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Donald Trump: Kommt eine neue ­Epoche in der Weltpolitik?

Globalisierung, Migration und Weltmachtpolitik auf dem Prüfstand

Wenn Donald Trump seine Wahlversprechen als 45. Präsident der USA in wesentlichen Teilen wahrmacht, stehen wir vor einer neuen Ära der internationalen Politik. Sie würde sowohl die transatlantischen Beziehungen als auch wichtige Elemente der deutschen und europäischen Politik ganz anders ausrichten als in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Auf diese möglicherweise epochalen Veränderungen müßten wir in unseren europäischen Ländern entsprechend reagieren. Über die Gründe des Wahlerfolgs von Trump und seine voraussichtlichen nationalen und internationalen Konsequenzen sprach Bernd Kallina mit dem Juristen, Buchautor und Globalisierungskritiker Manfred Ritter.

Das „Undenkbare“, so die renommierte „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ), betrat in der Person von Donald Trump im November 2016 die Weltbühne: Er gewann die US-Präsidentschaftswahl und das transatlantische Establishment quittierte das „Undenkbare“ mit einer Mischung aus Sprachlosigkeit, Entsetzen und „Nazi“-Vorwürfen. Herr Ritter, Sie liegen mit Ihren Büchern zur Globalisierung und zum Asylthema voll auf der Linie von Trump. Was sagen Sie zu dieser Reaktion?
Trump hat die uneinnehmbar erscheinende Festung des US-Establishments erstürmt. Dieses Establishment war daran gewöhnt, bereits bei den Vorwahlkämpfen dafür zu sorgen, daß nur von ihm akzeptierte Kandidaten in die „Endrunde“ kommen. Daß ein von diesem „Machtkartell“ abgelehnter Kandidat sogar Präsident werden konnte, hat verständlicherweise ein „Erdbeben“ ausgelöst. Das von diesem Kartell geschaffene politisch korrekte  Weltbild droht nun seinen „Alleinvertretungsanspruch“ zu verlieren. Dies zwingt seine Anhänger – auch in Europa –, sich künftig mit Gegenmeinungen auseinanderzusetzen, die man bisher aufgrund der eigenen Medienmacht als „populistisch“ oder als „rechtsradikal“ diskriminieren konnte. Damit haben sie bisher eine freie Meinungsbildung systematisch verhindert. Das von unseren Leitmedien geduldete Meinungsspektrum in vielen wichtigen politischen Fragen ist im Laufe der Jahre sogar immer enger geworden. Damit entstanden  Meinungsmonopole, die es mächtigen Gruppen im nationalen und internationalen Bereich ermöglichten, so großen Einfluß auf die Politiker zu gewinnen, daß sie ihre Interessen gegen die jeweilige Mehrheitsgesellschaft ohne großen Widerstand durchsetzen konnten. Wenn sich solche Strukturen dauerhaft verfestigt haben, ist es außerordentlich schwer, sie wieder aufzubrechen. Es kommt zu einer  „gelenkten“ Demokratie, bei der die Wähler das berechtigte Gefühl haben, daß es keinen Sinn mehr hat, zur Wahl zu gehen, weil sich mangels echter politischer Alternativen ohnehin nichts ändert.

Wird die Wahl Trumps daran etwas ändern?
Wegen dieser Machtkonstellation war die Wahl Trumps eine echte Sensation, denn sie kam gegen die große Mehrheit eines äußerst mächtigen Establishments  zustande. Vermutlich war Trump nur deshalb erfolgreich, weil er selbst ein Teil des Establishments ist und außerdem einen Teil des „großen Kapitals“ auf seiner Seite hat. Dieser Teil der „Kapitalisten“ scheint inzwischen wohl erkannt zu haben, daß die Globalisierungspolitik in den USA bereits so viele gute Arbeitsplätze vernichtet hat, daß eine Fortsetzung dieser Politik  die amerikanische Gesellschaft erheblich destabilisieren würde. Damit könnte auch das gesamte Staatssystem der USA mit seiner Weltmachtstellung in Gefahr geraten. Deshalb ist jetzt auch in den USA eine konservative Staatsdoktrin erforderlich, die den entfesselten Wirtschaftsliberalismus bändigt. Mit der von Trump geplanten protektionistischen Wirtschaftspolitik wäre dieses Ziel erreichbar. Der europäische Teil des „transatlantischen Establishments“, der sich seiner Macht so sicher war, hat offenbar diese Hintergründe noch nicht richtig durchschaut und ist deshalb zutiefst schockiert.

