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Codreanus Erben

Von Brynhild Amann

Die Legionärsbewegung im postrevolutionären Rumänien

Als am 28. November dieses Jahres in Rumänien Präsident und Parlament gewählt wurden, standen auch mehrere Gruppen zur Disposition, die sich in direkter Linie zur Eisernen Garde sehen. Während einige Parteien sich legionäre Prinzipien aus rein politischem Kalkül auf die Fahnen schreiben – so etwa Gigi Becali, Präsident des Fußballclubs Steaua Bukarest, der in den Medien mit Zitaten von Codreanu auffiel und ihn gar heiligsprechen will –, gibt es auch einige kleinere Gruppen, die ernsthaft die Linie der Garde verfolgen und in die Öffentlichkeit zu tragen versuchen.
Einige dieser Gruppen sollen nun vorgestellt werden, wobei die Konzentration auf die Legionärsbewegung eine Erwähnung anderer nationalistischer Parteien ausschließt; so wird etwa die „Großrumänienpartei“ (PRM) des auch im Ausland hinlänglich bekannten Präsidentschaftskandidaten Corneliu Vadim Tudor keine Erwähnung finden.

Wie bereits im historischen Abriß über die Geschichte der Eisernen Garde („Neue Ordnung“, 2/04) erwähnt, hatte der rumänische Diktator General Antonescu, bedingt durch massiven außen- und innenpolitischen Druck, die Eiserne Garde unter Horia Sima zwar 1940 an der Regierung beteiligt, ohne sich jedoch ernsthaft mit ihr ausgleichen zu wollen. Die andauernden Spannungen führten im Frühjahr 1941 zu bewaffneten Auseinandersetzungen und in der Folge zur vom deutschen Bündnispartner gebilligten blutigen Auslöschung der „Legion Erzengel Michael“. Auch im deutschen Reich wanderten viele Legionäre in die Konzentrationslager. Durch die veränderte Kriegslage wurde zwar 1945 unter Horia Sima noch eine rumänische Exil-Regierung in Wien gebildet, deren Etablierung aber wohl nur mehr symbolischen Charakter hatte.
Nach dem Krieg entfalteten die in verschiedenen Ländern Europas exilierten, überlebenden Legionäre eine rege Publikationstätigkeit, so wurden die Schriften von Codreanu in verschiedene Sprachen übersetzt, mehrere Verlage gegründet und etliche Werke der wichtigsten Intellektuellen der Eisernen Garde herausgebracht. Für den deutschsprachigen Bereich ist insbesonders Ion Marii mit seinem Münchner Verlag „Collectia Europa“ zu erwähnen.
Horia Sima fand nach langer Flucht in Spanien seine Bleibe. Als „Kommandant im Exil“ begann er, seine Sicht der Legion in zahlreichen Büchern und Schriften darzustellen; Symposien und Feiern sicherten den Zusammenhalt der verschiedenen Untergruppen in den einzelnen Ländern, sogar Briefmarken-Editionen wurden zu Jubiläen herausgegeben. Natürlich wurden auch legionäre Schriften nach Rumänien geschmuggelt, wo die verbliebenen Angehörigen der Garde großen Repressionen ausgesetzt waren. Unter Ceauºescu gab es allerdings gewisse Lockerungen – der Diktator war einst selbst Mitglied eines Nests der Eisernen Garde gewesen, womit sich seine national-kommunistische Haltung teilweise erklären läßt.
In der ersten Phase nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur 1989 konnten die legionären Strömungen wieder relativ ungefährdet an die Öffentlichkeit treten, wobei die politisch relevanteren von ihnen hier vorgestellt werden sollen.

