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Der Gesandte des Erzengels

Von Brynhild Amann

Corneliu Codreanu und die Legion Erzengel Michael

Am 13. September dieses Jahres jährt sich der Geburtstag von Corneliu Zelea Codreanu, dem legendären Gründer der „Legion Erzengel Michael“ und der „Eisernen Garde“ zum 105. Mal. Über Generationen hinweg haben die Gedanken Codreanus bis heute ihre Faszination behalten. Nicht nur im „befreiten“ Rumänien, wo sich seit 1989 zahlreiche Gruppen zu seinem Erbe bekennen, sondern auch in anderen Ländern hat seine Weltanschauung Anhänger und Bewunderer gefunden. Wie kommt es, daß eine Bewegung, die während einer sehr kurzen Zeitspanne die Geschicke eines relativ unbedeutenden Landes beeinflußte, einen derart nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnte?

Einen gewissen Anteil ist dem Gründer selbst zuzuschreiben, dessen Charisma Zeitzeugen als überwältigend beschrieben. Codreanu war über 1,90 m groß, hatte klare grünblaue Augen, einen willensstarken Blick und ein „übernatürliches“ Auftreten. Wenn er in der rumänischen Nationaltracht auf einem weißen Pferd in die Dörfer einritt, war es den Bauern, als käme der Erzengel leibhaftig auf sie hernieder (Nagy-Talavera). Codreanu hatte aber auch Inhalt, er lebte täglich vor, was er seinen Anhängern predigte. Seine militärische Ausbildung sowie sein in Grenoble absolviertes Doktorat in Volkswirtschaft, sein Anwaltsberuf und seine tiefe Religiosität vermittelten ihm sehr früh die nötige Disziplin und Sicht für die wichtigen Dinge des Lebens: „Im Militärgymnasium habe ich gelernt, den Kampf zu lieben und den Salon zu verachten“. (Codreanu: Eiserne Garde) Seine unendliche Liebe für Rumänien ließ ihn als Siebzehnjährigen von zuhause ausreißen und als Freiwilligen am Krieg teilnehmen, wo er an der Seite des Vaters kämpfen wollte. 1923 gründete er die „Legion Erzengel Michael“, die gemäß der Bestimmung des Patronatsheiligen alles Schlechte auf der Welt beseitigen und ein neues Rumänien erschaffen sollte. Seine eigenwillige Persönlichkeit, die er stets beibehalten hat, bildete sich sehr früh heraus. Sie führte ihn auf einen strengen steinigen Weg, der im Sumpf der rumänischen Königsdiktatur schließlich mit dem größten Opfer, seinem Tode, enden sollte. Da sich dieser Artikel der Spiritualität der Legion widmet, müssen die geschichtlichen Aspekte aber hintangestellt bleiben.
