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Fremde Federn

 

Von Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker

Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von allen": Dieser Einsicht Karl Valentins folgend möchte ich dieses Mal nicht eigene Gedanken zum Besten geben, sondern drei publizistische Schwergewichte zu Wort kommen lassen, die sich jüngst zu brennenden Themen in maßstabsetzender Weise geäußert haben.

So Andreas Unterberger in seinem Blog www.unterberger.at zur Frage, wie man den Euro doch noch retten kann:

„Weiteres Durchfüttern im Gegenzug für vage Versprechungen würde – im Gegensatz zu manchen oberflächlichen Berechnungen, die in den letzten Tagen abgedruckt wurden, – zwar kurzfristig tatsächlich den Schmerz lindern, aber langfristig am teuersten kommen. Denn dann schlägt das Phänomen des Moral hazard am heftigsten zu: Viele Regierungen (die ja auch Wahlen gewinnen wollen!) würden weiter Schulden machen, um ja nicht allzuviel Bürgerzorn auf sich zu ziehen; sie wissen ja, daß sie letztlich immer gerettet werden. Wer Griechenland rettet, hat dann kein Argument mehr, andere Verschwender nicht zu retten.

Die logischste Lösung wäre zweifellos, Griechenland pleitegehen zu lassen, also zumindest ab jetzt, alle weiteren Hilfszahlungen einzustellen. Das würde natürlich etliche Gläubiger der Hellenen mitreißen. Das wäre gewiß auch ein Schock, weil ja niemand weiß, wann der dadurch ausgelöste Dominoeffekt wieder aufhört. Es wäre aber immer noch billiger, manche Gläubiger als ganz Griechenland zu retten. Aber auch eine Gläubigerrettung macht nur dann einen Sinn, wenn die Rettungskandidaten an sich gesund sind. Dabei wären aber jedenfalls auch sie einem kräftigen Haarschnitt zu unterziehen, also keinesfalls zur Gänze zu retten.

Als Alternative zum Absturz in einen solchen Bankrott kann man den Griechen aber auch die Einsetzung einer europäischen Schuldenkommission vorschlagen. Diese müßte befristet sowohl Regierungs- wie auch volle Gesetzgebungskompetenz über Griechenland bekommen. Eine solche Kommission darf dann ohne Zustimmung des griechischen Parlaments Gehälter kürzen, die Bürokratie abbauen, das Sozialsystem beschneiden, deregulieren und privatisieren. Dafür würden sich im Gegenzug die Europäer bereit erklären, weiter zu zahlen. Das klingt hart, ist aber in der Staatengeschichte immer wieder vorgekommen. Das ist genau dasselbe, was ein Masseverwalter in einem Konkurs auch großer Unternehmen tun kann und muß."

So der ehemalige Spiegel-Redakteur Matthias Matussek in seinem Blog www.matussek.de zur Frage „Kirche vor der Spaltung?":

„Wäre es nicht prima für eine Weile auf Strategiepapier zur Ökumene zu verzichten und stattdessen, jetzt kommts – einfach das Personal auszutauschen? Also: Jene Teile der deutschen Katholiken, denen der Glaube zu schwer geworden ist, könnten doch auf den bunten evangelischen Kichentags-„Markt der Möglichkeiten" hinauskomplimentiert werden. Dort könnten sie sich austoben mit Tantra-Feminismus und Sandkastenspielen für ältere Männer und, wenn sie Glück haben, gemeinsamen Gebeten mit Margot Käßmann und den Taliban. Dafür könnten wir Traditions-Katholiken doch den lutherischen Traditionalisten, die sich dort drüben nach mehr Ernst sehnen und denen das Abendmahl und die Liturgie wichtig ist, Asyl anbieten. Den Papst verehren sie heimlich ohnehin schon längst."

Zum Massaker in Norwegen wurde in den letzten Monaten ungeheuer viel publiziert, auf einen kaum beachteten, jedoch durchaus möglichen Hintergrund hat Martin Lichtmesz in seinem Blog auf www.sezession.de hingewiesen:

„Inzwischen denke ich, daß Breivik noch tiefer ins Herz der Finsternis hinabgetaucht ist, als es sich die meisten überhaupt vorstellen können. … Breivik ist intelligent genug, daß er vermutlich ganz genau weiß, daß das norwegische Volk nach einem brutalen Massenmord an Minderjährigen nicht hinter ihm und seiner Sache stehen wird – ganz im Gegenteil. Dies ist die Logik: Es kann nichts mehr gut werden, das System ist unreformierbar und im Kern verrottet, darum ist es umso besser und umso mehr zu begrüßen, je schlimmer die Lage wird. … Was fällt, soll man auch noch stoßen, sagte Nietzsches Zarathustra – darum ist es logisch, den Crash noch zu beschleunigen, die Kräfte der Zersetzung noch zu fördern. … Ein paar „brave Schwedendemokraten" und ein paar „wahre Finnen" im 10-Prozent-Bereich, ein bißchen mehr Meinungsfreiheit und Einwanderungsreförmchen werden das Ruder nicht herumreißen und den Kurs ändern. Sie werden den langsamen Suizid und die Agonie des Westens nur verlängern und verschleppen. Wenn die letzten Gegner von Globalismus und Multikulturalismus endgültig aus dem Weg geräumt sind, dann ist die Bahn frei, dann kann die Gesellschaft lemmingsartig in den Untergang marschieren, dann werden die schwärzesten Prophezeiungen Fjordmans wahr, und nur dann gibt es vielleicht noch eine Chance auf eine ‚europäische Wiedergeburt‘."

Ein düsteres Bild, das Lichtmesz uns da vor die Augen führt. So düster, wie Europas wirtschaftliche Zukunft, wenn die eifrigen „Euro-Retter" weitermachen, wie geplant. Damit schließt sich der Kreis. Alle drei Autoren beschreiben Szenarien, bei denen der Ausweg logisch, aber nicht realistisch erscheint. Doch „wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch". Das ist nicht als Floskel gemeint. Und: Die drei Problemfelder gehören zusammen. Mehr dazu in der nächsten „Neuen Ordnung".

 
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