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Die ,,Huris" im Islam

Von Wolfgang Dvorak-Stocker

Immer wieder hat die „Neue Ordnung“ jene entlarvt, die sich anmaßten, über das Christentum zu urteilen, ohne aber seine Lehre wirklich verstanden zu haben und daher mit ihren Argumenten oft reichlich danebenlagen. Ähnliches ist mir nun bei meiner „Antwort an Hadayatullah Hübsch“ bezüglich des Islam passiert. Um den Abstand dieser Religion zu unserem Gottesverständnis zu illustrieren, wies ich auf die „Huris“ hin, die dem Gläubigen nach seinem Tod zur Verfügung stehen. Natürlich war mir bewußt, daß sich auch der Koran einer symbolhaften Sprache bedient, wie etwa sein Bild von der Brücke, die dünner als ein Haar und schärfer als ein Schwert über den Höllenpfuhl zum Tor des Paradieses führt, nicht wörtlich zu nehmen ist.
Bezüglich der „Huris“ nimmt zwar der Religionswissenschaftler Geoffrey Parrinder in seinem Buch „Sexualität in den Religionen der Welt“ an, daß sie die sinnlichen Freuden der diesseitigen in der jenseitigen Welt fortsetzen und verweist auf ihre Beschreibung im Koran, der von „schwellenden Brüsten“ etc. spricht. Ludwig Hagemann enthält sich in seinem Aufsatz „Eschatologie im Islam“ im Band „Weiterleben nach dem Tode? Die Antwort der Weltreligionen“ der Herder-Bücherei zwar jeden konkreten Urteils bezüglich dieser Schilderungen, verweist aber allgemein darauf, daß die bildhafte Ausdeutung der eschatologischen Ereignisse ohne Frage dem damaligen Verstehenshorizont angepaßt worden sei. Ausführlich dem Thema befaßt hat Hadayatullah Hübsch in seinem Buch „Paradies und Hölle. Jenseitsvorstellungen im Islam“ , Patmos Verlag 2003.
Darin erläutert er die Bedeutung des Wortes „Huri“ im Arabischen, nämlich „reiner oder klarer Intellekt“ oder auch „intensive Weiße“ bzw. „ein Kleidungsstück weiß werden lassen“. Darauf und auf die weiteren Beschreibungen dieser Paradiesjungfrauen gestützt („Züchtig blickend aus großen Augen“) folgert er nach detaillierter Analyse, daß es sich um Geistwesen handelt, die dem Gläubigen beigegeben werden, um sie zu immer höheren Stufen der Gotteserkenntnis zu führen. Der Gläubige widmet, so schreibt Hübsch, ja schon das irdische Leben dem Zweck, von einem grobsinnlichen zu einem spirituellen Wesen zu werden und dieser Weg findet im Jenseits seine natürliche Fortsetzung. So ist auch der Wein, den der gläubige Muslim im Paradies zu trinken bekommt, als ein spirituelles Getränk zu verstehen und er ist im Unterschied zum irdischen gerade ein nichtberauschender Wein. Hübschs feinsinnige Ausdeutungen dieser Thematik sind ohne Frage lesenswert, allerdings stellt sich die Frage, ob in der weiten Welt des Islam, der ja keine verpflichtende Lehrautorität ähnlich unserem Papsttum kennt, nicht doch auch „grobsinnlichere“ Auslegungen existieren.

 
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