Eugen Weber sieht den Hauptgrund des Erfolgs Codreanus und der Legion in der gesellschaftlichen Struktur Rumäniens. Während faschistische Bewegungen in Europa meist als revolutionäre Re-Aktion auf die bolschewistische Penetration gesehen werden müssen, konnte sich der legionäre Gedanke in Rumänien ideologisch relativ unbehelligt entwickeln. Ohne hier auf kritikwürdige Details einzugehen, muß doch festgehalten werden, daß Webers Argument teilweise erklärt, warum eine alle Klassen umfassende breite Zustimmung zur Legion bestand; Adelige, Philosophen, Künstler, Professoren und Generale fanden sich ebenso in ihren Reihen wie die gewichtige Gruppe der Studenten oder etwa Bauern und Arbeiter. Alter, Stand und Geschlecht spielten keine Rolle, der Kampf um das rumänische Erbe schweißte alle zusammen. Dies wurde auf geniale Art und Weise bei den freiwilligen Arbeitseinsätzen der Legion deutlich, wo Professoren an der Seite von Bauern in sengender Hitze, einem wohltätigen Zweck folgend, buchstäblich am Aufbau Rumäniens arbeiteten.
Welche Kraft bewegte diese Menschen, derart über sich hinauszuwachsen? Man muß in der rumänischen Geschichte weiter zurückblicken, als dies etwa Weber tat; im kulturell hochstehenden antiken Volk der Daker manifestiert sich erstmals eine örtlich gebundene Einheit, aus der sich in der Folge das rumänische Volk entwickelte.
Die strategische Lage Rumäniens ließ das Land zum konstanten Kriegsschauplatz der Geschichte werden. Das Römische Reich, einfallende Volksstämme aus dem Osten, die osmanische Herrschaft, östliche und westliche Monarchien und nicht zuletzt der Nationalsozialismus schafften es nicht, das rumänische Volksempfinden zu zerstören. Ab dem Frühmittelalter entwickelt sich die Rumänisch-Orthodoxe Kirche zur einigenden Kraft, zum seelischen Sammelpunkt, an dem sich die müden, verzagenden Krieger aller Generationen aufrichten konnten. Glaube versetzt Berge, auch in Rumänien. „Es darf nie vergessen werden“, so Codreanu, „daß unser Dasein unter Gottes Willen und dem Segen der christlichen Kirche steht (…) In Zeiten größter Not hat das rumänische Volk sich an den Altären zusammengefunden, so wie wir uns heute zusammenfinden, um niederzuknien, um in Zeiten größter Gefahr Gottes Segen zu erhalten. Kriege wurden von denjenigen gewonnen, die es verstanden haben, jene mysteriösen, himmlischen Kräfte zu Hilfe zu rufen. Diese mysteriösen Kräfte sind die Seelen der Toten, unserer Vorfahren, welche, mit diesem Land verbunden, im Kampf für die Heimat fielen. Durch unser Gedenken bleiben sie weiter mit diesem Land verbunden. Über allen Seelen steht aber Gott. Werden diese Kräfte angerufen, eilen sie uns zu Hilfe und geben uns Mut, Willenskraft und alles Nötige zum Siege. Sie pflanzen Panik und Terror in die Herzen des Feindes und lähmen seine Handlungen. Schließlich hängt der Sieg nicht von materiellen, sondern von spirituellen Kapazitäten ab. Dies ist die Erklärung in unserer Geschichte für wundersame Siege trotz völliger materieller Unterlegenheit.“ (Codreanu: Nest Leader’s Manual) Daß spirituelle Kraft Unvorstellbares bewirken kann, ist eine historisch mehrfach belegte Tatsache. Ein Beispiel hierfür ist die Brandrede des englischen Königs in Shakespeares Drama „Heinrich V.“

