenen“ zu sichern, sie zukunftsfähig zu machen und sie als wertvolle und unverzichtbare Bestandteile in die Völkergemeinschaft einzubringen. Denn der Verzicht auf das, was deutsch ist, würde die Völkergemeinschaft nicht reicher, sondern ärmer machen. Zum Reichtum der Völkergemeinschaft beizutragen, ist, wie für jedes Volk, auch die Pflicht der Deutschen. 

 Das gerade für uns Deutsche unvermeidbare Aufwerfen „der Judenfrage“ und die notwendige Abgrenzung des Deutschtums vom Judentum haben nichts mit rassistischem Antisemitismus zu tun. Die meisten Juden sind rassisch keine Semiten2, und auch wir Deutsche sind nicht durch Merkmale der Rasse zu bestimmen. Nasen-, Schädel- und Körperformen gehören zur Physis, nicht zu Geist und Seele eines Menschen oder eines Volkes. Die Abgrenzung des Deutschen vom Jüdischen kann nur über geistige, nicht über biologische Faktoren vorgenommen werden; sie betreffen unterschiedliche Denk- und Handlungsweisen. Diese vorzunehmende geistige Abgrenzung schließt nicht aus, daß Menschen, die sich selbst als Juden bezeichnen, nicht auch deutsch denken wollen und können. Ganz im Gegenteil: Gerade unter zionistischen Israelis ist deutsches Denken verbreitet und hochgeschätzt. Juden denken oft „deutscher“3 als viele, die von ihrer Abstammung her zu den „Germans“ zählen. Der Beitrag vieler „Abstammungs-Juden“ zum Deutschtum ist schwer zu überschätzen. Es gibt zum Beispiel kaum etwas „Deutscheres“ als den Kreis um Stefan George. In ihm spielten Juden eine ganz herausragende Rolle. Und umgekehrt ist ja auch Deutschen jüdisches Denken nicht fremd. Auch wenn es in den Ohren von „Abstammungs-Deutschen“ übertrieben klingen mag, daß „by modernization we all became Jewish“: Der Kern dieser Behauptung von Yuri Slezkine4 kann für die große Masse der Deutschen und die meisten ihrer politischen Repräsentanten kaum bestritten werden. 

Das Deutsch- und Nicht-Jude-Sein-Wollen hat, so legen wir Yuri Slezkine aus, etwas mit „der Moderne“ zu tun. Um das zu verstehen, ist es unumgänglich, sich mit den „Radici ebraiche del moderno“ zu befassen, die Sergio Quinzio in seinem gleichnamigen Buch bloßgelegt hat.5 Gleich die Überschrift über das erste Kapitel seines Buches konfrontiert uns mit den Folgen dieser „jüdischen Wurzeln der Moderne“: „Die Judaisierung der Welt“. Die Judaisierung der Welt als geschichtliche Tatsache zu leugnen, grenzt an Realitätsverweigerung, denn „wenn wir die gegenwärtige Wirklichkeit betrachten, kann man die Vorstellung einer Judaisierung der Welt nicht übertrieben finden“ (S. 13). Quinzio fährt fort:„Obwohl der Einfluß dieses kleinen Volkes in der gesamten Geschichte des Abendlandes tiefgreifend war, nie übten seine Denker und Schriftsteller einen so großen Einfluß aus wie in dem Jahrhundert, in dem seine vollständige Vernichtung geplant war“ (S. 13). Wir leben jetzt, versichert uns ja auch Yuri Slezkine, in einem „Jüdischen Zeitalter“ („Jewish age“). Daß in einem solchen Zeitalter das deutsche Nicht-Jude-Sein-Wollen keine guten Karten hat, ist einleuchtend. Trotzdem gibt es noch immer genug Menschen, die, oft unter schweren persönlichen Opfern, das, „was deutsch ist“, herauszuarbeiten und zu tradieren trachten. 

Der von Quinzio angesprochene große Einfluß auf „die gesamte Geschichte des Abendlandes“ hat den berühmten russischen Religionsphilosophen Nikolaus Berdjajew schon vor rund hundert Jahren zu der Aussage veranlaßt: „Die Judenfrage ist die Achse der Weltgeschichte.“6 

Das Nichterkennen der Ankunft seines Messias durch das jüdische Volk, seine Verwerfung und Kreuzigung, „dieses ist die zentrale Tatsache in der Weltgeschichte, auf die die Weltgeschichte sich hinbewegte, von der sie ausgeht und die das Judentum gleichsam zur Achse der Weltgeschichte macht“. Unter Berufung auf Berdjajew wirft der Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn den Historikern und Geschichtsphilosophen vor, daß die meisten von ihnen es versäumen, die schwerwiegendsten geschichtlichen Ereignisse des Abendlandes auf diese Achse zu projizieren. Dadurch vermögen die ja auch den Sinn der Geschichte nicht zu erfassen.7

Die Literatur, die den Einfluß des Judentums auf die Geschichte belegt, geht in die Myriaden. Sie braucht uns hier nicht zu interessieren. Für uns ist es wichtig zu erkennen, was das Spezifische des jüdischen Denkens ausmacht, das die Moderne im Denken und Handeln bestimmt. Es lohnt sich, dem mit Sergio Quinzio nachzuspüren.