Erste Neugründungen

Auf Initiative von Horia Sima entstand 1991 die „Partei für das Neue Christliche Rumänien“ (NRC). Im selben Jahr wurde in Timisoara/Temesburg das Publikationsorgan „Gazeta de Vest“ (Gazette des Westens – bezogen auf den Westen Rumäniens) unter der Leitung des jungen Journalisten Ovidiu Gules ins Leben gerufen. Finanziert wurden Partei und Zeitung von den stark dezimierten Legionären im In- und Ausland.
Die neu gegründete Partei stand mit ihrem Publikationsorgan sehr stark unter dem Einfluß von Horia Sima. Schon in seiner Jugend zu keinerlei Kompromissen bereit, wollte Sima „seine“ Partei nach ureigensten Vorstellungen formen. Widerspruch gab es kaum – es war nicht üblich, den ehemaligen Kommandanten der Eisernen Garde zu hinterfragen. Zusätzlich waren der Enthusiasmus bezüglich der Veränderungen nach 1989 sowie die Tatsache, daß man nun endlich wieder eine gewisse Präsenz in der rumänischen Öffentlichkeit aufweisen konnte, einer kritischen Aufarbeitung der Geschehnisse unter Simas Leitung in den Jahren 1940–1941 sowie den teilweise katastrophalen Folgen für alle Betroffenen nicht dienlich.
Die postrevolutionäre Gesellschaft Rumäniens zeigte reges Interesse an den Opfern des Kommunismus: Die Legion des Erzengels wurde zum Dauerbrenner der neuen Medien, welche sich damals noch in erstaunlicher Offenheit jenen Themen nähern konnten, die heute durch internationalen Druck nur mehr sehr einseitig behandelt werden.
Von der Handschrift Simas in der Bewegung irritiert, gründeten jene Legionäre, die schon 1939, nach der Ermordung von Corneliu Zelea Codreanu, nicht mit seiner Ernennung als Kommandant einverstanden waren, im Jahre 1993 eine eigene Partei – die „Vaterlandspartei“ (PPP).
Nach dem Ableben von Horia Sima im selben Jahr wurde ein Zusammenschluß der beiden Parteien vollzogen, der aber nicht lange hielt; einige NRC-Mitglieder fühlten sich von der Leitung der PPP übergangen und gründeten ihrerseits die „Stiftung Professor George Manu“ (FGM), die noch heute unter der Leitung von Mircea Nicolau steht. Die Zeitung der FGM, „Permanente“, wurde zum offiziellen Organ der Legionärsbewegung, Bucheditionen und Konferenzen zu legionären Themen folgten.
Die in der PPP verbliebenen „Simisten“ warben neue Mitglieder in der jüngeren Generation – ihre tatkräftige Erscheinung war für die Jugend wesentlich attraktiver als die theoretisierenden „Codrenisten“, deren Hauptanliegen sich mit der Rehabilitation der Eisernen Garde unter Codreanu sowie der Anprangerung der Geschehnisse unter Horia Sima erschöpften. Ganz wie die Persönlichkeiten ihrer historischen Führer spalteten sich die beiden Gruppen in Aktionismus und unreflektierten Kampfesgeist auf seiten der Simisten und unumstößliche Bedachtheit seitens der Codrenisten. Die Ideen der „alten Männer“ konnten die Jugend letztlich nicht überzeugen, und so sank in den folgenden Jahren innerhalb der PPP der Anteil der Codrenisten gegenüber den Simisten gravierend, so daß ein ideologisches Ungleichgewicht zugunsten der Simisten entstand.