Die Kraft des Gebets

Wie kann man sich dieser Kräfte versichern? Codreanus Antwort auf diese Frage lautet: „Durch Gerechtigkeit und Moralität sämtlichen Handelns und durch konstantes, unablässiges Ansprechen dieser Mächte. Ruft sie herbei, mit aller Kraft eurer Seele und sie werden kommen! Die Kraft der Anziehung ist stärker, wenn viele Menschen zusammen beten. Daher werden bei den  samstäglichen Nestabenden Gebete gesprochen und die Legionäre angehalten, am Sonntag in die Kirche zu gehen. Unser Patron ist der Erzengel Michael. Seine Ikone sollte in unseren Heimen sein. In schwierigen Zeiten rufen wir ihn an, wird er uns nicht im Stich lassen.“ (Nest Leader’s Manual)
Codreanu war die mystische Kraft des Gebets bekannt. Er verstand es, zu beten; täglich zog er sich vor Sonnenaufgang zur meditativen Zwiesprache mit Gott zurück, während der er Fürbitte leistete für die Verstorbenen, das Vaterland, die Bewegung und um Gott zu dienen. Er war überzeugt, daß der konstante ernsthafte Dialog mit Gott den Menschen verändern kann. Dementsprechend wurde die Disziplin des Gebetes in der Legion gehalten. Jeder „Nestabend“ beinhaltete mehrere Gebete mit verschiedenen Funktionen. In den Arbeitslagern waren Gebete fester Bestandteil des spirituellen Moments. Im Grünen Haus, dem Hauptquartier der Legion, befand sich unter dem Dach ein Gebetsraum, der stets besetzt war – Legionäre und Legionärinnen beteten dort Tag und Nacht; oft war der Gebetsraum zum Bersten angefüllt. Mircea Eliade, der für den Nobelpreis nominierte berühmte Religionswissenschaftler und Philosoph – sowie einst selbst Legionär – bemerkte hierzu: „Es fanden sich dort Menschen aller Art: Professoren, Universitäts-Dozenten, Ärzte, Priester, Gelehrte, Arbeiter, Bauern. Der Großteil waren aber Intellektuelle. Wenn abends dreihundert Stimmen im Gleichklang beteten, war das wie ein Erdbeben.“ Derart gestählte Kameradschaft bindet und führt im Kampf zu „übernatürlichen“ Leistungen.
Anders als in der katholischen Kirche wird in der Orthodoxie der geistigen und körperlichen Askese – dem Mystizismus und dem Fasten – immer noch große Bedeutung beigemessen. Entsprechend hart sind die orthodoxen Fastenregeln, die aber von der Legion an Selbstdisziplin bei weitem übertroffen wurden. So hält ein Zirkular aus dem Jahre 1938 die Legionäre an, sich zurückgezogen ausschließlich dem legionären Gebet zu widmen, mehrere Stunden in der Heiligen Schrift zu lesen und keinen Zerstreuungen nachzugehen, weder Alkohol noch Tabak zu sich zu nehmen, kei ner lei Glücksspielen zu frönen, sich auf keinerlei Diskussionen und Streitigkeiten einzulassen und keine gesellschaftlichen Anlässe wahrzunehmen.
