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Yehudi Menuhin-Stiftung: Pyrrhus-Sieg der PC

Von Heinrich Dassel

Gerard Menuhin, der Sohn des weltberühmten Geigers und Vorsitzender der Menuhin-Stiftung wurde durch den Stiftungsvorstand von einem Tag auf den anderen seines Amtes enthoben. Grund: Gerard Menuhin hatte Artikel für die „National-Zeitung“ verfaßt und der „Deutschen Stimme“, der Zeitung der NPD, ein Interview gegeben.
In seiner Presseaussendung wirft der Stiftungsvorstand Menuhin keine konkreten Äußerungen vor, die zu diesem Schritt geführt haben, sondern bloß „ausländerfeindliche Haltung“, die mit dem Geist des Stiftungsgebers unvereinbar wäre.
Dabei war schon Gerard Menuhins Großvater Mosche von 1967 bis zu seinem Tod 1982 ständiger Mitarbeiter der "Nationalzeitung" gewesen, zeitweilig sogar Redakteur. Einer langen Reihe von osteuropäischen Rabbinern entstammend, konnte Mosche Menuhin seine grundsätzliche deutschfreundliche Haltung auf seinen Sohne Yehudi vermitteln, der bereits unmittelbar nach dem Krieg Benefizkonzerte für deutsche Flüchtlingskinder gab. In seinem britischen Haushalt wurde auch die deutsche Sprache gepflegt, sogar Gerard Menu
hins Mutter, eine Engländerin, sprach Deutsch.
Seinen Sohn ließ Yehudi Menu
hin in Eton erziehen, später besuchte Gerard die Stanford Universität in Kalifornien, heute lebt er wieder in London. Auf ausdrücklichen Wunsch seines Vaters wurde er  Vorsitzender von dessen in Deutschland etablierten Stiftung, die sich vorrangig der Förderung junger Künstler in Krisengebieten widmet. Nun sind die Anwälte am Zug um zu prüfen, ob der Beschluß des Stiftungsvorstandes überhaupt eine Rechtsgrundlage hat.
Das Beispiel zeigt: Die Ausgrenzungsmechanismen der political correctness arbeiten immer erbarmungsloser. Längst geht es nicht nur mehr darum, was einer gesagt hat, schon das wo kann ausschlaggebend sein. Allein die Bereitschaft mit den bösen Buben von der „Deutschen Stimme“ auch nur zu sprechen, reicht für einen Schuldspruch, auch wenn die dort getätigten Aussagen, wären sie anderswo gefallen, keine Aufregung verursacht hätten. So wurde dem Alt-68er Bernd Rabehl nach einem Interview mit der „Deutschen Stimme“ vor einigen Monaten umgehend der Lehrauftrag von seiner Universität entzogen – und zwar nicht, weil man ihm eine bestimmte Äußerung zum Vorwurf machte, sondern allein aufgrund der Tatsache, mit dieser Zeitschrift überhaupt gesprochen zu haben.
Die Macht der Gesinnungspolizei scheint damit zwar ein bisher ungeahntes Ausmaß erreicht zu haben, gleichzeitig steigt aber die Zahl der als politisch inkorrekt aus dem öffentlichen Diskurs Ausgegrenzten von Tag zu Tag an. Fast noch schneller wächst die Gruppe jener Journalisten und sonstiger Repräsentanten des öffentlichen Lebens, denen nur die Angst die Zunge lähmt und die im kleinen Kreis und hinter vorgehaltener Hand ganz anders sprechen als im Rahmen ihres öffentlichen Wirkens. Und mit jedem neuen Pc-Skandal gehen weiteren die Augen auf. Den Abschuß von Gerard Menuhin, Bernd Rabehl, Martin Hohmann und vielen, vielen anderen vermeinten die Tugendwächter als Sieg verbuchen zu können – doch in Wahrheit waren es Pyrrhussiege für die political correctness. Die kritische Masse ist bald erreicht, der Umschwung wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

 
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