Nicador Codreanu

Erneut gründeten die Codrenisten eine einheitliche Gruppe – die „Rumänische Aktion“ (AAR) unter Nicador Zelea Codreanu. Der Sohn des 1941 im Gefängnis ermordeten Bruders des Câpitan, Horia Zelea Codreanu, sieht sich als einzig legitimierter Nachfolger desselben. In einem unveröffentlichten Interview mit Dragos Baldescu (Original liegt beim Verfasser auf) bedauert Nicador die unter Sima begangenen terroristischen Aktionen gegen das eigene Volk, welche die Ereignisse im Jahre 1941 provoziert hätten, und beklagt den absoluten Verlust der einst glühenden landesweiten Unterstützung der Eisernen Garde. Die Groß
rumänienpartei bezeichnet er, auf C.V. Tudors Vergangenheit anspielend, als „National-Kommunistische Partei“ – und die Noua Dreapta (siehe unten) ist ihm zu nationalistisch und gottlos; die Rechte binde sich aus purem Selbsterhaltungstrieb erneut an das Christentum, wissend, daß die Orthodoxie stets den Zusammenhalt des rumänischen Volkes garantiert hätte. Die Regierung Rumäniens bestehe nur aus Altkommunisten, was keine guten Aussichten auf eine Relativierung der Vorwürfe gegen die Eiserne Garde unter Codreanu eröffne. Nicador sieht achtzig Prozent der rumänischen Geschichtsschreibung als anti-legionäre Feindpropaganda an, dem schnellstens entgegengewirkt werden müsse.
Die AAR veranstaltete ebenfalls Symposien zur Information der Jugend, deren Plakate heute noch die gesamte Universität Bukarest zieren.
Viele erfolgversprechende Ansätze dieser Anfangsperiode fielen ideologischen Grundsatzkämpfen zum Opfer, wobei nicht nur Codrenisten und Simisten sich bekämpften, sondern auch Unstimmigkeiten herrschten zwischen im Land verbliebenen Legionären und jenen im Ausland, Orthodoxen und Griechisch-Katholischen und so weiter. Alle Gruppen versuchten, mit Symposien, Diskussionsrunden, Buchpublikation oder Zeitungsartikeln auf sich aufmerksam zu machen, dennoch bewegte sich der Großteil in grauer Theorie und Vergangenheit, die gravierenden Probleme der rumänischen Gegenwart wurden entweder nicht erkannt oder ignoriert. Andererseits muß der neutrale Beobachter verstehen, daß eine geschundene und gedemütigte Generation in erster Linie versuchen wird, die „Schmach“ der Vergangenheit abzulegen, um die jungen Generationen aufzuklären, besonders in einem ehemaligen Land des kommunistischen Totalitarismus.
Die Jugend glaubte an ein Auferstehen der Legion, was von den älteren Mitgliedern von PPP und FGM ängstlich zurückgewiesen wurde – sie sehen die Erscheinung der Eisernen Garde als Einzigartigkeit der rumänischen Geschichte und wollten in den Turbulenzen der postrevolutionären Jahre den Geheimdienst nicht über die Maßen provozieren.
Die Enttäuschung über die Realitätsferne der Organisation brachte viele junge Mitglieder der PPP zum Austritt, um anläßlich des hundertsten Geburtstags von Corneliu Zelea Codreanu am 13. September 1999 die „Neue Rechte“ (ND – Noua Dreapta) zu gründen.
Wenige Monate später verlor die Gruppe um die „Gazeta de Vest“ ihren Chef – Ovidiu Gules wurde vom Geheimdienst bedrängt und mußte im Ausland untertauchen. Über die Jahre war die legionstreue Gruppe um Gules die einzige in Rumänien, die von den christlich-nationalen Gruppen Europas (ITP – International Third Position) anerkannt wurde. Die relative Unsicherheit, die die neue Situation in Timisoara hervorrief, brachte die ITP dazu, die Noua Dreapta als Nachfolge-Organisation der Gruppe um Gules anzuerkennen. Folgerichtig schloß sich der Großteil der verwaisten Kameraden aus Timisoara der ND an.
Lediglich ein Mitglied des Führungsstabs, Grigore Oprita, versuchte den Alleingang – und wurde der erste, der die neuen Verbotsgesetze Rumäniens zu spüren bekam. Die Justiz versuchte anhand der Veröffentlichungen Opritas ein Exempel zu statuieren und verurteilte ihn rückwirkend auf jene Zeit, als die relevanten Gesetze noch nicht existierten. Der somit einzigartige Prozeß ist bis zum heutigen Tage anhängig, Oprita werden im EU-Beitrittsland Rumänien schlechte Chancen vorausgesagt.
Zeitgleich bezeichnete sich der ehemalige Physikprofessor Serban Suru aus Bukarest als Nachfolger Simas, was weder vom Führungsstab der Exil-Legionäre unter Mircea Dimitriu in Deutschland noch von PPP oder FGM bestätigt wurde. Suru, inoffiziell als dem Geheimdienst nahestehend betrachtet, wurde öffentlich mehrfach als Hochstapler bezeichnet, bis er schließlich völlig isoliert war. Dennoch traten einige junge Leute seiner „Legion Erzengel Michael“ bei, um in verschiedenen Städten Nester zu gründen und freiwillige Arbeitslager nach dem Beispiel Codreanus abzuhalten. In unregelmäßigen Abständen wurde die Zeitschrift „Obiectiv Legionar“ publiziert. Suru provozierte während Informationsveranstaltungen der Noua Dreapta immer wieder Konflikte, bis schließlich deren Chef, Tudor Ionescu, ihn in einem öffentlichen Brief der politischen Sabotage bezichtigte. In der Folge trat der Grossteil von Surus Leuten aus Bukarest, Brasov/Hermannstadt und Constanta der Noua Dreapta bei, wo sie beachtlichen Einfluß ausüben konnten.
Suru führt heute ein Archiv über die Eiserne Garde in Bukarest und leistet somit einen nicht unerheblichen Beitrag zur Erhaltung der Schriften und Bilder.
In der FGM hatte man die Zeichen der Zeit erkannt und versuchte vermehrt, neue Generationen anzusprechen. Die Jungmitglieder Munteanu und Mihutiu gründeten die Zeitung „Sfarma Piatra“, welche mit „Permanente“ zusammengeschlossen wurde und als Organ der Jugend der Legionären Bewegung reges Interesse fand. Mit Hilfe des Internets und organisierter Treffen sollte eine geschulte Jugend in die Weltanschauung der Legionären Bewegung eingearbeitet werden, um die FGM eines Tages zu übernehmen. Mihutiu stieg zum Rang des Sekretärs des Stabschefs der Exil-Legionäre, Mircea Dimitriu, auf. Als seine Vorschläge für den Kader der Junglegionäre nicht angenommen und durch Verwandte und Bekannte der Altlegionäre ersetzt wurden, sah dieser keinen Sinn mehr in der Zusammenarbeit mit FGM und trat Ende 2003 der Noua Dreapta bei, was für diese wachsende Gruppe einen großen Prestigeerfolg darstellte.