Julius Evola war sehr beeindruckt von der Askese und der tiefen Religiosität des „Capitan“, wie Codreanu von seinen Anhängern gerufen wurde. Als er mit einer italienischen Journalisten-Delegation im Frühjahr 1938 den Führer der Eisernen Garde im Grünen Haus in Bukarest aufsuchte, muß der Besuchstag wohl auf einen Mittwoch oder Freitag gefallen sein, einem jener Tage, an denen die Legionäre das „Schwarze Fasten“ betrieben haben, also weder Nahrung noch Getränke zu sich nahmen. Seine Frau konnte den Italienern nichts anderes als Bohnen vorsetzen, die sie allerdings ohne den Gastgeber verzehren mußten.
Codreanu bot gleichsam ein Beispiel für den Mystizismus in der Orthodoxie, der im asketischen Rückzug – möglichst in Form einer Periode der einsiedlerischen Selbst- und Gottfindung – einen wichtigen Schritt zur Erlösung des Einzelnen sieht. In der Zeit der absoluten Bedrängnis, als ihm die Staatsorgane offen nach dem Leben trachteten, seine Organisation zu zerfallen drohte und er von Zweifeln geplagt wurde, zog er sich für längere Zeit auf den Berg Rarau zurück, wo er in der völligen Einsamkeit einer windigen Holzhütte die innere Antwort auf die Fragen seines schwierigen Lebenswegs zu finden suchte. Er war Manns genug, bei seiner Rückkehr zuzugeben, keine schlüssige Antwort gefunden zu haben.
Codreanu sah sich selbst als Gesandter des Erzengels, nicht als eigenverantwortliche Führerpersönlichkeit wie etwa Hitler oder Mussolini (Nagy-Talavera).
Hier wird der grundlegende Unterschied der Systeme deutlich: „Der Faschismus beinhaltet die Staffage [hier als äußere Form der staatlichen Organisation, d. V.] und der Nationalsozialismus den Körper [hier die rassische Eugenik, d. V.]. Der Legionarismus beschäftigt sich demgegenüber mit etwas viel Tieferem, nämlich mit der Seele, namentlich mit deren Stärkung durch die Kultivierung christlicher Werte und ihrer Vorbereitung auf die Erlösung, einer Erlösung im Einklang mit der christlichen Kirche auf höchstem Niveau.“ (Nest Leader’s Manual) Den sich gegenseitig über Generationen bekämpfenden Prinzipien Autorität und Freiheit stellt Codreanu die Liebe als allumfassendes, vermittelndes Prinzip entgegen: „Gelebte Liebe bedeutet Seelenfrieden in der Gesellschaft und in der Welt“. (Eiserne Garde)
Der italienische Autor und Zeitzeuge Alfonso Panini Finotti hat richtig erkannt: „Im Gesamten muß man den humanen Charakter dieser Revolution hervorheben; während Faschismus und Nationalsozialismus das Individuum durch Simplifizierung, oder sogar Unilateralisierung zum teilnehmenden Instrument im Dienste des Staates reduzieren, eröffnet die Legionäre Revolution eine Aussicht auf die Erneuerung von Mensch zu Mensch im wahrsten Sinne des Wortes. Angesichts dessen sind viele der pathetischen Aussagen Codreanus und seiner Kameraden völlig überraschend. Durch Codreanu und seine Garde hat das rumänische Empfinden den Charakter einer größeren Dimension erhalten, einen neuen Lebensstil.“