Ein Sieg der Demokratie gegen „zementierte“ Machtapparate

Trotz dieser Hilfe von Teilen des Establishments mußte sich Trump gegen die gigantische, eingespielte Machtmaschinerie der auf Hillary Clintons Seite stehenden Medien, ihre erheblich höheren Geldmittel und ihren wesentlich größeren professionellen Wahlkampfapparat durchsetzen. Außerdem hat er sich als relativ unerfahrener Politiker einige Fehler geleistet, die vermutlich jeden anderen Kandidaten zum Scheitern gebracht hätten. Warum hat er trotzdem das Unmögliche möglich gemacht?
Der Sieg Trumps war trotz der erwähnten Hintergründe ein kleines Wunder. Und er ist vor allem ein grandioser Sieg der Demokratie gegen die „zementierten“ Machtapparate der etablierten Interessengruppen und insbesondere gegen deren Medienmacht.  Die deutschen Leitmedien haben Trump immer in den negativsten Farben dargestellt. Seine politischen Forderungen wurden weitgehend verschwiegen. Deshalb erfuhren viele Europäer erst bei der Live-Sendung des ersten Fernsehduells der Kandidaten, daß Trump ein entschiedener Gegner der Globalisierungspolitik ist. Dies war das Geheimnis seines Erfolges! Er war der erste Präsidentschaftskandidat der USA, der es gewagt hat, die Globalisierung der Wirtschaft abzulehnen, die  bereits viele Millionen Arbeitsplätze in den USA vernichtet hat und die „Jobs“ weiterer unzähliger Millionen Menschen in den USA und in anderen Hochlohnländern bedroht.
Trotz der bereits erwähnten Unterstützung von Teilen des Establishments mußte Trump gegen eine massive Medienpropaganda  die Mehrheit der Wähler überzeugen. Man kann hier Parallelen zum alten Rom ziehen, wo aus der Führungsschicht stammende Volkstribune gegen die Übermacht der Patrizier gewählt werden konnten. Trump trat im Wahlkampf als Volkstribun auf und könnte, wenn er es schafft, die Maßlosigkeit der Globalisierungspolitik zu beenden, als Volkstribun der Neuzeit in die Geschichte eingehen. Wir stehen hier tatsächlich vor einer historischen Wende, die auch eine Rückbesinnung auf die Nationalstaaten und eine Absage  an die One-World-Ideologie mit sich bringen kann.  Eine Renaissance der Nationalstaaten würde enge Kooperationen etwa in einem „Europa der Vaterländer“ keineswegs ausschließen. Gegen die Gefahr einer Völkerwanderung von Armutsflüchtlingen sind ohnehin Kooperationen der wohlhabenden Industriestaaten erforderlich.

Wie erklären Sie sich, daß selbst ein als besonnen geltender Spitzenpolitiker wie zum Beispiel der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier – entgegen aller diplomatischer Gepflogenheiten – bereits im September alarmistisch vor Trump gewarnt hat und von einer „Gefahr für die Welt“ sprach? Und Verteidigungsministerin von der Leyen sprach davon, daß das Wahlergebnis für sie „ein Schock“ gewesen wäre. Wann wird die Schockstarre in eine vernünftige Kooperationsphase übergehen?
Das deutsche Establishment war bisher total auf Konformität mit dem US-Establishment und dessen One-World-Ideologie getrimmt. Alle, die einen Nationalstaat als Grundlage einer funktionsfähigen Gesellschaft ansahen, wurden als „Rechtsradikale“ oder als „Leute von gestern“ verunglimpft. Frau Merkel und ihre Vasallen sind die typischen Vertreter eines sich selbst auflösenden Staatswesens.  Ihre Flüchtlingspolitik würde bei den Anhängern einer „Selbstmord-Sekte“  sicher auf begeisterte Zustimmung stoßen. Deshalb ist es kein Wunder, daß Trump Merkels Politik als „wahnsinnig“ ansieht, obwohl sie dafür vom „Time“-Magazin zur „Frau des Jahres“ gewählt worden ist. An diesem Beispiel sieht man am deutlichsten, daß wir vor einer politischen Zeitenwende stehen dürften.