Quinzio zufolge ist jüdisches Denken im Unterschied etwa zur platonischen Denkweise „dynamisch, vielgestaltig, nicht reduzierbar auf ein System“ (S. 14). Es kennt kein „Lehramt“, keine Dogmen, keine „ewigen Wahrheiten“ (24), die unabhängig sind von Zeit und Umständen. Schon in der ausgedehnten rabbinischen Literatur läßt sich „für fast jede Aussage … eine Gegenaussage finden“ (S. 94). Widersprüchlichkeit wird zur Grundlage des modernen dialektischen Denkens (vgl. den Abschnitt „Hermeneutik und Dialektik“, S. 93 ff.), das die logischen Grundsätze von Identität, Widerspruchsfreiheit und vom ausgeschlossenen Dritten aufhebt. Subjektivismus, Relativismus und Toleranz gewinnen dadurch an Bedeutung. Selbst „das jüdische Heilige ist nicht überzeitlich“, es „ist sozusagen beweglich und fließend“ (S. 24) und ist „im wesentlichen materiell“ (S. 26). Das Materielle, Irdische, Physische tritt in den Vordergrund, schon bei den Speise- und Reinigungsvorschriften. 

Das Heilige wird profaniert, das Profane geheiligt (vgl. S. 24). „Die Schranke, die in anderen Religionen das Heilige vom Profanen trennt“, wird „niedergerissen“ (S. 27), sie verschwindet. Dieses Verschwinden löst die hierarchische Gesellschaftsordnung auf, Gleichheit wird zum Gebot, Unterschiede an Würde, Herkunft, Geschlecht, Rasse, Religionszugehörigkeit verlieren ihre Bedeutung, Diskriminierung verbietet sich. Durch seine Widersprüchlichkeit ist jüdisches Denken zutiefst „ruhelos“. Diese Ruhelosigkeit wirkt sich auf die „jüdische Seinsweise“ aus, sie ist „ seit jeher das Wandern, das Umherschweifen des Nomaden“, „vom unbezwingbaren Hang [geprägt], Grenzen niederzureißen, gegebene Muster zu durchbrechen, feste Gewißheiten und Grenzen aufzulösen“ (S. 15). Geistig drückt sich diese Ruhelosigkeit in der Kritik an allem Festen aus. „Die Figur des modernen Intellektuellen mit seinem kritischen Engagement gegenüber der Gesellschaft ist eine jüdische Figur“ (S. 15). „In der dem jüdischen Intellektuellen eigentümlichen kritischen Kraft lebt noch etwas von der alten idolatriefeindlichen Tradition seines Volkes nach“ (S. 15). Kritisches Denken, Kritischer Rationalismus erheben in der Moderne als Methode der Wissenschaft Ausschließlichkeitsanspruch. Gesellschaftlich und politisch empfunden wird die Dauerkritik als „Mangel an Zusammenhang, Unsicherheit und Zerrissenheit“ (S. 16). Das führt zu der Forderung nach „Revolution“: „Die grundlegende uns noch immer bestimmende Revolution des Übergangs von der Antike zur Moderne ist die jüdische Revolution, die uns von der kosmischen Sakralität zur Profanität der Geschichte gebracht hat“ (S. 15). 

Schon aus diesen Hinweisen, läßt sich erkennen, was in nicht untypischer Weise jüdisches Denken ausmacht: Antiplatonismus und Ablehnung ewiger Ideen, Verzicht auf Dogmen oder feststehende Wahrheit, Relativismus, Kritizismus, dialektisches Zerreden, Bestehen auf Gleichwertigkeit der Meinungen, Niederreißen von Grenzen, Ruhelosigkeit, Umherschweifen, Heimatlosigkeit, Veränderungssucht, Revolutionstrieb. Bereits hier wird der Unterschied zum deutschen, vom platonischen Idealismus ausgehenden und die ewigen Ideen suchenden Denken deutlich. 