Die Philosophie der Nester

Dieser neue Lebensstil wurde in den Nestern praktiziert, einer kleinen Einheit von Legionären und Legionärinnen (welche eigene „Nester“ hatten), die der Heranbildung des neuen „heldenhaften“ Rumänen diente. Die Strategien waren mannigfaltig und stark von jener menschlichen Wärme geprägt, die Codreanu ein Leben lang unter seine Leute zu bringen trachtete. Das „Nest“ war somit auch ein Ort der Geborgenheit, der Zugehörigkeit, des primären Heimatgefühls. Nichtsdestoweniger wurde auch einiges gefordert: Disziplin, Arbeit, Stille (Leistung durch Taten, nicht Worte), Erziehung, gegenseitige selbstlose Hilfe und persönliche Ehre waren die Hauptgesetze des „Nests“. Gewisse Verhaltensregeln wurden gelernt: „Der Legionär [der sich dem „Nestführer“ präsentiert, d. V.] hat ein stolzes, soldatisches Auftreten, spricht deutlich und blickt seinem Führer direkt in die Augen. Augen lügen nicht (…) Der Legionär ist mündlich wie schriftlich klar und präzise. Lange, verworrene Reden sind die Sprache der Demokratie.“ Das äußere Erscheinungsbild der Legionäre wurde auf das innere abgestimmt: „Die Kleidung des Legionärs ist bescheiden. Weder lobt noch neidet er die luxuriös-protzende Staffage anderer. Er verachtet Luxus und sieht in ihm die Tendenz zu Frivolität und schurkischer Philosophie. Heute ist der protzig angezogene Mensch – gehört er nicht zu einer der mannigfaltigen Varianten des Diebtums – ein gefühlsloser Mensch, der sich über die endlose Misere unseres Landes mokiert.“ (Nest Leader’s Manual)
Den jungen Legionären wurde eine profunde Lebenserfahrung nahegebracht und essentielles Rechtsempfinden vorgelebt; Unehrlichkeit wurde vollständig ausgemerzt, war sie doch als Geißel des rumänischen Volkes erkannt; ebenso die überall grassierende Korruption: „Der Mangel an menschlicher Bescheidenheit macht uns krank. (…) Trinkgelder, Bestechung und Diebstähle haben die moralische Gesundheit der rumänischen Nation ausgelöscht. Der Legionär setzt solchen Gewohnheiten ein Ende, um die Bedeutung von Bescheidenheit wiederzubeleben. Er wird niemandem etwas geben, noch etwas versprechen, und wenn er einen Gefallen tut, wird er sich nicht erniedrigen, Geld entgegenzunehmen – sondern er wird dem Bestecher an die Gurgel gehen.“ (Nest Leader’s Manual)
In Massen strömten die jungen Menschen der Legion zu. Mitgliederwerbung wurde bewußt vermieden – im Gegenteil – man suchte sich aus, wen man aufnahm, galt es doch vielerlei zwielichtigen Personen den Zugang zur Legion zu versperren. Die Legionäre und Legionärinnen wurden in verschiedenen sozialen Bereichen ehrenamtlich tätig und zeigten dabei einen schier unerschöpflichen Arbeitseifer. Codreanu verfolgte – als Gegenpol zum Großkapitalismus, der die rumänische Industrie und die Bauern ins Elend stürzte – das heute wieder diskutierte Wirtschaftssystem des Distributismus. Zu fairen Preisen wurde den Bauern die Ware abgenommen, um sie dann in legionseigenen Läden wiederum zu angemessenen Preisen an die Konsumenten zu verteilen. Da die Legion keinen Profit beanspruchte, war dies ohne weiteres durchführbar. Eigene Restaurants mit gesunder Kost wurden eröffnet; mehrere Zeitungen, eine Druckerei und eine Ziegelei und die unzähligen Arbeitslager im Sommer waren die ersten technischen Schritte beim Aufbau Rumäniens. Später wurden alle diese im Volk überaus beliebten Aktionen vom Staat verboten, Legionäre gefangen gesetzt oder sogar erschossen.
Den Kern der Überzeugungen der Legion sah Codreanu in folgenden vier Aspekten: in dem Glauben an Gott, dem Glauben an die Kraft der Legion zur Rettung Rumäniens, in der gegenseitigen Liebe (Ehre, Treue, Kameradschaft, die Bereitschaft zum Opfer) und im Lied. Vielen Zeitgenossen mag die Nennung des Lieds irritieren. Codreanu war in seiner profunden und gefühlssicheren Gläubigkeit psychologisch sehr geschickt und somit in seinen Weisungen äußerst treffsicher. Die von ihm aufgestellten vier „Pflugrillen“, auf welchen er den neuen Staat pflanzen wollte, beinhalten essentielle soziale und humane Momente. Weil die ersten drei Pflugrillen oben bereits näher beschrieben worden sind, sei an dieser Stelle noch auf die Bedeutung der letzten „Pflugrille“ eingegangen. Die Gewichtung des Liedes hat mehrere Aspekte. Codreanu erkennt in jenem Legionär, der nicht aus frohem, freiem Herzen mitsingen kann, den innerlich Kranken, der, indem er in sich geht, seine emotionale Sperre lösen muß. Die Unfähigkeit, sich dem Lied hinzugeben, wird hier also als Diagnosemittel eingesetzt. Codreanu hat weiterhin erkannt, daß Musik die Herzen der Menschen öffnet; die Legionärslieder überzogen das ganze Land, sie prägten eine ganze Epoche Rumäniens. Freund und Feind blieben diese Lieder unvergeßlich, sie bildeten eine emotionale Brücke zur legionären Bewegung. Dies hält bis heute an: viele heutige Anhänger haben erst durch die Musik zur Bewegung Codreanus gefunden. Den eigenartigen Klängen und Harmonien der Musik der Eisernen Garde kann sich keiner verschließen. Deshalb kursieren immer noch Tonträger mit diesen bald hundertjährigen Aufnahmen.