Bleibt nur die Möglichkeit, AfD bzw. die FPÖ zu wählen?

Viele deutsche Politiker, die sich als untertänige Vasallen des alten Systems betätigt haben, haben dies allerdings noch nicht begriffen. Sie sollten schnellstens umdenken oder ihre Posten Parteifreunden überlassen, die auf Trumps Linie liegen. Andernfalls bleibt der deutschen Bevölkerung nur die Möglichkeit, die AfD als echte Alternative zu wählen, um mit den USA auch in Zukunft gedeihlich zusammenarbeiten zu können. Das gleiche gilt in Österreich hinsichtlich der FPÖ. Die unglaubliche Arroganz, mit der Frau Merkel den künftigen US-Präsidenten wie den Diktator einer Bananenrepublik abgekanzelt hat, als sie ihm eine Zusammenarbeit nur  unter der Voraussetzung anbot, daß er die Menschenrechte beachten würde,  ist nicht mehr zu überbieten. Sie sollte daher besser zurücktreten oder abgewählt werden, denn sie verhindert ein gutes Verhältnis Deutschlands zu den USA. Auch den anderen etablierten Politikern in ganz Europa kann man nur den guten Rat geben,  dem alten System nicht länger in Nibelungentreue zu dienen.

Trumps Frontalangriff auf die von den USA seit Jahren forcierte Globalisierungspolitik war sicher entscheidend für seinen Wahlsieg. Wird er eine solche Politik aber auch gegen die gewaltige Macht der Globalisierungsgewinner durchsetzen können? Und welche Folgen hätte dies für die eigene Wirtschaft in den USA?
Wie groß die Erfolgsaussichten einer Anti-Globalisierungspolitik sind, läßt sich angesichts der gigantischen Geldbeträge, die die Globalisierungsgewinner mit ihrer Politik verdienen, nur schwer vorhersehen. Sie werden sich jedenfalls mit allen Mitteln dagegen wehren, daß ihr „Geschäftsmodell“, in Niedriglohnländern billigst zu produzieren, um anschließend die dort hergestellten Waren mit Maximalgewinnen in den Hochlohnländern zu verkaufen, nicht völlig zerschlagen wird. Als Einzelgänger hätte Trump trotz seiner Milliarden und trotz Zustimmung weiter Bevölkerungskreise keinerlei Chance. Es ist jedoch davon auszugehen, daß Trump seinen Kampf gegen die Globalisierung nicht im Alleingang vorgenommen hat. Sonst wäre er niemals so weit gekommen. Er hat mit Sicherheit mächtige (und finanzstarke) Unterstützer im Hintergrund. Offenbar erkennen immer mehr „Kapitalisten“ die von der Globalisierung ausgehenden Gefahren für das gesamte System des „freien Westens“ und versuchen deshalb, diese Zeitbombe zu entschärfen. Denn auch ein Milliardenvermögen  kann seinen Besitzern nur unter stabilen Verhältnissen die erwünschten Vorteile bieten. Chaotische Zustände mit einer verarmenden Bevölkerung bedeuten eine Gefahr für das kapitalistische System und damit für das Vermögen aller Bürger. Vor allem gefährden solche Zustände die Weltmachtstellung der USA und damit natürlich auch den weltweiten Einfluß des amerikanischen Kapitals. 

