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Evolution im Erklärungsnotstand

Univ.-Doz. Dr. Friedrich Romig

Die evolutionistische Welterklärung ist die letzte Fluchtecke, die dem marxistischen „Dialektischen Materialismus“ noch geblieben ist. Die  evolutionistischen Hypothesen von der Entstehung des Lebens aus toter Materie, der „höheren“ und komplexeren Lebewesen aus „niedrigeren“ und primitiven, oder die gängige Ansicht, der Mensch, dieses „Untier“, sei ein Abkömmling aus der Tierwelt, seine „Vernunft“ oder sein logisches Denkvermögen seien Produkte von Hirnwindungen, also der Physis, konnten zwar nie wirklich erhärtet, geschweige denn bewiesen werden, doch gelten sie an philosophischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten noch immer als Stand der Forschung. Es gibt in unserem Sprachbereich derzeit kaum Schulbücher, die vom Dogma der Evolution Abstand nehmen, geschweige denn Lehrer, welche  ihre Schüler auf die Grenzen und Unhaltbarkeit  evolutionistischer Abstammungserklärungen verweisen.
Erfreulicherweise sind es gerade junge, universal gebildete Wissenschaftler, welche eingefahrene Geleise verlassen und die „Sperre“ der Vorurteile durchbrechen. Einer von ihnen ist Justin M. Minkowitsch (Jg. 1978), der  sich in ganzheitlicher Weise des Themas Evolution und Schöpfung annimmt  und sich dabei  nicht nur auf ein umfassendes philosophisches und theologisches Wissen stützen kann, sondern sich auch in souveräner Weise der Gesamtheit der einschlägigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Biologie, Molekularchemie, Molekulargenetik und Paläontologie zu bedienen vermag.
Die Ergebnisse, welche Minkowitsch in wohldokumentierter Weise vorlegt, wirken auf den herkömmlich gebildeten Laien frappierend, dem Fachmann dagegen sind sie nur allzu vertraut. Wir fassen sie wie folgt zusammen:
Die Entstehung der ersten lebenden Zellen und die zu ihrer Bildung notwendigen Makromoleküle (DNS und Proteine) aus der „Ursuppe“, einem Gemisch von Methan, Ammoniak, Stickstoff, Wasser und Wasserstoff, sind nicht nachgewiesen. Ursuppen-Simulationsexperimente haben nirgendwo etwas Lebendiges hervorgebracht.
Die Hervorbringung neuer Arten (= Makroevolution) durch Selektion oder Mutation ist auszuschließen (S. 111). Die molekulargenetische Faktenlage zeigt, daß die  für die Entstehung „höherer“ Lebewesen notwendige Verlängerung der DNS-Ketten durch Polykondensationsvorgänge geschieht und nicht durch Mutationen erklärbar ist. „Mutationen sind keineswegs in der Lage, die unterschiedlich langen DNS-Ketten bei verschiedenen Lebewesenkategorien zu erklären.“ (S. 110).
Veränderungen über die Artgrenzen von Lebewesen hinaus in Form einer durchgängigen Entwicklung  von niedrigeren zu höheren Lebewesen, also vom Einzeller über Mehrzeller, Fische, Reptilien, Säugetiere, Menschenaffen bis zum Menschen mit ihren spezifisch langen und spezifisch gestalteten DNS-Ketten, sind empirisch nicht feststellbar. Paläontologische Forschungen und Funde konnten die „Übergänge“ zwischen den verschiedenen Komplexitätsstufen nicht nachweisen. Die Fossilfunde zeigen, daß die Lebensformen (z. B. Insekten aus dem Jura) schon bei ihrem ersten Auftreten vollkommen „fertig“ sind und ihren vergleichbaren heutigen Formen bis ins Detail hinein gleichen. Das im Begriff „Höherentwicklung“ versteckte Vorurteil, wonach die „Anfänger“ einer Stammreihe irgendwie unterentwickelt wären, ist unhaltbar. Das Neue erscheint „plötzlich“, „schlagartig“, „explosionsartig“, „spontan“, „übergangslos“ und tritt immer schon „fix und fertig“ auf (vgl. S. 122).
E. Haeckels „biogenetisches Grundgesetz“, demzufolge die embryonale Ontogenese (z. B. das Werden eines Menschen im Mutterleib  von der Empfängnis bis zur Geburt) eine im Eilzugstempo durchlaufene Phylogenese (siehe Punkt 2) durchmacht, ist durch die Erkenntnisse der Molekularbiologie widerlegt. Die DNS im Kern der Eizelle nach erfolgter Befruchtung ist die gleiche wie beim „fertigen“, ausgetragenen und schließlich altgewordenen Menschen: von Phylogenese also keine Spur.
Die Leistungsfähigkeit der Evolutionsmechanismen Mutation, Rekombination, Präadaption, Selektion, Gendrift, Gentransfer u. a. m. ist auf den mikroevolutiven Bereich beschränkt und kann nur Variationen innerhalb von vorhandenen DNS-Strukturen und ihrem phänotypischen Erscheinungsbild, nicht aber die Entstehung von neuen Arten erklären.