Der Jude ist der geborene Revolutionär. In seinem Roman „Das Testament eines jüdischen Dichters“ legt Elie Wiesel seinem jüdischen Protagonisten die Aussage in den Mund: „Wir müssen Revolution machen, weil uns Gott das aufgetragen hat. Gott will, daß wir Kommunisten werden.“8 Über den revolutionären, „jüdischen Bolschewismus“ sind wir durch die Werke von Alexander Solschenizyn9 oder Rogalla von Bieberstein10 hinreichend informiert. Noch weit umfassender ist Michael E. Jones dem „jüdischen revolutionären Geist und seiner Bedeutung für die Geschichte“ in seinem Standardwerk nachgegangen.11 Was hier besonders frappiert, ist der Nachweis, daß seit Beginn unserer Zeitrechnung praktisch alle christlichen Reformbewegungen von der Auseinandersetzung mit dem Judentum geprägt sind und in die „Judaisierung“ des christlichen Glaubens und der Kirche12 einmünden.

Wenn Deutschsein nicht Jude sein bedeutet, dann wird gerade mit dieser letzten Bemerkung unterstrichen, daß nur eine umfassende Analyse von Religion, Philosophie, Wissenschaft, Kunst (Poesie, Malerei, Skulptur, Architektur, Musik), Brauchtum, Sitte, Recht, Gesellschafts- und Staatsverständnis und Finanz- und Wirtschaftsauffassung Unterschiede und Abgrenzungen aufdecken kann.13 Wer diesen Versuch unternimmt, der wird Typisierungen und Verallgemeinerungen nicht vermeiden können und sich damit nicht nur kritischen Einwänden sonder Zahl aussetzen, sondern auch Unterstellungen jeglicher Art zu ertragen haben. Dennoch darf und sollte der Versuch gewagt werden.

Der gebotenen Kürze wegen beschränken wir uns vorerst auf den religiösen Unterschied zwischen Judentum und Deutschtum, weil er uns am gravierendsten erscheint, ist er doch Ursprung und Quelle für die Unterschiede auf allen weltanschaulichen, kulturellen, sozialen, grundrechtlichen und wirtschaftlichen Gebieten, die wir oben angeführt haben. Soviel jedenfalls läßt sich in religiöser Hinsicht festhalten: Christentum gehört zum deutschen Denken, jüdisches Denken lehnt das Christentum ab. Für jüdisches Denken ist die „Menschwerdung Gottes“ unvorstellbar, ja Blasphemie. Die göttliche Verehrung eines Menschen stellt Götzendienst dar. Gotteslästerung und Götzendienst sind für das Judentum todeswürdige Verbrechen.14 Anders für die „Germans“: Selbst als sie noch Heiden waren, billigten sie ihren Ahnherrn, Stammesfürsten und Königen eine gewisse Sakralpotenz zu, die sie von Göttern herleiteten.15 Weder Gottessohnschaft noch das ewige Königtum Christi waren für sie völlig fremde und absurde Vorstellungen. Ihre Könige hatten „zwei Körper“: einen sterblichen und einen unsterblichen.16 Sie glaubten an die Unsterblichkeit, Tod war der Eintritt in das Reich ihrer Ahnen, der Glaube an das ewige Leben bestimmte Opfergesinnung und Opferbereitschaft bis hin zum Einsatz des Lebens für Sippe und Stamm. Das Heilige und Kulte durchformten die Gesellschaft. Versammlungen, Entscheidungen, Wahlen von Vorstehern, Richtsprüche vollzogen sich auf kultischer Grundlage.17 Selbst Trinkgelage und Tischsitten waren nicht frei von kultischen Formen. Es ist diese Verwobenheit von Transzendenz und Immanenz, Heiligem und Profanem, Unsterblichem und Sterblichem, welche die Aufnahme des christlichen Glaubens an die Menschwerdung Gottes und die Taufe der germanischen Stämme begünstigten.

