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Warum sich Gutmenschen fürchten

Von Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker

Und wieder marschiert der gewaltbereite Mob; in Deutschland, um Demonstrationen islamisierungskritischer Bürger zu verhindern, in Österreich gegen die Akademikerbälle in Wien, Linz und Graz. Wie selbstverständlich müßte es in einer solchen Situation eigentlich sein, daß sich die demokratischen Medien und die höchsten Repräsentanten des Staates unmißverständlich auf die Seite jener stellen, deren bürgerliche Grundrechte bestritten werden. Was wäre in unserem Lande los, wenn rechte Schlägertrupps versuchen würden, den Faschings-Gschnas einer linken, sei es kommunistischen Organisation zu verhindern! So aber schweigt die politische Kaste vom Bundespräsidenten abwärts (in Ö) oder beteiligt sich an der Hetze (in D) und auch in der Medienlandschaft sieht es (mit Ausnahmen) nicht anders aus.

Für all die selbsternannten „Gutmenschen“ müßte in diesen Tagen die Welt also in Ordnung sein, scheinen die bösen „Rechten“ doch mit Erfolg gesellschaftlich isoliert. Aber der Schein trügt: Das Internet ist ein gläsernes Medium, Erfolg und Mißerfolg einer Kampagne lassen sich leicht messen, was der Werbewirtschaft gerade einen massiven Umbruch beschert. Bei politischen Kampagnen kann man natürlich nicht direkt von der Zahl jener, die sich per Facebook dazu bekennen, auf ihre Durchschlagskraft schließen. Dennoch ist ein Blick auf die dort vergebenen „Likes“ sehr erhellend. 

Als Beispiel soll uns das Facebook-Profil einer aus bestem Grazer Bürgertum stammenden Dame dienen: Jüngst hat sie die deutsche Seite „Stoppt Pegida und Co.“ „geliked“: Daß schon das Profilbild dieser Seite die Symbole der linksextremen Antifa zieren, auf deren Konto tausende Gewalttaten, Anschläge, verletzte Polizisten pro Jahr gehen, hat unsere Freundin offenbar nicht gestört. Ebensowenig, daß dort die biederen Bürger von Pegida pauschal als „Nazis“ bezeichnet werden. Doch nur rund 2.600 Personen insgesamt gefällt diese Seite. Nun ja, allein Pegida Österreich hat schon 11.000 Sympathisanten und die deutsche Pegida-Seite über 150.000. Wenn man diese Zahlen vergleicht, kann man als Gutmensch schon beginnen, sich einsam zu fühlen.

Auch anderen Favoriten der Dame geht es nicht viel besser: „I love to be a Gutmensch“ kann trotz jahrelanger Aktivität im Netz auf peinliche 468 „Likes“ verweisen – schon allein unsere Protagonistin hat deutlich mehr Facebook-Freunde. Offenbar sind nicht alle „Gutmenschen“.

Fast schon Mitleid bekommt man bei „I bet I can find 1.000.000 people who hate racism“: Wer heißt schon Rassismus gut? Auch der Schreiber dieser Zeilen tut dies keineswegs. Und doch scheint der Betreiber dieser seit 2012 sehr aktiven und mit einem Nelson-Mandela-Bild werbenden Seite die selbstgestellte Wette deutlich zu verlieren: 5.845 „Likes“ sind doch noch ein gutes Stück von der angestrebten Million entfernt…

Richtig lustig wird es dann auf der Seite „Akademiker/Innen gegen die Bezeichnung ‚Akademiker-Ball‘“: Gerade einmal 21 – in Worten: einundzwanzig – Mitglieder zählt diese Facebook-Gemeinschaft. Zum Grazer Akademiker-Ball hingegen bekennen sich 550 Personen mit Bild und Facebook-Profil – am Fußballfeld wäre dies ein 26:1.

Wesentlich erfolgreicher ist im Unterschied dazu die Initiative „Kann dieser seelenlose Ziegelstein mehr Freunde haben als H. C. Strache?“. Mehr als 178.000 „Nutzer/Innen“ hoffen darauf. Ob einem von ihnen aufgegangen ist, wie zutiefst menschenverachtend dieser Slogan ist, welche Assoziationen er wecken muß? Und wie erbärmlich ist es, daß das vereinigte „Gutmenschentum“ mit keinem persönlichen Vorbild, mit keinem politischen Anliegen, mit keiner einzigen positiven Aussage auch nur annähernd so viele Unterstützer mobilisieren kann, wie mit einer bloßen Negation, dem primitiven „Ich bin dagegen!“ Deutlich zeigt sich hier, daß dieses politische Lager eben nicht von der Liebe, sondern vielmehr primär vom Hass getrieben ist.

Ein direkter Vergleich des Erfolgs dieser Kampagne mit Straches Seite ist aber nicht mehr möglich, weil der blaue Parteivorsitzende keine Facebook-Freunde mehr zuläßt. Allzu oft haben Nutzer mit Fantasienamen in böser Absicht Dinge auf seiner Seite gepostet, die dann mit großem Geschrei gegen ihn verwendet wurden. Aber ein Blick in die Steiermark, wo die FPÖ fast doppelt so viele „Likes“ wie die Grünen hat, zeigt, daß auch diese Wette verloren gegangen sein dürfte. 

Es kann einer bekennenden „Gutmenschin“ also schon zu gruseln beginnen, wenn sie sich die lächerlichen Ergebnisse ihrer favorisierten Internetkampagnen ansieht. Da bleibt dann nur die Flucht in den Suff. Unsere nicht mehr ganz junge Freundin ist auch Mitglied der Gruppe „V.A.g.i.n.A.“, was als Abkürzung für „Vaterlandslose Alkoholiker gegen intolerante nationalistische Arschlöcher“ steht. Dort lesen wir dann geistige Höhenflüge wie: „Wir haben alle denselben Ursprung und das Recht auf gleiche Gegenwart und vor allem Zukunft!“ Wunderbar: Schon Pol Pot und Mao Tse Tung haben vorgelebt, was es heißt, mit diesem Slogan ernst zu machen. Aber trösten wir uns: Gerade 181 Gutmenschinnen bezeichnen sich selbst als „VAginA“. Vielleicht empfiehlt es sich daher, die Selbstbezeichnung geringfügig in „Vereinsamte Alkoholiker gegen …“ zu ändern.

 
Dieser Text wurde bereits im Jänner auf www.unzensuriert.at veröffentlicht. 

 
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