Auch „Kapitalisten“ sehen jetzt die Gefahr der Globalisierung

Mit der Globalisierungspolitik sägen die „Kapitalisten“ den Ast ab, auf dem sie sitzen. Dies haben inzwischen offenbar einflußreiche Kräfte  in den USA erkannt und versuchen nun hoffentlich zu einem vernünftigen Kapitalismus im Sinne eines „Wohlstands für alle“ zurückzukehren.  Deshalb verdankt Trump seinen Sieg letztlich einem stillschweigenden Bündnis zwischen Teilen des Großkapitals und den durch die Globalisierung bedrohten Bevölkerungsschichten. Auch die Tatsache, daß er bei seinen anderen Forderungen schon erhebliche Abstriche gemacht hat, nicht aber bei seiner protektionistischen Wirtschaftspolitik, weist darauf hin, daß er in diesem Punkt mächtige Förderer hinter sich hat, die jetzt auch diese Politik von ihm erwarten. Im übrigen ist er auch persönlich an stabilen wirtschaftlichen Verhältnissen in seinem Land interessiert, weil der Wert seines Immobilienvermögens wesentlich davon abhängt, daß die Wirtschaft floriert. Immobilien in Slum-Gebieten und in „Geisterstädten“, die ihre Industrie verloren haben, sind wertlos. Insoweit stehen hier auch die Vermögenswerte vieler mittelständischer Bürger auf dem Spiel, die ihr Geld in Immobilien angelegt haben. Diese Investoren sind natürlich auch an einer entsprechenden Infrastruktur, wie Straßen, Versorgungsleitungen usw., interessiert, die in den vergangenen Jahrzehnten in den USA stark vernachlässigt worden ist. Es wäre für die Bürger sicher besser gewesen, wenn der Staat die Konjunktur mehr durch Investitionen in die Infrastruktur als in die Kriegsführung angekurbelt hätte. Auch in diesem Bereich hat Trump eine andere Politik versprochen.

Wie wird sich die von Trump ankündigte protektionistische Wirtschaftspolitik auf Deutschland und Europa auswirken, womit ist zu rechnen?

Darüber kann man heute noch keine zuverlässige Prognose abgeben. Vermutlich haben weder Trump noch die hinter ihm stehenden Machtgruppen hier bereits konkrete Pläne entwickelt. Deshalb ist es für die deutsche und die europäische Industrie außerordentlich wichtig, daß die EU bereits in der Anfangsphase Vorschläge macht, wie man eine protektionistische Politik in den USA mit den europäischen Exportinteressen vereinbaren kann. Bereits vor 16 Jahren habe ich zusammen mit Dr. Klaus Zeitler in unserem Buch „Armut durch Globalisierung – Wohlstand durch Regionalisierung“ entsprechende Vorschläge veröffentlicht. Unsere Establishment-Medien haben allerdings erfolgversprechende Alternativen nicht einmal ansatzweise diskutiert.

Welchen Lösungsvorschlag schlagen Sie denn vor?
Theoretisch wäre das Problem eines fairen Welthandels mit Industriegütern relativ einfach zu lösen, denn es geht im wesentlichen um die Chancengleichheit der Arbeitnehmer in den westlichen Industriestaaten. In diesen Hochlohnländern sind die Löhne oft mehr als  50 Mal so hoch wie in den Niedriglohnländern. Deshalb führt ein zollfreier Handel zwischen solchen Ländern auf längere Sicht unvermeidbar zur Massenarbeitslosigkeit in den Hochlohnländern. Ein freier Welthandel ohne Schutzzölle führt zwangsläufig zu einem globalen Lohndumping. Dagegen müssen sich die Hochlohnländer wehren, wenn sie keine „Globalisierung der Niedriglöhne“ wünschen, die ihre Sozialstrukturen nachhaltig zerstören würden. Wenn Trump mit Schutzzöllen dagegen vorgeht, ist dies moralisch und staatspolitisch dringend geboten. Die Europäer sitzen insoweit mit den US-Bürgern in  einem Boot, da sie ein vergleichbar hohes Lohn- und Sozialniveau haben.