Mit der Übernahme des Christentums durch fränkische und germanische Stämme wurde die Idee des „Heiligen Reiches“ (Imperium Sacrum Romanum) wiederbelebt und zu neuer kultureller Blüte geführt. Die Errichtung eines „heiligen Reiches“ ist bis heute die Leitidee alles Deutschen. Doch der auch im Alten Israel nie beigelegte Streit zwischen Sacerdotium und Regnum sorgte im Laufe der Jahrhunderte für den Zerfall des an die Stelle des Römischen Imperiums getretenen Heiligen Reiches Deutscher Nation. In diesem Auflösungsprozeß spielte die neuzeitliche, als „Aufklärung“ bezeichnete „Moderne“ mit ihren „jüdischen Wurzeln“ die wohl entscheidende geistige Rolle. Sie untergrub und marginalisierte das christliche und katholische Fundament des Deutschtums, ja ganz Europas. Die drei Hügel, auf denen Europa einst stand – Akropolis, Kapitol und Golgatha – wurden abgegraben, der Dreißigjährige Krieg führte zur Zerfleischung der christlichen Völker in Europas Mitte, die Französische Revolution mit ihren „Menschenrechten“ brachte Terror, Königsmord und Völkermord. Napoléon überzog ganz Europa mit Krieg, die „Heilige Allianz“ aus Russen, Preußen, Habsburgern und Engländern, die ihn in „Völkerschlachten“ schließlich besiegten, zerfiel wenige Jahrzehnte später, als sich die Vergötzung von Nation, Rasse, Freiheit und Gleichheit in so abstrusen Ideologien wie Kommunismus, Sozialismus, Demokratismus und Liberalismus niederschlug. Der Kampf um Macht, Einfluß und Vorherrschaft beherrschte die Politik der Völker im Inneren und Äußeren, Völker-, Parteien-, Konkurrenz-, Rassen- und Klassenkampf standen ununterbrochen auf der europäischen Tagesordnung. Was mit der neuzeitlichen „Aufklärung“ und der Hochschätzung der Vernunft begonnen hatte, machte aus dem 20. Jahrhundert ein „Jahrhundert des Massenmords“ (Erwin Chargaff18). Und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geriet die Welt durch den Glutherd im Nahen Osten vollends „aus den Fugen“ (Scholl-Latour19): Bürgerkriege, Kriege gegen den „Terrorismus“20, Bevölkerungsexplosion und Klimawandel oder auch einfach nur der Wunsch nach höherem Einkommen lösten gegen Ende des 20. Jahrhunderts Völkerwanderungen nach und innerhalb Europa aus, die nicht mehr zu stoppen sind und die Zahl der „failed“ oder „rogue states“ selbst in Europa in die Höhe schnellen lassen. Heute herrscht in Frankreich der „Ausnahmezustand“. Mit der Anrufung der Beistandsklausel aus dem EU-Vertrag21 befinden sich jetzt alle Mitglieder der Europäischen Union im „Kriegszustand“. Der seit der Gründung der Montanunion zielstrebig unternommene Versuch, die europäischen Völker in den „Vereinigten Staaten von Europa“ aufgehen zu lassen und zu verschmelzen, ist auf der ganzen Linie gescheitert. Die vier Freiheiten der Europäischen Union – Personenfreizügigkeit und Niederlassungsfreiheit, die Freiheit des Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs – werden nicht mehr unbesehen akzeptiert, die Währungsunion hat zu schweren Verwerfungen geführt. Das Schengen-Abkommen wurde außer Kraft gesetzt, die Flüchtlingskrise hat die Handlungsunfähigkeit der Europäischen Union unter Beweis gestellt. Wirtschaftliche Stagnation, prekäre Dienstverhältnisse, hohe Arbeitslosigkeit besonders unter Jugendlichen, rasch steigende Wohnungsmieten und Immobilienpreise, Bankenpleiten, Budgetdefizite und exorbitante Staatsschulden, Rentenkürzungen und fühlbare Preissteigerungen bei den Gütern des täglichen Bedarfs machen die Vorteile des „Gemeinsamen Marktes“ für Bürger und Hausfrauen immer weniger einsichtig. Die Volksabstimmung über den Austritt Englands, ihrer drittgrößten Volkswirtschaft, hat die Europäische Union „in die schwerste Krise ihrer Existenz gestürzt“.22

Die Krise schneidet tief ins Herz der Union. Von den Eliten kaum wahrgenommen, wird das auf den jüdischen Wurzeln der Moderne beruhende Konzept der Europäischen Union23 durch weit über Deutschland hinausgehendes „Deutsches Denken“ radikal in Frage gestellt und abgelehnt. In diesem Denken kommt etwas zum Ausdruck, was Julius Evola schon in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts als „Revolta contra il mondo moderno“ erkannt und beschrieben hat.24 Aufklärung, Humanismus, Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaat, Marktwirtschaft, Globalisierung, Internationalsozialismus, die „Werte“ der Französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: sie alle, heute hochgehalten in der Europäischen Union, verbannt diese Revolte auf den Müllhaufen der Geschichte. Sie haben die Krise Europas und des Abendlandes, „La Crise du Monde moderne“25, hervorgerufen, wie das der große französische Traditionalist, René Guénon, schon vor Jahrzehnten diagnostiziert hat. An die Stelle dieser „Scheinwerte“26 knüpft die „Revolte“ wieder an die Hochzeiten des philosophischen Idealismus und ein heute als „fundamentalistisch“ denunziertes Christentum an, das sich gegen seine „Judaisierung“ noch wehrt. Deutsch sein heißt Christ sein und Christ sein heißt nicht Jude sein27, und auch nicht Anhänger Odins, Mohammedaner, Buddhist, Hindu, Agnostiker oder – Antichrist sein.