Die Noua Dreapta

Auch die ND hatte mit Fluktuationen zu kämpfen, kristallisierte sich aber im Laufe der Zeit als die stabilste Gruppe heraus. Ähnlich wie bei der Eisernen Garde rekrutieren sich die Mitglieder meist aus der Studentenschaft, die in verschiedenen Städten Nester gründen, deren Organisation sich weitgehend an die Vorgaben Codreanus hält: das in strikter Aufstellung gesungene „Lied der Legionären Jugend“ und der namentliche Aufruf aller gefallenen Legionäre (mit Ausnahme des Câpitan, der immer zugegen ist) eröffnen die wöchentlichen Nestabende im ganzen Land. Es folgt eine Rekapitulation der vergangenen Woche sowie eine Erörterung der zukünftigen Projekte, bis der Nestabend mit weiteren Liedern abgeschlossen wird. Der sonntägliche Kirchgang ist absolute Pflicht und wird meist mit einem gemütlichen Beisammensein abgerundet, in den alljährlichen Tabaras (freiwillige Arbeitslager nach dem Vorbild der Legion) werden umweltschützerische Tätigkeiten mit Schulungen kombiniert und bei viel Bewegung in freier Natur Inhalte vermittelt und ausgetauscht.
Wie die Legion versucht auch die ND, einen „Neuen Menschen“ heranzubilden und der oft orientierungslosen Jugend Rumäniens eine Leitlinie zu bieten. So wird auch ein bestimmtes Verhalten im privaten Bereich erwartet; allgemeine Höflichkeit, gesittetes Auftreten sowie politische Zurückhaltung gehen einher mit der Ächtung von Drogenkonsum und sonstiger dekadenter Einflüsse wie etwa Piercings oder auffälliger Kleidung. Ganz im Sinne des Câpitan wird übermäßiger Alkoholkonsum völlig abgelehnt, die Kader sind in beispielgebender Weise meist abstinent. Natürlich muß gegenüber Neumitgliedern eine angemessene Toleranz geübt werden, die aber nach einer gewissen Periode in eine Erwartungshaltung umschlägt. Wer den Vorgaben nicht entspricht, muß die ND verlassen.
Etwas seltsam mutet das Symbol der ND an – das weiße Keltenkreuz auf schwarzem Grund ist ein heidnisches Symbol und wird gemeinhin mit der militanten Rechten in ganz Europa assoziiert. Diesbezügliche Kritik, wie etwa auch von Nicador Codreanu, versucht man mit oberflächlichen Ursprungserklärungen des Symbols und dessen Bezug zum Christentum zu widerlegen, was in der Essenz nicht gelingt.
Inhaltlich lehnt man sich in eklektizistischer Weise an religiöse Schriften sowie an die Vorbilder Codreanu und Sima an. Im Zentrum steht die Familie, die vor negativen Einflüssen geschützt werden soll; obwohl sich die ND in letzter Zeit vermehrt um ein umfassenderes Konzept bemüht, klammern die Hauptanliegen – Lösung des Zigeunerproblems, Verbot der Homosexualität, Bekämpfung der Sekten, Rückgabe der rumänischen Gebiete Moldau, Bessarabien und Transnistrien, Direkte Demokratie, Distributismus als Wirtschaftssystem und Umweltschutz – die brennenden Probleme des heutigen Rumäniens weitgehend aus. Nachdem die Mitglieder der ND durchwegs dem gehobenen Mittelstand entstammen und über eine akademische Ausbildung verfügen, lehnen sie sich mit ihrem Problemkatalog eher an westliche Gesellschaften an; die enormen wirtschaftlichen Probleme Rumäniens und die damit verbundene Misere der großteils armen Bevölkerung werden weitgehend ausgeklammert.