Der Wille zum Opfer

Der weitaus wichtigste, heute eher unbegreifliche Aspekt im legionären Werden ist der Wille zum Opfer: „Wer immer in diesen Kampf eintritt, muß wissen, daß er viel Leid zu ertragen haben wird. Nach dem Leiden wird immer der Sieg folgen. Jener, der leiden kann, wird siegen. Deshalb halten wir Legionäre das Leid gerne aus. Jedes Leiden ist ein Schritt näher zur Erlösung, zum Sieg. Das Leiden wird den Legionär nicht entmutigen, es wird ihn stählen, härten, seine Seele mäßigen. Jene, die gelitten haben und noch leiden, sind die wahren Helden des legionären Kampfs. Der Segen der Nation wird sich auf sie und auf ihre Familien legen.“ (Nest Leader’s Manual)
Das Leben des Legionärs ist nicht aufgrund von Reichtum oder üppigen Festlichkeiten schön, sondern wegen der vielfachen Gefahren, die er meistern muß. Es ist schön durch die noble Kameradschaft, die alle Legionäre über das ganze Land hinweg im Kampf zusammenschweißt, schön in seiner unnachgiebigen, männlichen Haltung angesichts des Leidens. Codreanu stellt das wahre Leiden der Legionäre in einer dreistufigen Metapher dar.
Zuerst will der „Berg des Leidens“ erklommen werden. Der Aufstieg wird mit zunehmender Höhe schwieriger. Ausgetrocknet, kraftlos und schwer verletzt muß der Legionär zersetzenden Kräften widerstehen. Nur die Willensstärksten kommen durch, ihr Lohn ist die Freude über den eigenen christlich-rumänischen Geist. Auf den Standfesten wartet aber bereits die nächste Prüfung: nämlich der „Wald der wilden Bestien“. Bereits von weitem kann man sie heulen hören. Die wilden Bestien ängstigen den echten Legionär aber nicht; im Gegenteil, er kämpft dort, wo die Gefahr am größten ist, versteckt sich hinter keinem Baum. Die wenigen, die diesen Kampf überstehen, müssen den „Sumpf des Verzagens“ überqueren. So mancher erliegt hier dem inneren Zweifel, den Sieg nicht zu erringen und kehrt um. Der wahre Legionär aber verliert die Hoffnung nicht und wird am Ende mit Ruhm gekrönt sein. Nach den drei Prüfungen beginnt die angenehme Aufgabe: der gesegnete Auftrag, von Grund auf ein neues Rumänien zu erschaffen. Jene allerdings, die zwar ihren Platz in der Organisation haben, ihren Dienst leisten und ihre Abzeichen tragen, diese drei Gefahren aber nicht überstanden haben, dürfen sich nicht Legionäre nennen. „Im Gegenteil“, so Codreanu, „er ist ein kleiner Mann, seine Errungenschaften werden vergehen wie die Gischt der Meereswellen. Ohne Risiko gibt es keinen Ruhm. Die Legion verabscheut jene, die, von Ehrgeiz gedrängt, für spektakuläre Siege das Risiko anderer in Kauf nehmen, genauso wie jene, die aus niedrigen Motiven handeln. Für solche Leute ist der Sieg Mittel zum Zweck; die erhabene Seele findet Befriedigung im Kampf und im Erdulden.“ (Nest Leader’s Manual)
Betrachtet man den Alltag der Legionäre genauer, verwundert es nicht, daß die Hingabe an das Opfer zu einer Strategie hochstilisiert wird. Die kämpferischen Studenten mußten nämlich Unvorstellbares erleiden; für die korrupte Polizei waren diese jungen unbewaffneten Leute Freiwild, sie wurden oft völlig grundlos niedergemetzelt. Die Todeszahlen der Eisernen Garde sind erschreckend. Dennoch war Codreanus Weisung, mit offenem Visier zu kämpfen, sich sofort nach einer politisch motivierten Tat offen und frei zu stellen, in dieser Situation der einzig gangbare Weg. Die Alternativen wie ein gewaltsamer Putsch, eine bewaffnete Revolution oder gar ein Guerillakampf haben nur Sinn, wenn sie breite Unterstützung seitens der Bevölkerung erfahren. Eine gewaltsame Wende war aber nie das Ziel Codreanus. Jede Strategie braucht ihre Zeit. Codreanu verfolgte eine Langzeitstrategie: er wollte erst einen Heldentypus schaffen, der das Fundament einer neuen Gesellschaft bilden sollte. Dies wäre ihm möglicherweise sogar gelungen, wenn er die Zeit und die weltpolitisch wirklich Mächtigen auf seiner Seite gehabt hätte.
Die Praktizierung des bewußten Opfers wurde im Jahre 1933 perfektioniert; immer mehr junge Legionäre fielen im ungleichen Kampf mit den völlig entfesselten, skrupellosen Staatsorganen. Um die Wahl-Propaganda effektvoller gestalten zu können, wurde eine neue Truppe geschaffen, die ordensgleich, mit hohen Auflagen versehen (unverheiratet, fest im Glauben, erprobte Kämpfer), ihren passionierten Dienst versah – die „Echipa Mortii“. Der Terminus bedeutet (ähnlich dem der Gladiatoren) „Jene, die den Tod nicht fürchten“. Von den haßerfüllten Gegnern wurde die Einheit stets als „Todes-Schwadron“ bezeichnet, was die durchaus beabsichtigte Assoziation mit den südamerikanischen Terrorkommandos aufkommen läßt. Die „Echipa Mortii“ waren alles andere als Terroristen, unbewaffnet stellten sie sich in Todesverachtung dem Gegner. Sie bildeten somit eine spirituelle Elite innerhalb der Elite, sie waren ein Beispiel übernatürlichen Heldentums.