Anmerkungen

1 Karlheinz Weißmann: Vergewisserung des Eigenen. Es geht um Existenzfragen. In: Junge Freiheit, Nr. 23. Berlin 2016. S. 18.

2 Shlomo Sand: The Invention of the Jewish People, London/New York, Verso Verlag 2009, S. 269 (dtsch. Übers. Alice Meros: Die Erfindung des jüdischen Volkes. Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand, Berlin: Propyläen 2010). Seitenangaben erfolgen nach der englischen Ausgabe.

3 Gerard Menuhin: Tell the Truth & Shame the Devil, Washington, D.C. Verlag The Barnes Review 2015 ( dtsch. Übers. aus dem Amerikanischen Jürgen Graf: Wahrheit sagen, Teufel jagen. PdF-Datei „Der Trutzberger Bote“ 2016.

4 Vgl. Yuri Slezkine: The Jewish Century. Princeton, NY: Princeton University Press, 2004, S. 1 (dtsch. Übers. v. Michael Adrian, Bettina Engels und Nikolus Gramm: Das jüdische Jahrhundert Göttingen. Vandenhoek & Ruprecht, 2006. Seitenangaben nach der amerikanischen Ausgabe. Das genaue Zitat lautet: „Modernization is, in other words, about everyone becoming Jewish.“ Ähnlich übrigens Karl Marx in seiner Schrift „Zur Judenfrage“ (1843): „Die Juden haben sich insoweit emanzipiert, als die Christen zu Juden geworden sind.“

5 Sergio Quinzio: Radici ebraiche del moderno. Milano. Verlag Adelphi 1990 (dtsch. Übers. Martina Kempter: Die jüdischen Wurzeln der Moderne. Frankfurt/New York. Campus Verlag 1995). Zitiert wird nach der deutschen Ausgabe.

6 Nikolaus Berdjajew: Der Sinn der Geschichte. Versuch einer Philosophie des Menschengeschickes. Aus dem Russischen übers. von Otto Frhr. von Taube. Darmstadt. Verlag Otto Reichl 1925. S. 127 u. ö.

7 Typisch aus jüngerer Zeit Christopher Clark: The Sleepwalker. How Europe Went to War 1914. London. Verlag Allan Lane 2012. (Aus dem Englischen übers. von Norbert Juraschitz: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. München. Deutsche Verlagsanstalt 2013.)

8 Elie Wiesel: Das Testament eines ermordeten jüdischen Dichters. Aus dem Französischen übers. von Hanns Bücker. Verlag Herder. Freiburg i. Brsg. 1991. S. 67.

9 Alexander Solschenizyn: Zweihundert Jahre zusammen. 2 Bde. München. Verlag Herbig 2002–2003.

10 Johannes Rogalla von Bieberstein: „Jüdischer Bolschewismus“. Mythos und Realität. Schnellroda. Verlag Antaios 2003.

11 E. Michael Jones: The Jewish Revolutionary Spirit and Its Impact on World History. South Bend, Indianapolis. Verlag Fidelity Press 2008. 

12 Jones beruft sich dazu mehrfach auf das Werk des Rabbiners Louis Israel Newman: Jewish Influence On Christian Reform Movements. New York. Verlag Columbia University Press 1925 (Neudruck 1966). Besonders ausgeprägt ist der jüdische Einfluß auf Protestanten, Calvinisten, Puritaner und Evangelikale. Die römisch-katholische Kirche unterzog sich fortschreitender Judaisierung im und nach dem Zweiten Vatikanum. Eine Warnung vor einem solchen Prozeß wurde vor Beginn der Sitzungen umfassend vorgelegt durch Maurice Pinay: Verschwörung gegen die Kirche. Madrid 1963. Als Taschenbuch (3 Bde.) erschienen im Verlag Anton A. Schmid. Durach 2006. „Maurice Pinay“ ist ein Pseudonym. Verfaßt wurde das Buch im Jahr 1961 von mehreren traditionstreuen Kirchenfürsten als Handreichung für die 2000 Kardinäle des Zweiten Vatikanischen Konzils, zuerst in spanischer Sprache, der rasch Übersetzungen ins Italienische, Englische, Französische, Deutsche und in andere Weltsprachen folgten. Für die Verfasser besteht kein Zweifel, daß Juden auch als die Urheber der Freimaurerei und des Kommunismus (jetzt Globalismus, Feminismus usw.) anzusehen seien und sich zur Zerstörung der Kirche verschworen haben. Die umfangreiche Dokumentation ist mit dem „Imprimatur“ der zuständigen kirchlichen Obrigkeit, Erzbischof Juan Navarrete (Mexiko), versehen, wodurch ausdrücklich bestätigt wird, daß in diesem Buch „nichts enthalten ist, was dem Glauben und den guten Sitten“ widerspricht.
Die Entwicklung nach dem Zweiten Vatikanum beschreibt Roberto de Mattei: Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte. Ruppichteroth Verlag, Kirchliche Umschau 2011.
Zur Rolle der Freimaurerei und der jüdischen Intellektuellen in der Politik siehe Lorenz Jäger: Hinter dem Großen Orient. Freimaurerei und Revolutionsbewegungen. Karolinger Verlag, Wien – Leipzig 2009; derselbe: Unterschied. Widerspruch. Krieg. Zur politischen Theologie jüdischer Intellektueller. Karolinger Verlag, Wien – Leipzig 2013.