Nichtsdestotrotz wird auf viele Mißstände aufmerksam gemacht; so waren ND die ersten, die eine Kampagne gegen die Ausbeutung der Region Rosia Montania (Apuseni Bergregion) durch die Firma eines Exil-Rumänen jüdischer Herkunft startete. Der Landstrich gilt aufgrund seiner Goldvorkommen als die älteste Kulturregion Rumäniens; die landschaftlichen Veränderungen durch die Firma Eurogold vernichten nicht nur zahlreiche Dörfer der Gegenwart, sondern zerstören auch die Zeugnisse rumänischer Frühgeschichte unwiederbringlich. Die Gewinnung des Goldes erfolgt aus Kostengründen in riesigen Cyanid-Seen, was wiederum eine Umweltverschmutzung katastrophalen Ausmaßes für ganz Europa darstellt. Als Umweltschutzorganisationen und NGOs das Thema für sich entdeckten, wollte man die ND nicht mehr dabei haben, eine extremistische Gruppe könnte den Erfolg der Proteste gefährden, hieß es.
Weiters wurde die Bevölkerung über die Folgen der Donauregulierung durch Bulgarien, welche das größte Naturschutzgebiet Europas, das rumänische Donaudelta, trockenlegen wird, informiert.
Bereits im Frühjahr 2004 rief man mit anderen Parteien zum Boykott der Abstimmung zur Verfassungsänderung auf, verteilte tausende Flugzettel und Plakate, was fast zum Erfolg geführt hätte. Doch die Regierung dehnte die Abstimmung rechtswidrig auf drei Tage aus, um zahlreiche Bürger mittels hausierender „Informationstrupps“ einzuschüchtern und so auf jeden Fall die nötigen 50 % Beteiligung zu erhalten, was wiederum die EU – ungeachtet der „Zwischenfälle“ – als Erfolg verbuchte.
Die Noua Dreapta pflegt regen Kontakt zu ausländischen Organisationen und Parteien, so etwa zur italienischen Forza Nuova, zur spanischen Falange, zur NPD sowie zu zahlreichen kleineren Organisationen in verschiedenen Staaten. Im Oktober 2004 gipfeln diese Kontakte im Zusammenschluß zahlreicher Organisationen zur EFN (European National Front).
Für die Kommunalwahlen im Juni 2004 schloß man sich kurzerhand der Christlich-National-Demokratischen Partei PNDC von Professor Ion Coja an. Die neuen Parteigrundsätze erstrecken sich im Grunde auf die Forderung von im Westen ursprünglich allgemeingültigen Grundprinzipien; der Ruf nach Recht auf Integrität, Bildung, Menschenrechte, Privatbesitz, die Forderung nach Kleinbauernförderung, Kulturförderung, Sicherheitsgarantie, das Pochen auf christliche Moral und soziale Gerechtigkeit sind darin ebenso zu lesen wie relativ naive Forderungen, etwa jene nach „einer Auswahl der Politiker-Kaste auf der Basis von Moral und Kompetenz“ oder der „Verteidigung des Nationalstaates gegen die Globalisierung“.
Die finanziellen Mittel zur Wahlpropaganda sind sehr beschränkt. Äußerlich wird hauptsächlich auf religiösen Inhalten aufgebaut, realpolitische Probleme Rumäniens werden weitestgehend ausgeklammert wie bei den meisten Parteien des Landes. Man bekommt den Eindruck, daß dem Wähler nicht sehr viel Kompetenz zugeschrieben wird.
Überraschenderweise widmete sich der Vorsitzende Prof. Ion Coja in diversen Zeitungen und TV-Sendungen in erster Linie der Zurückweisung der Forderung von Holocaust-Opfern (siehe dazu Kasten 1), anstatt die mediale Plattform für wichtigere Themen des rumänischen Alltags zu nutzen.
Die PNDC, die wie die PPP schon 1996 und 2000 an den Wahlen teilnahm, kämpft um einen vernichtend geringen Anteil an Stimmen, durch den Zusammenschluß mit der ND konnte die PNDC die Stimmenzahl bei den Regionalwahlen im Juni 2004 allerdings verdreifachen. In der unübersichtlichen Parteienlandschaft Rumäniens (im Juni 2004 standen über 50 Listen zur Auswahl) wird die PNDC wohl ein kleines Licht bleiben, sofern sie sich nicht mit anderen Gruppen zusammenschließt. Trotzdem sieht man die Chancen positiv – die Wahlen bieten eine Möglichkeit, die eigene Weltanschauung unter die Menschen zu bringen – und schließlich gründete auch Codreanu mit nur fünf Mitstreitern anno 1923 die Legion des Erzengels Michael.

