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Wir Wettermacher und Zauberlehrlinge

  Von Wolfgang Dvorak-Stocker

Läßt sich der Klimawandel ausschließlich auf menschliche Aktivitäten zurückführen oder spielen andere von uns nicht beeinflußbare Faktoren eine größere Rolle? Über diese Fragen werden Naturwissenschaftler wohl noch länger streiten. Und ebenso darüber, welches Ausmaß er letztlich haben und was die Folgen sein werden. Verschiedene konservative Publizisten warnen in diesem Zusammenhang vor Hysterie und verweisen darauf, daß andere, während der letzten Jahrzehnte in den Medien wortreich beschworene ökologische Katastrophen ebenfalls nicht eingetreten sind, wie etwa das Waldsterben. Einige Autoren stellen dabei sogar die These auf, der Mensch könne das Klima nicht beeinflussen, da Klima nur das durchschnittliche Wetter wäre und das Wetter sich eben der Manipulation durch den Menschen bis heute erfolgreich entzöge.

Ist das wirklich so? Können wir das Wetter tatsächlich nicht beeinflussen? – Das Beispiel des Londoner Smogs belehrt uns eines Besseren: Den berüchtigten Londoner Nebel gibt es noch heute, der klassische Smog gehört seit dem Luftreinhaltungsgesetz von 1956 aber weitgehend der Vergangenheit an. Früher entstand bei einer Inversionswetterlage in London eine charakteristische Mischung aus Nebel und den Abgasen der Fabriken und privaten Kohleöfen (smog = smoke + fog). In der Folge bildeten sich dichte, stechend riechende Nebelschwaden, die sogar in Kinos, Restaurants, ja Theatersäle vordrangen, das öffentliche Leben sowie den Verkehr nahezu lahmlegten und bei vielen Menschen zu teils fatalen Atembeschwerden führten. Die schlimmste Smog-Katastrophe seiner Geschichte erlebte London im Dezember 1952 mit über 12.000 Todesfällen.

Ganz eindeutig haben hier menschliche Aktivitäten einen verheerenden Einfluß auf das Wettergeschehen ausgeübt, oder, mit anderen Worten: das Londoner Kleinklima verändert!

Ebenso hat natürlich auch die Freisetzung von seit Jahrmillionen gebundenem Kohlenstoff und anderen Gasen in die Atmosphäre eine Auswirkung auf das Wettergeschehen. Auch wenn in der Wissenschaft Uneinigkeit herrscht, wie hoch der menschliche Anteil am Klimawandel ist, entspricht es doch nur konservativem Denken, hier nach den Prinzipien der Vorsicht und Vorsorge zu handeln und daher alles zu tun, um einer zwar vielleicht nicht gewissen, jedoch immerhin möglichen katastrophischen Entwicklung zu steuern.

Ähnliches gilt für die Atomkraft: Eine Technik, die einer Generation Wohlleben ermöglicht und dafür hunderten folgenden Generationen Sorgen und Lasten aufbürdet, widerspricht einfach allen Prinzipien konservativen Denkens.

Und wie sieht es mit der Gentechnik aus? Gerne wird darauf verwiesen, wie sicher sich die Wissenschaft ist, daß die manipulierten Lebensformen auch auf lange Sicht keine schädlichen Auswirkungen haben werden. Seit den Zeiten von Contergan sei man ja auch so viel vorsichtiger geworden, was mögliche Nebenwirkungen neuer Produkte betrifft. Offenbar nicht: Hat die NATO doch mit der u. a. im Balkankrieg eingesetzten Uran-Munition die eigenen Soldaten verseucht. Die mit ihrer Entwicklung befaßten Wissenschaftler haben das Risiko der Verstrahlung sicher geprüft und wohl für vernachlässigbar befunden, eingetreten ist sie aber trotzdem. Bloß: Uranmunition beschädigt nur den, der mit ihr unmittelbar hantiert. Gentechnisch veränderte Organismen verbreiten sich, einmal freigesetzt, nahezu unkontrollierbar…

         

 

 
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