Die USA und die Europäer in einem Boot, was folgt daraus konkret?
Es geht jetzt vor allem darum, die neue Regierung der USA davon zu überzeugen, daß Länder mit ähnlichem Lohn- und Sozialniveau wie die USA von einer Schutzzollpolitik ausgenommen werden sollten. Denn in diesen Fällen bietet sich als vernünftiger Kompromiß  zwischen Globalisierung und Protektionismus das Modell einer großräumigen Regionalisierung der Wirtschaft in Form von Freihandelszonen für Industrieprodukte an. Die Hochlohn-Freihandelszonen könnten dann bilaterale Handelsverträge mit Niedriglohnländern oder mit entsprechenden Zusammenschlüssen solcher Länder abschließen. Dabei könnte man durchaus bestimmte Produktionen – wie etwa Zulieferteile – den Niedriglohnländern durch Zollfreiheit oder sehr niedrige Zölle überlassen. Dies müßte aber von der Politik entschieden werden, die damit ein wichtiges Steuerungsinstrument für den Arbeitsmarkt in die Hand bekäme. Das ist sicher auch nicht unproblematisch. Aber es  gibt den Staaten ihre Souveränität über die Wirtschaftspolitik wieder zurück und ist deshalb wesentlich besser als das Modell einer weltweiten Zollfreiheit, das zum Arbeitsplatzvernichtungsmodell für viele Hochlohnländer geworden ist.  

Themenwechsel: Trump will die Zuwanderung in sein Land begrenzen und vor allem viele Illegale aus den USA ausweisen. Falls er dieses Projekt in wesentlichen Teilen durchsetzt, hätte das doch Folgen für andere Länder mit ähnlichen Problemen, oder?
Zumindest hätte es eine Vorbildfunktion. Deshalb werden es sich unsere etablierten Medien immer weniger leisten können, die Ablehnung einer Masseneinwanderung von Armutsflüchtlingen als Ausländerfeindlichkeit zu diskriminieren. Bei einer sachlichen Diskussion über dieses Thema muß man zusätzlich berücksichtigen, daß Europa im Vergleich zu den USA übervölkert ist und nur wenige Bodenschätze besitzt. Unser Wohlstand beruht daher fast ausschließlich auf unserer industriellen Produktion. Wenn wir diese Produkte auf den Weltmärkten nicht mehr zu angemessenen Preisen verkaufen können, ist es mit unserem Wohlstand schnell vorbei. Wer unter solchen Voraussetzungen meint, Millionenheere von Einwanderern aufnehmen zu können, will entweder unser kapitalistisches System zerstören oder ist unfähig, einfachste wirtschaftliche Zusammenhänge zu begreifen. Unseren von der medialen Dauerpropaganda umerzogenen „Gutmenschen“ ist meistens gar nicht bekannt, wie zerbrechlich unser Wohlstand ist. Sie glauben offenbar, daß unsere Industrie das Wunder vollbringen kann, viele Millionen meist ungelernte Menschen mit gutbezahlten Arbeitsplätzen  zu versorgen. Daß dies bei der heutigen Konkurrenzsituation auf den Weltmärkten völlig unmöglich ist und daß wir größte Mühe haben dürften,  unsere bestehenden Arbeitsplätze zu erhalten, wird ihnen von unseren Leitmedien verschwiegen.  Wenn man sie darüber informieren würde, welch verheerende Folgen eine weitere Masseneinwanderung für unseren Wohlstand hat, würden die meisten sofort zu Einwanderungsgegnern werden. Das gilt sogar für jene Theologen, die meinen, daß wir alle Armutsflüchtlinge der Welt aufnehmen müßten. 

An welche Konsequenzen denken Sie dabei? 

Da wir für den größten Teil der einwandernden Millionenheere keine Arbeitsplätze schaffen können, würde ihre Versorgung sehr schnell unsere finanzielle Leistungsfähigkeit überfordern und damit zwangsläufig zur Verarmung immer größerer Bevölkerungskreise führen. Noch katastrophaler wären die Folgen bei einer Wirtschaftskrise, die bei der derzeitigen Weltwirtschaftslage immer weniger  ausgeschlossen werden kann. Dann würden unsere Sozialkassen und auch unsere   Rentensysteme sehr schnell zahlungsunfähig, und unsere hochverschuldeten Staaten könnten mangels ausreichender Steuereinnahmen auch keine Hilfe leisten. Selbst ohne Einwanderung wäre eine solche Situation schlimm genug. Mit Millionen von Einwanderern würde sie zur Katastrophe! Ein solches Szenario dürften auch Trump und seine Berater im Auge haben, wenn sie die Einwanderung in die USA drastisch reduzieren wollen. Dabei haben die USA viel größere Ressourcen als die Europäer. Im Gegensatz zu Europa könnten sie  mit ihren riesigen Landwirtschaftsflächen und Rohstoffreserven sogar weitgehend autark leben.