13 Umfassend und gründlich ist dieser Aufgabe wohl Othmar Spann in seinem immer wieder neugedruckten Vortrag „Vom Wesen des Volkstums. Was ist deutsch?“ nachgegangen (jetzt enthalten in Bd. 8 der Othmar Spann-Gesamtausgabe, „Kleine Schriften zur Wirtschafts- und Gesellschaftslehre“. Graz. Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1975. S. 3–46). Spann hat dem Vortrag ausführliche Schrifttumshinweise zur Vergewisserung des „Eigenen“ auf den Gebieten des Volkstums, der Geschichte, der Sagen und Dichtung, der Kunst, der Philosophie und der politischen und volkswirtschaftlichen Erziehung beigefügt.

14 Peter Schäfer: Jesus in the Talmud. Princeton 2007. S. 18. (Aus dem Amerikanischen übers. von Barbara Schäfer: Jesus im Talmud. Tübingen. Verlag Mohr Siebeck 2007. Seitenangaben nach der deutschen Ausgabe) 

15 Otto Höfler: Der Sakralcharakter des germanischen Königtums, in: Das Königtum. Seine geistigen und rechtlichen Grundlagen. Lindau und Konstanz. Verlag Jan Thorbeck. 1956, S. 75–104. S. 84: „Der König hat Anteil am Wesen des Gottes, aber er ist nicht mit ihm identisch, sondern Gott ist mehr und größer als der König – der König steht unter dem Gott, hat seine Würde von ihm und ist in solchem Sinn der Gottwürde durch ein Dienen verbunden.“

16 Ernst. H. Kantorowicz: The King’s Two Bodies. A Study in Mediaeval Political Theology. Princeton. Verlag Princeton University Press 1957 (ins Deutsche übers. von Walter Theimer und Brigitte Hellmann: Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur Politischen Theologie des Mittelalters. Verlag Klett-Cotta. 2. Aufl., Frankfurt/Main 1994).

17 Wilhelm Grönbech: Kultur und Religion der Germanen, 2 Bde., Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, Darmstadt 1954: „Der Hellene existieren als einzelner, als Individuum in einer Gesellschaft. Das germanische Individuum existiert nur als Repräsentant, nein, als Personifikation eines Ganzen.“ Seine Persönlichkeit „geht in der Sippe auf“, sie „nimmt den einzelnen ganz und gar in Besitz“ (S. 41). Die Ehre von Sippe und Stamm zu mehren, ihren inneren Frieden, ihr „Heil“, ihre Unversehrtheit oder „Integrität“ zu wahren, ist höchste Pflicht. „Friede und Ehre, sie sind die Summe des Lebens, der Inbegriff dessen, was ein Mann zu einem vollen und glücklichen Leben braucht“ (S. 74). Und dazu die Gefährtin, die ihrem Mann verspricht, „ein Schicksal soll uns beide treffen“ (S. 34). Die Germanen „bilden eine Gemeinschaft, die auf allgemeine Eintracht, wechselseitige Selbstaufopferung und Selbstverleugnung, auf Gemeinschaftsgesinnung gegründet ist“ (S. 315). 

18 Erwin Chargaff: Über das Lebendige. Stuttgart. Verlag Klett-Cotta, S. 315. Mit der Aufklärung, so Chargaff, begann ein Prozeß der „Dehumanisierung“: „Daß das [Anm.: 20.] Jahrhundert der Naturwissenschaft auch das Jahrhundert des Massenmords ist, ist kein Zufall.“

19 Peter Scholl-Latour: Die Welt aus den Fugen. Betrachtungen zu den Wirren der Gegenwart. Berlin, Propyläenverlag 2012. Für Scholl-Latour gleicht die Welt derzeit einem aufziehenden Gewittersturm. Ob in Afrika oder Lateinamerika, in Arabien oder im Mittleren Osten – überall braut sich Unheilvolles zusammen. Und auch der Westen – Europa und die USA –, einst Hort der Stabilität, wird von Krisen heimgesucht, die vor kurzem noch unvorstellbar waren.

