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Entartete Kunst?

Vor zwei Jahren beauftragte die Chemnitzer Berufsschule den jungen Künstler Benjamin Jahn Zschocke, ein großformatiges Wandbild „Chemnitz. Stadt der Moderne“ zu gestalten. Der Entwurf des bereits mehrfach preisgekrönten jungen Künstlers wurde von Schülern, Lehrern und Eltern ausführlich diskutiert, schließlich im Herbst letzten Jahres ausgeführt.
Doch dann kam heraus, daß Zschocke für die nationalkonservative Internetzeitung „Blaue Narzisse“ schreibt, einer pennalen Burschenschaft angehört und für die rechtsgerichtete Pro-Chemnitz/DSU-Fraktion im Stadtrat arbeitet. Ein rechter Maler, der im öffentlichen Auftrag an einer Schule ein Wandgemälde ausführt? Das durfte nicht sein.
Sofort waren „Experten“ zur Stelle und prüften das Bild, das neben bestehenden Chemnitzer Bauten, die in bunten Farben wiedergegeben sind, auch fünf Gebäude in grau zeigt, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach nicht wieder aufgebaut worden waren. Auf einem dieser Gebäude machten sie ein winziges Kreuz aus, das sie sogleich als Keltenkreuz und in dieser Form Symbol einer Neonazi-Gruppe in den USA identifizierten.
Der Schuß ging daneben, denn es konnte nachgewiesen werden, daß sich der Künstler nur akribisch an die historisch belegte Form des von ihm wiedergegebenen Kreuzes gehalten hatte. Daraufhin holte der Chemnitzer Bürgermeister einen Alibi-Juden herbei, mit dessen erhoffter Empörung er die bereits geplante Zerstörung des Gemäldes rechtfertigen wollte. Auch das ging in die Hose. Justin Sonder mochte das Bild und hatte auch kein Problem mit dem Künstler.
Nun blieb nur noch die juristische Hintertür. Die Schule hatte zwar den Auftrag erteilt, den Eigentümer des Gebäudes aber nicht um Einverständnis gefragt. Und dieser Eigentümer ist die Stadt. Sie ließ das großformatige Wandbild am 17. April übermalen.
Und zum Thema Zivilcourage, wie die „Junge Freiheit“ hinzufügt: Keiner der Vereine und Institutionen, die Zschocke bisher einen Preis verliehen hatten, protestierte, noch ein sonstiger Künstlerbund. Keiner der mit der Übermalung beauftragten Handwerker weigerte sich oder meldete sich krank. Der Kampf gegen Rechts ist in Kulturbarbarei übergegangen, der Antifaschismus eliminatorisch geworden.

Weiter zum Video über eine Protestaktion der „Konservativ-subversiven Aktion“

„Junge Freiheit“ 18/2009;
„Berliner Zeitung“, 8. JUNI 2009

 
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