Die größte Bedrohung ist die Bevölkerungsexplosion

Die europäischen Einwanderungspropagandisten sollten daher ihrer „Gutmenschen-Gemeinde“ erklären, warum sich die USA als klassisches Einwanderungsland jetzt weitgehend abschotten, während wir im übervölkerten Europa weiterhin unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen sollen. Sie sollten auch bedenken, daß es nicht nur um einige Millionen, sondern um Milliarden potentielle Einwanderer geht. Denn die Bevölkerungsexplosion beschert uns jährlich über 80 Millionen zusätzliche Menschen. Dies entspricht der Einwohnerzahl Deutschlands. Seit 1950 hat sich die Weltbevölkerung nahezu verdreifacht. Die größte Bedrohung für die Menschheit geht daher nicht von der Erderwärmung, sondern von der Bevölkerungsexplosion aus. Diese Gefahr läßt sich nicht durch Völkerwanderungen in vermeintlich reiche Regionen, sondern nur durch Geburtenkontrolle in den betroffenen Ländern beseitigen. Dies scheint aber auch ein Tabuthema zu sein, das von unseren großen Medien bewußt totgeschwiegen wird. Deshalb kann man nur hoffen, daß sich Trump auch dieses Themas annehmen wird. Denn der Einwanderungsdruck wird ohne Beseitigung dieses Grundproblems immer stärker werden, so daß auch Mauern an der Grenze zu Mexiko den USA auf Dauer keinen Schutz bieten dürften.

Das EU-Establishment befürchtet, daß die sogenannten populistischen Strömungen in ganz Europa durch den Siegeszug von Donald Trump ebenfalls profitieren dürften, also in Österreich die FPÖ und in Deutschland die AfD. Richtig?
Dies ist natürlich zu erwarten. Jetzt rächt es sich, daß die bisher dominierenden Parteien zu sehr auf die Wünsche des alten US-Establishments – etwa in der Einwanderungsfrage –  eingegangen sind, statt die Interessen der eigenen Bevölkerung wahrzunehmen. In Deutschland trifft es die CSU besonders hart, die in der Einwanderungsfrage ähnliche Positionen wie die AfD vertritt, aber aufgrund unserer „Parteienlandschaft“ gezwungen ist, mit der CDU zu koalieren. Die CDU ist von Frau Merkel und ihren Vasallen zu einer  weitgehend linken Partei gemacht worden. Deshalb hat sie konservative Positionen in einem Umfang aufgegeben, die die AfD als Ersatzpartei notwendig gemacht hat. Die AfD wird nun durch den Sieg Trumps erheblich profitieren. Die Unbelehrbarkeit von Frau Merkel tut ein übriges. Sie mag zwar viele Anhänger im rot-grünen Lager haben. Im bürgerlichen Lager wird sie jedoch für die  schlimmsten Wahlverluste in der Geschichte der CDU sorgen.

Selbst Attentate auf Trump sind nicht auszuschließen

Welche Reaktionen der Global-Elite, die sich – vermutlich – trotz des Trump-Sieges nicht einfach geschlagen geben wird, sind zu erwarten?
Man muß hier zwischen zwei Gruppen unterscheiden. Die Gruppe der Globalisierungsgewinner wird nach Kräften versuchen, die protektionistische Politik des Herrn Trump zu verhindern. Ihren Mitgliedern stehen nahezu unbegrenzte Geldmengen zur Verfügung und einige dürften bereit sein, diese Mittel auch skrupellos einzusetzen. Selbst Attentate auf den neuen Präsidenten können daher nicht ausgeschlossen werden. Wir können nur hoffen, daß diese Kreise erkennen, daß die derzeitige Globalisierungspolitik unvermeidbar scheitern muß und daß es für alle Beteiligten wesentlich günstiger wäre, wenn eine vergleichbar sanfte Umgestaltung der Welthandelspolitik vorgenommen würde, als wenn dies im Rahmen einer Weltwirtschaftskrise kurzfristig geschehen müßte. Denn solche Notmaßnahmen könnten eine Krise eher noch verschlimmern.