20 Michael Ledeen nennt den Krieg gegen den Terror einen Krieg gegen die Feinde Israels (The War against the Terror Masters. Why it Happened, Where We Are, How We’ll Win. New York. St. Martin’s Press 2002, S. 89). Dieser Krieg bringt also praktisch die ganze islamische Welt gegen „den Westen“ auf!

21 Art. 42, Abs. 7 EUV.

22 So Minister i. R. Werner Fasslabend in der Diplomatischen Akademie am 5. Juli 2016 als Moderator einer Veranstaltung zum Thema: „Die neue strategische Ausrichtung der EU nach dem Brexit“. Der Wunsch der EU, als Global player eine selbständige Rolle in der Welt zu spielen, ist mit dem Austritt von Großbritannien zerplatzt. Deutlich wurde das auf dem NATO-Gipfel in Warschau (8.–9. Juli 2016), der die EU und ihre Mitglieder zur Konfrontation, Hochrüstung und Abschreckungsstrategie gegenüber Rußland im Interesse der geopolitischen Hegemonialbestrebungen der USA verpflichtete. 

23 Über die EU als „Resultat einer bedeutenden US-Geheimdienstoperation“ berichtete zuletzt ausführlich und mit umfassenden Quellenangaben Richard A. Werner: Grundlegendes zur EU, in: Zeit-Fragen (Schweiz) Nr. 15 vom 5. Juli 2016, S. 1–3. Durch das Internet leicht zugänglich ist der Forschungsbericht von Richard J. Aldrich: OSS, CIA and European Unity: The American Committee on European Unity 1948-1960, in: Diplomacy & Statecraft, Vol. 8, No. 1, March 1997, S. 184–227. Verlag Frank Cass, London. 

24 Giulio Cesare Andrea Evola : Rivolta contro il mondo moderno, Mailand. Hoepli Verlag 1934. (dtsch. Übers.: Erhebung wider die moderne Welt. Darmstadt. Deutsche Verlagsanstalt 1935; neue Übers. von H. T. Hakl: Revolte gegen die moderne Welt. Interlaken. Ansata Verlag 1982. Gottfried Benn hat die erste deutsche Übersetzung mit einem ausführlichen Essay gewürdigt (http://www.bernhard-schaub.com/wp-content/uploads/2015/09/Benn-Gottfried-Einf %C3 %BChrung-in-Evolas-Erhebung-wider-die-moderne-Welt.pdf).

25 René Guénon: La Crise du Monde moderne, Paris. Verlag Gallimard 1927 (dtsch. von Martin Otto: Die Krisis der Neuzeit. Köln. Verlag Jakob Hegner 1950).

26 Kern der ganzen Aufklärung ist die Feuerbach-These: „Gott ist ein Geschöpf des Menschen“, nicht der Mensch ein Geschöpf Gottes. Humanismus macht den Menschen, nicht Gott, zum Maß aller Dinge. Menschenrechte wirken wie „Salzsäure“ auf die Ordnung der Familie und des Staates, sie lösen beides auf (Uwe Lay: Flüchtlinge und Hausrecht. Moraltheologische Erwägungen, in: „Theologisches“, Mai/Juni 2016) . Demokratie ist „the God that failed“ (Hans-Hermann Hoppe). Der positivistische Rechtsstaat gestattet den Kindermord. Marktwirtschaft beruht auf Konkurrenzkampf statt auf Kooperation. Globalisierung zerreißt das soziale Gefüge durch Gefährdung inländischer Arbeitsplätze. Internationalsozialismus ist Feind der Völker. Die Französische Revolution endete im „terreur“ und Völkermord in der Vendée. Freiheit ohne Bindung ist Willkür und wird zur Anarchie. Gleichheit bedeutet Nivellierung und wirkt dadurch menschenverachtend. Brüderlichkeit bestimmte auch das Verhältnis von Kain zu Abel. Angesichts dieser Absage an die Derivate der Aufklärung durch „deutsches Denken“ kann die Beileidsadresse des Bundespräsidenten Joachim Gauck an den französischen Ministerpräsidenten, François Hollande, zum islamistischen Terroranschlag in Nizza am 14. Juli 2016 nur Verwunderung auslösen. Darin heißt es: „Der 14. Juli, der Tag an dem Frankreich seinen Nationalfeiertag begeht, steht für die Werte der Französischen Revolution, die auch unsere Werte sind. Ein Angriff auf Frankreich ist deshalb ein Angriff auf die gesamte freie Welt.“ Als ehemaligem Pastor sollte Gauck nicht entgangen sein, daß weder die Welt heute „frei“ ist, noch die Werte der Französischen Revolution „unsere Werte“ sind, weil sie zutiefst unchristlich sind. Von der Kirche wurden sie mit allem Nachdruck verurteilt, so u. a. durch den im Jahr 2000 seliggesprochenen Syllabus-Papst Pius IX. 