Legionäre Gedenktage

Allen Gruppen gemeinsam ist die gebührende Ehrung der legionären Gedenktage, an denen stets eine Messe gefeiert und die alten Legionärslieder gesungen werden.
So wird der Geburtstag des Câpitan am 13. September jeden Jahres mit einer gemeinsamen Messe zu Ehren des heiligen Cornelius in der Legionärskirche Ilie Gorgani begangen und meist mit Diskussionsrunden oder Symposien im kleineren Kreis abgeschlossen.
Der darauffolgende Tag der Kreuzerhöhung gilt dem Helden- und Märtyrer-Gedenken – wer die Möglichkeit hat, reist in die Trascaului-Berge nach Aiud / Straßburg, um an dem alljährlichen Parastas (Requiem), das von bewegenden Ansprachen und Liedern begleitet wird, teilzunehmen. Hier finden sich zahlreiche Überlebende des kommunistischen Terrors ein, unter ihnen viele Priester, aber auch zahlreiche jungen Leute, die sich mit dem Fehlen dieses Themas in den Geschichtsbüchern nicht abfinden und mit den Betroffenen selbst kommunizieren wollen. In der Krypta des neu errichteten Denkmals von Aiud finden sich lange Listen von Namen derer, die während des Kommunismus Schreckliches erleiden mußten, der Großteil von ihnen sind Legionäre; fast täglich werden Gebeine von namenlosen Toten in den Massengräbern des angrenzenden Ripa Robilor (Tal der Sklaven) entdeckt und beigesetzt.
Der wichtigste Gedenktag, der 30. November, führt Jugendgruppen und Altlegionäre in den Wald von Tîncabesti, wenige Kilometer nördlich von Bukarest. Es ist jener Tag, an dem der Câpitan mit 13 seiner besten Kameraden meuchlings auf der Pritsche eines Transporters erdrosselt wurde. Beim neu errichteten Gedenkkreuz (ein typisch rumänisches Troita), das von einem in Deutschland lebenden Legionär geschnitzt wurde, zelebriert man alljährlich eine ausgedehnte Parastas, das Trauerlied der gefallenen Legionäre wird gesungen und das Wort an die Versammelten gerichtet. Die Noua Dreapta organisiert zusätzlich einen Marsch über 15 Kilometer zu jenem Platz, an dem die Legionäre ermordet wurden.
Ein weiterer Trauertag gilt den gefallenen Legionären Ion Mota und Vasile Marin, welche am 13. Jänner 1937 bei Majadahonda, nordwestlich von Madrid, gefallen sind. Hier wurde in den siebziger Jahren ein stattliches Denkmal errichtet zur Erinnerung an das Opfer der Legionäre während des Spanischen Bürgerkriegs; die Eiserne Garde hatte Freiwillige aufgestellt, nachdem König Carol II die rumänische Hilfe für das bedrängte Spanien abgelehnt hatte. Nur wenige Rumänen können nach Majadahonda reisen, es sind jedoch zusätzlich viele Exil-Legionäre und verbündete spanische Politiker zugegen, so etwa die Falange, die meist die Ehrenwache übernimmt, oder Blas Pinar von der Frente Espanol.
Des weiteren finden über das ganze Jahr verteilt Gedenkveranstaltungen an verschiedenen Orten statt, so etwa im Klosterfriedhof von Predeal, wo tausende malträtierte Legionäre zur letzten Ruhe gebettet wurden.

 
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