Und die andere Gruppe?
Sie besteht aus den Funktionären, die ihre gutbezahlte Karriere in Politik und Medien ihrer absoluten Linientreue gegenüber dem Establishment verdanken. Darunter befinden sich auch überzeugte linke Ideologen, die darauf hoffen, daß sich die Kapitalisten in ihrer Gier selbst vernichten und deshalb alles unterstützen, was zur Destabilisierung unserer Gesellschaft beiträgt. Daher sind sie auch die aktivsten Kämpfer für eine Masseneinwanderung von Armutsflüchtlingen. Die große Masse der „Funktionäre“ des Establishments wird voraussichtlich aus mangelnder Flexibilität oder aus Überzeugung ihre bisherige Linie zunächst beibehalten. Man darf aber davon ausgehen, daß die meisten doch nur Opportunisten sind, die sich bald den Wünschen des „großen Bruders“ in den USA anpassen werden.

Die Wirtschaftssanktionen gegen Rußland dürften ebenfalls bald der Vergangenheit angehören. Eine Chance zur Wiederannäherung zwischen Putin und der EU?

Das Verhältnis zwischen den USA und Rußland ist von größter Bedeutung für die Zukunft Europas. Man kann nur hoffen, daß Trump erkennt, daß eine Fortsetzung des alten Ost-West-Konfliktes vor allem den Chinesen dient. Damit würde ihnen die Rolle der zukünftigen Weltmacht Nr. 1  noch leichter in den Schoß fallen. Das Schüren von Konflikten und die daraus erwachsenden Stellvertreterkriege nützten zwar der Rüstungsindustrie, aber nicht den langfristigen Interessen der USA. Die Zeit der Weltherrschaftsträume ist sowohl für Rußland wie auch die USA vorbei. Sie sind aufgrund ihrer Bevölkerungszahl gar nicht in der Lage, die Menschenmassen in der Dritten Welt unter ihre Kontrolle zu bringen – auch wenn sie eine gewaltige waffentechnische Überlegenheit besitzen. Deshalb läge eine friedliche Zusammenarbeit im größten Interesse dieser beider Mächte. Auch Europa würde davon erheblich profitieren. Wir können nur hoffen, daß Trump und seine Berater erkennen, daß die Kriegspolitik des vergangenen Jahrhunderts für die beteiligten Völker ein schwerer Fehler war. Wer in historischen Dimensionen denkt, weiß ohnehin, daß der biologische Faktor immer stärker ist als der militärische. Die obersten Strategen der Weltpolitik sollten daher ihre Aufmerksamkeit der bereits erwähnten Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt widmen. Hier brodelt ein Vulkan, der alle anderen strategischen Überlegungen als relativ bedeutungslos erscheinen läßt. Und hier könnte eine vernünftige „One-World“-Idee sogar positive Ergebnisse hervorbringen, wenn man versucht, gemeinsam eine Geburtenkontrolle  in diesen Problemländern zu installieren. Es ist eigentlich unverständlich, daß die Großmächte ihre Energie in Machtverteilungskämpfe investieren, während sich vor ihren Augen ein gigantischer Tsunami aus einer Bevölkerungsexplosion, verbunden mit einer explosiven Zunahme des Ressourcenverbrauchs, aufbaut. Dieser Tsunami könnte eine größere Katastrophe anrichten als ein Atomkrieg.
Die Lösung dieser Problematik wäre allerdings eine wahre Herkulesarbeit, die auch die Kräfte eines amerikanischen Präsidenten  weit übersteigen. Aber jetzt böte sich zumindest eine Gelegenheit, statt eines „Weiter so“ auch an dieses Problem ohne ideologische Scheuklappen heranzugehen.

Herr Ritter, vielen Dank für dieses Gespräch

 

 
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