27 Der Widerspruch muß nach dem Rat der evangelischen Theologin Dorothea Wendebourg „ausgehalten werden.“ Sie wirft ihrer Kirche vor, „falsche Schlüsse aus Luthers Antijudaismus zu ziehen. Statt die Unterschiede zum Judentum zu ertragen, weiche die EKD ihre Lehren auf“. Sie wirft der EKD (Evangelische Kirche Deutschlands) vor, „daß die spezifischen Einsichten der eigenen Tradition abgeschmolzen werden, bis kein fundamentaler Widerspruch anderer zu anderen mehr übrigbleibt“. Luthers Überzeugung von der Rechtfertigung allein aus dem Glauben an Jesus Christus sind der Grund für seinen Judenhaß, denn Juden können den Messias-Glauben an Jesus nicht mit den Christen teilen (Mathias Kamann: Luthers Judenhaß bringt die EKD in Bedrängnis, in: „Die Welt“ vom 10. Juli 2016).
Bei Martin Buber wird der fundamentale Widerspruch „anderer zu anderen“ zu einem „Nein“ des jüdischen Volkes zum Leben der anderen Völker: „Einerseits lag diesem Volk ob, in seinem Verhältnis zum Absoluten der Beschränkung durch das eigene Wesen zu entgehen, und nicht die Gottheit, die ihm gegenübergetreten ist, durch einen im nationalen Bilde gemachten Gott zu ersetzen; andererseits aber war ihm Pflicht, jenes Verhältnis in seinem organischen und volksmäßigen Charakter zu erhalten und das lebendig Göttliche in Israels Mitte sich nicht unter einer erhabenen Idee verflüchtigen zu lassen … Gewiß, die unmittelbare Verehrung des Absoluten ist das Prinzip des ewigen Lebens in Israel; aber bis heute hat das Volk noch nicht gelernt, es mit der Substanz des eigenen Daseins zu verehren … Wiederholt sagt Krochmal den Juden, sie seien zu Lehrern der Völker berufen: sie hätten sie zu lehren, das Absolute selber und nicht die verabsolutierten Volksgaben anzubeten. Und es ist wahr: sie haben dies zu lehren. Aber wie kann man das lehren, was man noch nicht erlernt hat? Es gibt kein anderes Mittel, auf Gott hinzuzeigen, als durch ein ihm gemäßes Leben. Es gibt für ein Volk kein anderes Mittel, auf Gott hinzuzeigen, als durch ein ihm gemäßes Volksleben. Bisher hat die jüdische Existenz nur dazu ausgereicht, Götzenthrone zu erschüttern, nicht aber einen Thron Gottes aufzurichten. Das macht die Unheimlichkeit der jüdischen Existenz inmitten der Völker aus. Das Judentum prätendiert das Absolute zu lehren, aber faktisch lehrt es nur das Nein zum Leben der Völker, vielmehr es ist dieses Nein und nichts mehr. Darum ist es den Völkern ein Grauen geworden. Darum muß, wo eins von ihnen dazu übergeht, nicht mehr wie bisher nur in seiner Innerlichkeit, sondern in den Ordnungen der Wirklichkeit sein eigenes Selbst als das Absolute zu setzen, es Israel abschaffen wollen. Darum ist Israel heute, statt mit einem Flug über den Abgrund den Weg der Rettung weisen zu dürfen, zuunterst in den Strudel der allgemeinen Heillosigkeit gerissen“ (Martin Buber: Die Götter der Völker und Gott, in: Abraham unser Vater – Juden und Christen im Gespräch über die Bibel. Festschrift für Otto Michl. Hrsg. von Otto Betz, Martin Hengel, Peter Schmidt. Leiden/Köln. E. J. Brill Verlag 1963, S. 44–57, hier: S. 46 f.). 

Das „Nein zum Leben der Völker“ ist auch Gegenstand der Rede von Frans Timmermans, Vizepräsident der Europäischen Kommission, im Rahmen des Grundrechts-Kolloquiums der EU. Europäische Kultur und Nationen seien nur soziale „Konstrukte“, die verschwänden. Der Kommissar forderte das Europäische Parlament auf, dieses Verschwinden zu beschleunigen und sicherzustellen, „daß nirgends mehr homogene Gesellschaften bestehenbleiben“ (Quelle: Die „Freie Welt“ vom 10. Mai 2016: „Monokulturelle Staaten werden verschwinden“). An Israel und den „jüdischen Staat“, der seine kulturelle Hegemonie mit Zähnen und Klauen verteidigt, scheint Timmermans nicht gedacht zu haben.

 
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