Evolution ist kein sich selbst planender, schaffender, ausprobierender und schließlich in die Realität (von Lebewesen) umgesetzter Vorgang. Der Schlüsselbegriff der Evolutionstheorie, die „Selbstorganisation“ (Autopoiesie), ist empirisch-experimentell unmöglich nachzuweisen, die mit dem Begriff der „Selbstorganisation“ verbundenen Annahmen widersprechen der Logik. Selbstorganisation setzt „das Selbst“ als Bedingung  der (durch das Selbst bedingten) Organisation voraus. Es („das Selbst“) kann also nicht erst durch Organisation entstehen. Aristotelisch gesprochen kann „das Ganze“, als logisches Prius der Teile, nicht aus den Teilen „entstehen“. Aus einem noch so großen Steinhaufen entsteht „von selbst“ kein Haus. Bauarbeiter sind notwendig, welche die Steine nach dem Plan des Architekten oder Baumeisters sorgfältig auswählen und zusammenfügen. So ist es auch bei der Entstehung von Lebewesen aus den Molekülbausteinen.
Daher kommen seriöse naturwissenschaftliche Spitzenforscher bei der Beurteilung der Evolutionslehre zu vernichtenden Ergebnissen. „Wir besitzen keine positiven Beweise für den anorganischen Ursprung des Lebens oder die tierische Abstammung des Menschen, ja, wenn wir pedantisch sind, nicht einmal für die Abstammungslehre selbst“ (C. F. v. Weizsäcker). „Die Tatsache der Evolution ist das Rückgrat der Biologie, und die Biologie nimmt somit die merkwürdige Stellung ein, daß sie eine Wissenschaft ist, die auf eine unbewiesene Theorie gegründet ist“ (L. Harrison Matthews). „Es liegt auf der Hand, daß die Bildung der Knochen (Anm.: für den ersten Fisch, der an Land ,ging‘), nicht eine, sondern eine ganze Explosion von Mutationen erforderte, die alle zu einem einzigen Zweck (!) koordiniert wurden – unglaublich (sic!), daß dies allein durch den Zufall geschehen sein sollte“ (G. R. Taylor). Die Evolutionstheorie ist „sowohl in Beobachtung als auch in Experiment ohne Stütze“ (A. Locker). Für Pascal Jordan beruht die Zufallstheorie der Neo-Evolutionisten auf „einem groben wissenschaftlichen Denkfehler“, dem jede Beweiskraft abgesprochen werden muß: der statistische Zufall reicht  als Erklärungsgrundlage für die vorhandene Fülle der Tier- und Pflanzenwelt nicht aus. „Daß die Evolution eine Abfolge von zufällig ausgelösten Mikroereignissen zu verdanken sei, dagegen spricht die Zeit und die Mathematik“, hält F. Jacob, einst einer der engsten Mitarbeiter von Nobelpreisträger J. Monod („Zufall und Notwendigkeit“), fest. „Nicht eines der Tausenden von Biomolekülen, auf die das Leben angewiesen ist, konnte durch natürliche Prozesse hier auf Erden zustande kommen“ (F. Hoyle). „Auf Grund der experimentellen Ergebnisse der Artbildungsforschung muß die Evolutionslehre ganz aufgegeben werden“ (H. Nilsson). Die Evolutionslehre „kann man wissenschaftlich nicht definieren, geschweige denn mit wissenschaftlicher Exaktheit beweisen“ (W. R. Thompson). „Wir wissen nicht, wie das Leben entstanden ist, wir wissen nur, wie es nicht entstanden ist, nämlich nicht durch Selbstorganisation (der Materie), nicht durch Mutation, nicht durch Selektion – nicht durch molekulare Zufallsereignisse, nicht spontan, nicht von selbst“, so der berühmte Molekularchemiker  Bruno Vollmert. „Das Leben bleibt ein unbegreifliches Geheimnis“, resümiert der Pionier der Vererbungschemie und Miterfinder der Gentechnik, Erwin Chargaff. Dieses Geheimnis ist auch durch noch so intensive Naturforschung nicht aufzuhellen. Die Evolutionslehre erwies sich als „Irrweg der Naturwissenschaft“ (H. Kahle).
Minkowitsch bleibt bei der Widerlegung des Evolutionstheorems nicht stehen, sondern führt den Leser behutsam zu den philosophischen und theologischen Einsichten, welche die größten Denker seit der Antike bis zum heutigen Tage zur Frage der Entwicklung  vorgetragen haben. Immer schon war es für diese die „Form“ (Aristoteles) oder „Idee“ (Platon), also etwas „Geistiges“, das sich in Entwicklung und Gestaltwandel der Lebewesen ausdrückt. Durch die modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, so der Verfasser, erfahren diese Einsichten nicht nur keine Absage, sondern sie gewinnen an Plausibilität. Glaube und Vernunft, Theologie und Naturwissenschaft können einander auf Dauer nicht widersprechen, dafür sorgt die harmonia mundi, die für die größten der Naturforscher selbstverständlich oder „evident“ war. Wo sie es dennoch tun, liegt Irrtum vor. Was von der Evolutionstheorie zuletzt übrigbleibt, ist Ideologie, also „falsches Bewußtsein“.
Von ihm zu befreien, ist Aufgabe der Bildung. Darum wäre es höchst wünschenswert, das vorzüglich ausgestattete und äußerst preiswerte Buch würde baldmöglichst im Schulunterricht Verwendung finden. Der gebildete Laie, der sich über den neuesten Stand der Auseinandersetzungen  zwischen Theologen, Philosophen und Naturwissenschaftlern informieren oder bei Diskussionen über solche Modethemen wie „intelligent design“ mitreden will, ist gut beraten, zu diesem Buch zu greifen.


Justin M. Minkowitsch: Postevolutionäre Schöpfungstheologie. 160 Seiten, Eigenverlag Minkowitsch, Lilienfeld (N.Ö.) 2007, ISBN 978-3-9500900-1-7, EURO 20,–

 
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