Bereitschaft zum Tode

Er selbst hat auch diese letzte Aufgabe vorgelebt; das von ihm ausgestandene Leid und Unrecht ist menschlich kaum faßbar. Einen Großteil seiner aktiven Zeit hat er in modrigen, kalten Gefängniszellen verbringen müssen. Der Haß König Carol II. gipfelte schließlich in Meuchelmorden, denen Codreanu und 14 seiner Kameraden zum Opfer fielen. Die völlig Wehrlosen wurden während eines Gefängnistransports festgebunden und stranguliert. Codreanu sah dieses Ende unausweichlich auf sich zukommen. Fluchtoptionen nahm er nicht wahr, er wollte seine Kameraden nicht im Stich lassen. Seine tiefe Religiosität, dies geht aus seinen „Aufzeichnungen aus dem Kerker“ hervor, trug dazu bei, diese Prüfungen seelisch zu überstehen.

Der neue Mensch

Codreanu erkannte, daß grundlegende Veränderungen in Angriff genommen werden müßten: „Der Staat, der auf der alten Ideologie der Französischen Revolution basiert, ist dem Verfall preisgegeben. Der Erfolg eines neuen Staates hängt ausschließlich von unserem Zutun ab. Allein, ein Staat kann nicht nur auf theoretischen Konzepten und konstitutionellen Gesetzen basieren. Es ist vor allem und zwingend ein neuer Typus Mensch vonnöten (Omul Nou). Dieser setzt eine große spirituelle Erneuerung, eine geistige Revolution des gesamten Volkes, einen offensiven Widerstand gegen das heutige geistige Klima voraus. Dieser ‚Neue Mensch’ besitzt alle Tugenden der humanen Seele und alle guten Qualitäten unserer Rasse. In ihm werden alle Defekte und schlechten Tendenzen ausgelöscht. Gewachsen aus den Helden unserer tausendjährigen Geschichte, wird dieser ‚Neue Mensch’ zum Helden im sozialen Sinne, ein Held der Arbeit durch eigene Arbeit und nicht durch die Ausbeutung der Arbeit anderer (…) Wir erwarten diesen Menschen, diesen Helden, diesen Riesen. Auf ihm wird das Rumänien von morgen gebaut werden (…) Nach Jahrhunderten der Dunkelheit fühlen wir die ersten Sonnenstrahlen, die uns den Weg zur Erlösung als rumänische Nation erhellen.“ (Nest Leader’s Manual)
Die Legionäre Bewegung ist weniger politisch, theoretisch, finanziell oder ökonomisch, sondern vielmehr eine spirituelle Schule, deren Absolvent zum Helden herangebildet wird.
Eine überragende Rolle kommt hier der Jugend zu, an sie richtet sich der Ruf des heiligen Schicksals. Weder Gesetze, Diktaturen noch Bajonette können laut Codreanu die Bestimmung einer Nation beeinflussen: „Diese große Erneuerung wird eine Offensive des Volkes in jedem Bereich hervorbringen. Der Rumäne wird auf dem Wege des Gesetzes seine eingesessenen Rechte wiedererlangen, die ihm durch Ungerechtigkeit und Nötigung über Jahrhunderte vorenthalten wurden.“ (Nest Leader’s Manual)
Entgegen vieler Einwände sollte der Kampf der Legion nicht nur historisch und als gescheitert betrachtet werden – der Grundgedanke Codreanus ist heute aktueller und brisanter denn je. Heute gibt es wieder junge Leute, die den Weg Codreanus zu gehen versuchen, auch in Rumänien, wo sein Geist nach wie vor seine Anhänger durchdringt. Über diese aktuellen Entwicklungen in Rumänien wird in der nächsten Ausgabe der Neuen Ordnung berichtet werden. Mircea Eliade hat einst ein eindrückliches Bekenntnis formuliert: „Ich glaube an das Schicksal des rumänischen Volkes und somit an den Sieg der Legionären Bewegung. Ein Volk, das so viele Schaffensbeweise auf allen Ebenen geliefert hat, kann nicht am Rand der Geschichte, zwischen balkanisierter Demokratie und ziviler Katastrophe Schiffbruch erleiden. Ich glaube an den Sieg, weil ich vom Sieg des christlichen Geistes überzeugt bin. Eine Bewegung, gespeist vom christlichen Geist, eine spirituelle Revolution, welche in der ersten Reihe gegen Sünde und Unwürdigkeit kämpft, ist keine politische Bewegung. Sie ist eine christliche Revolution. Das Wort des Erlösers hat seine Bedeutung für sämtliche christlichen Völker über die Zeiten hinweg beibehalten. Niemals aber hat ein Volk als Einheit eine christliche Revolution mit seinem ganzen Wesen durchlebt. Niemals hat die Bedeutung des Wort Gottes eine Revolution aus der Kraft der Seele gegen Sünde und Schwachheit des Fleisches hervorgebracht.“ Falls Sie Interesse an der Musik der Eisernen Garde haben sollten, schicken Sie bitte eine Nachricht an folgende E-Post-Adresse: skogull@yahoo.de

Literatur

Bradescu, Faust: Echipa Mortii. Ed. Carpati,
Madrid 1986.
Bradescu, Faust: Miscarea Legionara si Spiritul
Religios. Ed. Carpati, Madrid 1974.
Charlé, Klaus: Die Eiserne Garde. Dt. Rechtsverlag,
Berlin 1939.
Mota, Ion I.: L’uomo nuovo. Ed. Di Ar, Padova
1978.
Nagy-Talavera, Nicholas: The Green Shirts
and the others, Oxford 2001.
Strejnicu, Flor: Crestinismul Miscari Legionare.
Imago, Sibiu 2001.
Weber, Eugen: The Men of the Archangel.
Ed. Intern. Fascism, London 1979. Zelea-Codreanu,
Corneliu: Eiserne Garde. Brunnen, Berlin
1941.
Ders.: The Nest Leader’s Manual, Ed. Libertatea,
Madrid 1987.
Ders.: Aufzeichnungen im Kerker. Colectia
Europa, München 1984.

 
Neue Ordnung, ARES Verlag, A-8010 Graz, EMail: neue-ordnung@ares-verlag.com